Lange war unklar, ob das große fünftägige Kunst- und Kulturspektakel „7:79 Ortszeit“ in diesem Herbst in vollem Umfang stattfinden kann. Nicht „Die Werkstatt“, die zum Verkauf steht, und die neuen Wege, die Organisatorin Victoria Graf mit ihrem Atelier geht, stellten die Größe der Ortszeit in Frage. Es waren vielmehr Schwierigkeiten bei der Finanzierung des Kulturereignisses. Nun aber steht fest: Die Veranstaltung findet statt und startet am Donnerstag, 29. September.
Allerdings mit einer Änderung: Im fünften Jahr wird nun erstmals an der Ortszeit Eintritt verlangt. Einzig an der Kulturnacht mit grundsätzlich freiem Eintritt ist der Besuch kostenlos. Knapp sieben Wochen vor dem langen Kulturwochenende sind sich die Mitwirkenden sicher: „Die Ortszeit wird wieder ein tolles Kulturfest!“
Viele Herausforderungen für die Organisatoren
Viktoria Graf bleibt nach den zwei Jahren Pandemie, in denen sie das Kulturereignis entgegen aller Widerstände auf die Beine stellte, weiter kämpferisch: „Die Ortszeit ist weiter ein Kraftakt, aber ein Projekt, das so gut ist, stampft man nicht einfach ein“, sagt sie. „Das wäre ein schlechtes Zeichen für unsere Kultur.“

Dabei sind die Herausforderungen vielfältig: „Die Kosten steigen, die Sponsorensuche wird immer schwieriger und es ist braucht viel Einsatz und Durchhaltevermögen, um Förderanträge bewilligt zu bekommen“, schilderte Organisatorin und Künstlerin Victoria Graf kürzlich den rund 50 Beteiligten bei einem der Treffen die Situation und ihre Anstrengungen. Auf insgesamt 26.000 Euro beliefen sich die Kosten im vergangenen Jahr.
Besonders zu Buche schlugen ihrem Bericht zufolge die Technik und die Beleuchtung, mit denen jeder Raum in den alten Wohngebäuden, Scheunen und Ställen aufwendig in Szene gesetzt wird, um die Arbeiten eines jeden Künstlers effektvoll ins Licht zu rücken. Auch die Sicherheit sei ein großer Posten.
Botschaft ist klar: „Wir müssen sparen“
Die Werner und Erika Messmer-Stiftung unterstützt die Ortszeit mit 10.000 Euro, Zuschüsse kommen auch über den Kulturnacht-Etat der Stadt und dieses Jahr auch vom Land, das die Ortszeit als Teil des Kultursommers Landkreis Konstanz fördert. Erstmals ist es Victoria Graf dieses Jahr zudem gelungen, für ein besonderes Bühnenprogramm mit Theater, Varieté und Kabarett – und einzig für dieses bestimmt – Fördergelder der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft (DTHG) zu bekommen.
Eintritt soll helfen, Kosten zu decken
„Wir müssen sparen“, so die klare Ansage im Hinblick auf eine verbleibende Finanzierungslücke. Im ersten Schritt erklärten sich einige der Mitwirkenden daraufhin spontan zum Rasenmähen und ähnlichen Vorarbeiten auf dem Gelände bereit, die sonst von den Technischen Betrieben erledigt und in Rechnung gestellt werden. Auch der durch die Pandemie bisher eingeschränkte Getränkeverkauf soll ausgeweitet werden.
Um nicht auf unvorhersehbaren Kosten sitzen zu bleiben, einigten sich die Teilnehmer nach kurzer Diskussion darauf, für den Besuch der Ortszeit außerhalb der Kulturnacht Eintrittsbändel oder -buttons zum Preis von vier Euro – gültig für mehrere Tage – einzuführen. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben weiterhin freien Eintritt.
Warum braucht es eine Gebühr?
Kritik wurde bei diesem Treffen an der Gebühr von 50 Euro laut, die alle Aussteller an die Stadt für die Teilnahme an der Kulturnacht bezahlen müssen. „Es ist einfach schwer vermittelbar, dass die Künstler für ihren Aufwand, den sie betreiben, auch noch bezahlen sollen“, so Victoria Graf. Zumal es in diesem Jahr kein Programmheft zur Kulturnacht gebe.
„Es ist ein Unkostenbeitrag, den wir erheben“, macht Christine Steiert vom Kulturbüro auf Nachfrage des SÜDKURIER deutlich. Zum einen entstünden für die Kulturnacht Kosten, beispielsweise für die Werbung, zum anderen soll durch den Beitrag bei Anmeldung auch die verpflichtende Teilnahme festgemacht werden, erklärt sie.

Rund 50 Künstler nehmen teil
Die Ortszeit 7:79 findet in diesem Jahr vom Donnerstag, 29. September, bis Montag, 3. Oktober, statt. Wie bisher bespielen rund 50 Künstler aus der ganzen Region, darunter etliche neue Teilnehmer, das Schlachthaus am Dorfplatz, vier Scheunen und vier alte, leerstehende Wohnhäuser entlang der Fritz-Kleiner-Straße sowie zwei Kuhställe und einen Hühnerstall. Auch in der St. Nikolaus-Kirche gibt es wieder Kunst und Musik.
Zusätzlich zur Musikbühne mit fünf Bands, die über vier Tage verteilt sind, lädt eine Theaterbühne zu täglichen Darbietungen ein.