Nachdem im vergangenen Jahr mit einem neuen, engagierten Pächter frischer Wind in die Bewirtschaftung des Böhringer Freibades kam und die Stadt in einen attraktiven großen Spielplatz investierte, erfährt das Naherholungsgebiet Böhringer See jetzt erneut eine große Aufwertung: Nebenan, direkt angrenzend an das Bad, öffnet am Freitag, 16. Mai, das neue Restaurant zum Seele seine Türen.
Mit dem Speiselokal direkt am Böhringer See, das auf zwei großflächigen Terrassen gut 85 Sitzplätze bietet, hat Campingplatz-Eigentümer Dietmar Helmlinger sein Versprechen wahr gemacht, einen Ersatz für das beliebte ehemalige Bistro am See zu schaffen. Dieses war nach einem Hochwasserschaden vor vier Jahren nicht mehr zu retten. Dass die Realisierung drei lange Jahre dauerte, sei mitunter darauf zurückzuführen, dass es großen Abstimmungsbedarf mit den Naturschutzbehörden von Stadt und Landkreis gegeben habe. Das Gelände musste zudem weiträumig aufgeschüttet werden, um das Gebäude auf ein höheres Niveau zu bringen.
Ort der Begegnung
Das neue Restaurant mit Kiosk und angegliederten Sanitäranlagen für den Campingplatz solle mit seinem ganzjährigen Betrieb auch eine Lücke im örtlichen Gastro-Bereich schließen, so Dietmar Helmlinger. Darüber freut sich nicht nur die Bevölkerung, sondern auch Ortsvorsteher Jürgen Keck, der das Engagement von Dietmar und Sigrun Helmlinger ausdrücklich lobt: „Es ist ein neuer schöner Ort der Begegnung geworden für Einheimische wie für Gäste, für Spaziergänger, Familien und alle, die den Böhringer See genießen möchten.“
Froh sei er, dass sich auch ein Betreiberpaar gefunden habe, das mit frischen Ideen und Gastfreundschaft dafür sorge, den neuen Treffpunkt mit Leben zu füllen.
Lange Geschichte am Böhringer See
Über die Höhe der Investition für den modernen Holzbau will Dietmar Helmlinger, der gerade seinen 80. Geburtstag feierte, nicht reden. Sie sei einfach notwendig gewesen für eine ansprechende Infrastruktur der Campinganlage mit ihren 45 Plätzen, „aber auch ein Stück weit große Herzenssache, weil wir auch sehr mit dem Böhringer See verwurzelt sind“.
Dietmar und Sigrun Helmlinger haben neben ihrem Campingplatz auch 35 Jahre lang, von 1980 bis 2015, als Pächter das Böhringer Bad bewirtschaftet. Zwar hätten sie 2010, als die Stadt das Badegebäude sanierte und neue Räumlichkeiten für Küche und Lager baute, auch dort eine Gastronomie schaffen können, doch da sie den zum Campingplatz gehörenden Kiosk am See betrieben und die Badegäste dort verköstigten, wollten sie nicht zweigleisig fahren.
Damals gab es im Gegensatz zu heute noch einen Durchgang zwischen Badeanstalt und Kiosk. Doch die Ära der Familie Helmlinger am Böhringer See reicht schon viel weiter zurück: Die Eltern von Dietmar Helmlinger, Heinrich (“Zenze-Heiner“) und Kreszentia Helmlinger, die ab 1939 in Böhringen in der Hindenburgstraße ein Lebensmittelgeschäft betrieben, begannen vor und während des Krieges auf dem städtischen Grundstück am Böhringer See Schleck-Eis für zehn Pfennige zu verkaufen.
„Es war das beste Eis – mit frischen Früchten und aus einer handbetriebenen Eismaschine. Viele Nachahmer aus dem Ort, die es auch an den See zog, hatten keine Chance“, erzählt Dietmar Helmlinger schmunzelnd. Nach dem Krieg verkaufte seine Mutter dann bald auf Klapptischen Süßigkeiten und Getränke aus dem Laden an die Badegäste. In den Fünfzigern schlugen die ersten Badegäste kleine Zelte am Ufer auf. 1960 erhielten seine Eltern dann die Baugenehmigung für das erste „Hüttle“, den ersten Kiosk, am Böhringer See.
„Sie waren die Pioniere, haben als erste Strom und Wasser gelegt“, erzählt Dietmar Helmlinger. Etwa zur gleichen Zeit begannen seine Großeltern mit dem Campingplatz vor den Toren des Böhringer Sees. Auf den Äckern gegenüber hätten seine Eltern schon lange davor Gemüse angebaut. „Dort im Gemüsefeld habe ich Laufen gelernt“, erinnert er sich.
Was gibt es nun am See?
Das Betreiberpaar Giuseppe und Sonja Ardizio freuen sich nun auf ihre Arbeit in der neuen Gastronomie am See: „Hier zu arbeiten inmitten der Natur ist einfach schön und das Restaurant ist traumhaft geworden.“ Sie können auf 25 Jahre Gastro-Erfahrung zurückblicken. Zuletzt waren sie Wirtsleute im Landgasthof Hecht in Orsingen, davor hatten sie viele Jahre die Gastronomie auf dem Campingplatz Sonnental in Engen inne. Unterstützt wird das Ehepaar in den Abendstunden und am Wochenende von seinen drei Töchtern.
Die Ardizios bieten bis auf fünf Pasta-Gerichte deutsche Küche an, auf Vorbestellung auch italienische Gerichte. „Meine Frau kocht deutsch, ich italienisch“, erklärt Giuseppe Ardizio. Bis auf Pommes und Kroketten werde in der modern ausgestatteten Gastroküche alles frisch zubereitet, auch die Soßen und die Bratkartoffeln seien selbstgemacht. Zum Angebot gehören Salate mit verschiedenen Toppings, ebenso Wurstsalat sowie in Vergessenheit geratene, aber immer noch beliebte Gerichte wie Russische Eier oder Toast Hawaii. Fehlen dürfen auch ein frisch geklopftes Schnitzel oder die berühmte „Seele-Currywurst“ nicht.
„Wir schauen einfach mal, was läuft und werden uns anpassen“, verspricht das Ehepaar. Von 8 bis 17 Uhr ist Kioskbetrieb mit Selbstbedienung, nach 17 Uhr werden die Gäste bedient. Gestartet wird mit einem Frühstücksangebot, auch ein Mittagstisch mit wechselnden Menüs ist in Kürze geplant und nachmittags wird Kaffee mit hausgemachten Kuchen angeboten. Im Sommer sind an den Samstagen Grillabende mit leckeren Angeboten vom Smoker, also ein Grillofen, vorgesehen. Auch kleinere Events mit Live-Musik soll es geben. Zur Eröffnung am Freitag, 16. Mai, spielt ab 18 Uhr die Seniorenkapelle des Böhringer Musikvereins.