Brütende Hitze, strahlender Sonnenschein und viel zu wenig Regen – das Wetter der jüngsten Vergangenheit belastet nicht nur den Mensch, sondern lässt auch die Natur austrocknen. Die Radolfzeller Stadtverwaltung, Feuerwehr und Forstverwaltung warnen daher vor einer erhöhten Waldbrandgefahr, das Landratsamt hat deshalb im gesamten Landkreis Konstanz sogar die Nutzung vorhandener Feuer- und Grillstellen im Wald untersagt. Denn Fahrlässigkeit an solchen Orten ist einer der Hauptgründe, die laut der Feuerwehr Radolfzell typischerweise zu Waldbränden führen.

Nicht gelöschte Glut kann noch sehr lange glimmen

„Es passiert weniger, dass Grillfeuer außer Kontrolle geraten“, erklärt Helmut Richter, „sondern dass die Feuer nicht richtig gelöscht werden.“ Dann könne die Glut sehr lange noch glimmen – „die hält Stunden und je nach Situation auch Tage“. Durch einen Windstoß könne dann ein Brand entstehen. Eine weitere häufige Ursache für Waldbrände seien weggeworfene Zigaretten. „Und nicht zu unterschätzen ist der Brennglaseffekt“, sagt Richter.

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Immer wieder seien weggeworfene Flaschen oder Glasscherben im Wald zu finden, weil sie nicht ordnungsgemäß entsorgt werden. Treffen die Sonnenstrahlen im richtigen Winkel darauf, werden die Lichtstrahlen gebündelt und es kommt zu einer enormen Hitzeentwicklung und dann womöglich auch zu einem Brand. Und auch von achtlos auf ausgetrockneten Wiesen abgestellten Autos geht eine Gefahr aus – auch wenn es den Fahrern oft nicht bewusst ist. „Durch heiße Katalysatoren an Fahrzeugen kann es zu einer Brandentwicklung kommen“, erklärt der Feuerwehrkommandant.

So können Waldbrände verhindert werden

Derzeit ist die Nutzung von Feuer- und Grillstellen im Wald im gesamten Landkreis Konstanz verboten. Mitte Juli hatte das Landratsamt dafür eine Allgemeinverordnung unterlassen. Aber auch wenn ein solches Verbot nicht gilt, rät Helmut Richter, bestimmte Regeln einzuhalten, um Waldbrände zu verhindern. So sollten Grillstellen nach der Benutzung nicht einfach zurückgelassen werden, auch wenn die Glut scheinbar nicht mehr vorhanden ist. Stattdessen sollte die Glut mit Wasser gelöscht und mit Erde abgedeckt werden.

Waldbrand wird mit Hochdruck gelöscht

Kommt es tatsächlich einmal zu einem Waldbrand, verfügt die Feuerwehr über eine bestimmte Ausrüstung. So kämen Feuerpatschen zum Einsatz, mit denen die Flammen ausgeschlagen werden, so Richter. Jedes Fahrzeug verfüge über zwei solcher Patschen, für den Fall eines Flächenbrandes lagern im Keller des Feuerwehrhauses weitere. „Und wir haben zwei Fahrzeuge mit Hochdrucklöschgeräten ausgerüstet“, berichtet der Feuerwehrkommandant. Diese seien zwar nicht nur für Vegetationsbrände gedacht, eignen sich aber gut dafür. In den Geräten werde das Wasser mit 100 Bar in den Schlauch gedrückt – normal seien in anderen Löschgeräten etwa fünf Bar.

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„Dadurch wird das Wasser sehr fein zerstäubt und hat eine sehr hohe Löschwirkung“, sagt Helmut Richter – zumindest was die Flammen angeht. Diese könnten mit dem Gerät effektiv zerschlagen werden, was die Brandausbreitung unterbreche. Die Glut müsse dann aber noch einmal extra abgelöscht werden. Ein weiterer Vorteil des Geräts: „Wir verbrauchen dadurch weniger Wasser.“

Hochdrucklöschgerät, Harke, Schaufel

Und das ist wichtig, denn wie Helmut Richter berichtet, gebe es zwar vereinzelt Hydranten am Waldrand, allerdings gebe es generell wenig Wasserentnahmemöglichkeiten und dann auch noch mit einer recht geringen Lieferleistung. Um dennoch löschen zu können, verfügt die Feuerwehr Radolfzell über Fahrzeuge mit recht großem Tankvolumen. Dadurch könne schon viel Wasser direkt in den Fahrzeugen zum Brandort transportiert werden.

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Mit einem der Fahrzeuge, die die Feuerwehr im Frühjahr neu erhalten hat, könne mit dem Hochdrucklöschgerät eine Dreiviertelstunde ununterbrochen gelöscht werden. Zudem verfüge die Feuerwehr über einen Abrollbehälter, der 6700 Liter fassen und damit noch einmal extra Wasser liefern könne. „Das ist die Sicherstellung der Wasserleistung“, erklärt der Feuerwehrkommandant. Zwar könne mit den Fahrzeugen auch nicht jeder Waldweg befahren werden, dennoch sei es möglich, recht nah an einen Brand heranzukommen.

Joachim Strate, Pressesprecher der Feuerwehr Radolfzell, und Helmut Richter, Feuerwehrkommandant, zeigen die Technik, mit der ...
Joachim Strate, Pressesprecher der Feuerwehr Radolfzell, und Helmut Richter, Feuerwehrkommandant, zeigen die Technik, mit der typischerweise Wald- und Flächenbrände gelöscht werden. Neben Feuerpatschen kommen auch Hochdrucklöschgeräte zum Einsatz. | Bild: Marinovic, Laura

Ebenfalls bei Waldbränden zum Einsatz kommen laut Helmut Richter Harken und Schaufeln – denn je nach Untergrund reiche es nicht, nur oberflächlich zu löschen. In Torf etwa fresse sich ein Brand bis in den Untergrund, die Feuerwehr müsse den Boden daher umgraben, um löschen zu können. Zudem gebe es eine Löschlanze, als ein Rohr, das in den Boden gestochen werden kann, um Wasser in den Untergrund zu bringen.

Verschärft sich die Lage, müsste die Feuerwehr aufrüsten

Aktuell komme es zwar jedes Jahr zu Waldbränden in Radolfzell, allerdings seien die Zahlen im Vergleich zu den allgemeinen Einsätzen gering, so der Feuerwehrkommandant. Dennoch gibt er zu bedenken: „Je trockener und heißer es ist und je länger die Periode dauert, desto größer ist die Gefahr und in der Folge dann auch die Anzahl der Einsätze.“ Von Vorteil sei, dass es im Stadtwald nicht nur Nadelbäume gebe – diese würden nämlich aufgrund ihres Harzes und der ätherischen Öle viel schneller brennen als Laubbäume. Dadurch breite sich ein Brand viel schneller aus. Im Frühjahr hatte der Kreisforstamtsleiter Walter Jäger zudem berichtet, dass es künftig sogar noch etwas weniger Nadelholzarten im Stadtwald geben wird als bisher.

Sollten Waldbrände künftiger jedoch aufgrund des Klimawandels häufiger werden, so müsste die Feuerwehr Radolfzell sich darauf vorbereiten und auch ausrüsten, wie Helmut Richter erklärt. Zum Beispiel bräuchte es andere Schutzkleidung, die speziell für den Einsatz in der Sommerhitze ausgelegt ist.

Schwere Schutzkleidung führt zu schneller Überhitzung

„Wir bräuchten leichtere Schutzkleidung“, sagt der Feuerwehrkommandant. Die aktuelle Schutzkleidung sei aufgrund ihrer hohen Schutzwirkung schwer, sie zu tragen sei sehr anstrengend. Für die Feuerwehrleute bedeute das eine enorme Anstrengung, auch ohne die zusätzliche Wärmestrahlung eines Feuers. Wie Joachim Strate, Pressesprecher bei der Feuerwehr Radolfzell, berichtet, müssten Feuerwehrleute bei sommerlichen Temperaturen im Einsatz ständig ausgetauscht werden, da sie stark überhitzen. „In jedem Löschfahrzeug haben wir darum Mineralwasser, weil die Einsatzkräfte viel Wasser verlieren“, so Helmut Richter.

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Und damit nicht genug: Für solche neue Ausrüstung müsse dann natürlich auch erst einmal ein Lagerraum gefunden werden. „Und es gibt in Radolfzell eigentlich kein Feuerwehrhaus, das Platz frei hat“, sagt der Kommandant. Dennoch – noch sind solche Überlegungen nicht dringend nötig. „Der Bedarf ist noch nicht da“, sagt Richter.