Wer am Freitagmorgen seinen SÜDKURIER, ein anderes Magazin oder einfach nur einen Kaffee und eine Brezel am Bahnhof kaufen wollte, der ging leer aus. Denn ein Stromausfall im gesamten Gebäudekomplex hatte bereits am späten Donnerstagabend dafür gesorgt, dass dort praktisch nichts mehr ging. Weder der Kauf eines Fahrtickets, noch die Automaten für gekühlte Getränke funktionierten.

Alles was gekühlt werden musste, war dahin

Vor allem die ansässigen Geschäfte hatten unter der Beeinträchtigung zu leiden. Die Bahnhofs-Buchhandlung konnte nicht einmal die elektrisch betriebene Tür öffnen. Dem stundenlangen Stromausfall fiel unter anderem der gesamte Speiseeis-Vorrat in der Buchhandlung zu Opfer: „Wir mussten heute Morgen alles entsorgen“, berichtete Ute Kopp auf Nachfrage des SÜDKURIER. Zusammen mit ihrer Arbeitskollegin Martina Baumann war sie deshalb zum Warten verdammt.

Da ging am Freitagmorgen nicht mehr viel. Die Bahnhofsbuchhandlung blieb bis zur Schadensbehebung geschlossen.
Da ging am Freitagmorgen nicht mehr viel. Die Bahnhofsbuchhandlung blieb bis zur Schadensbehebung geschlossen. | Bild: Jarausch, Gerald

Was geschehen war kann Sascha Brutsche, Geschäftsführer der Bäckerei Engelhardt und ebenfalls vom Stromausfall betroffen, berichten: Das Warten auf Strom soll erst gegen 10.30 Uhr geendet haben, nachdem Elektriker das Problem beheben konnten. Das Missgeschick habe etwa um 23 Uhr am Vorabend seinen Lauf genommen, als einem Techniker bei einem Neuanschluss ein Fehler unterlaufen sein soll.

Die Wiederaufnahme des Betriebs sei dann in der Folge so zeitaufwändig gewesen, weil nur wenige Mitarbeiter der Bahn einen Zugang zu dem Schalthäuschen besäßen, in dem man das Problem lösen konnte, wie Brutsche weiter berichtet. Diese habe aus Freiburg nach Radolfzell kommen und sich gleichzeitig um einen ähnlichen Fall in Heilbronn kümmern müssen.

Eine Sprecherin der Deutschen Bahn konnte sich am Freitagmittag nicht zu allen Punkten äußern, bestätigte aber, dass der Stromausfall nichts mit dem Sturm sondern im Zuge von Arbeiten am Bahnhof passiert sei. Gegen 10.30 Uhr habe man das Probleme beheben können, so die Bahn-Sprecherin.

Technikprobleme am Bahnhof sind bekannt

Die Schwierigkeiten mit der Technik im Bahnhofsgebäude sind laut Sascha Brutsche nichts Neues. „Wir mussten erst im Frühjahr für insgesamt 25.000 Euro neue Geräte in unserem Shop anschaffen, nachdem dort alles durchgebrannt war“, ließ er jetzt wissen. Auch er war durch den Stromausfall gezwungen, einige gekühlte Vorprodukte zu entsorgen.

Techniker am Schalthäuschen zwischen den Bahnschienen, in dem der Stromausfall behoben werden musste.
Techniker am Schalthäuschen zwischen den Bahnschienen, in dem der Stromausfall behoben werden musste. | Bild: Jarausch, Gerald

Nun hofft er nicht nur auf einen kulanten Ausgleich des Schadens durch die Bahn, sondern vor allem auf eine langfristige Verbesserung der Situation. Was Letzteres angeht, ist er durchaus optimistisch. „Immerhin sind sie jetzt an der langsamen Sanierung des Gebäudes und der Technik dran“, berichtete er.

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Seine Mitarbeiterin vor Ort musste aufgrund des Stromausfalls arbeiten wie vor hundert Jahren: Weil die elektronische Kasse nicht funktionierte, musste Monika Pannu die Beträge über die Verkäufe per Hand auf einem Block notieren. Da obendrein die elektrisch angetriebene Tür ihren Dienst versagte, verkaufte sie die Backwaren aus dem geöffneten Fenster auf der Rückseite des Geschäfts. „Öfter mal etwas Neues“, scherzte sie angesichts der ungewöhnlichen Verkaufssituation.

Der Heimathafen hatte Strom

Einer, der von den ganzen Problemen am Vormittag wenig mitbekam, war Markus Rubach, Angestellter im Heimathafen. Das Café verfügte kurioserweise während des Stromausfalls über Energie und konnte wie gewohnt die Gäste bedienen. Auch Ute Kopp und Martina Baumann von der Bahnhofs-Buchshandlung nahmen sein Angebot gerne in Anspruch, hier einen morgendlichen Kaffee zu trinken.

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Einzig im Serviceschalter der Bahn wollte man am liebsten so tun, als sei alles ganz normal. Während die Mitarbeiter der Presse grundsätzlich keine Auskunft geben durften, wollten sie von einer Einschränkung ihrer eigenen Arbeit durch den Stromausfall nichts wissen. Wie eine vollwertige Auskunft über Fahrpläne und andere Dinge ohne einen Blick in den Computer möglich sein soll, wissen wohl nur sie selbst.