Sie kommt, sie kommt, die Revolution – manchmal braucht es dafür etwas Geduld. Den närrischen Umsturz plant die Narrizella Ratoldi mit langem Atem. Weil die Staatsmacht und in diesem Fall auch die Stadtmacht in Radolfzell den Narren mit Staatsgewalt droht, sollten sie in dieser Pandemie einen Narrenbaum aufstellen, Bändel im öffentlichen Raum – wo der auch sei – aufhängen oder diesen Raum sonstwie närrisch dekorieren.
Nach diesem Anpfiff wollte die Narrizella nicht bei der sonst üblichen Machtübernahme am Schmutzige Dunschtig mitspielen. Sei es mit einem Schlüssel, der aus dem Fenster heruntergelassen wird, sei es mit papiernen Parolen. Das wäre nach dem Schreiben aus dem Rathaus an die Narren auch verboten. Wie heißt es da so schön: „Auch unter Einhaltung der Maskenpflicht und Abstandsregelungen sind diese (Dekorationen) verboten. Die Beispiele dienen zur Verdeutlichung der Rechtslage. Aktivitäten, die hier nicht aufgeführt sind, sind im Umkehrschluss nicht als zulässig anzusehen.“
OBacht – die Narren kommen
Der Umkehrschluss für die Narren: Sie machen es nicht närrisch, sie dekorieren es politisch. Auch aus „Infektionsschutzgründen“ verschieben sie die Machtübernahme in Radolfzell. Diese politische Dekoration steht heute, Schmutziger Dunschtig 2021, vor dem Rathaus: „Machtübernahme verschoben auf OB-Wahl!“ Diese findet bekanntlich frühestens im Herbst, wahrscheinlich an einem Sonntag im Oktober statt. Die RFP, die Radolfzeller Fasnets-Partei, droht unverhohlen auf ihren Plakaten den Herrschenden im Rathaus: „OBacht – mir kummet!“
Der Vorteil dieser Art der Machtübernahme: Jeder kann jetzt schon wählen und seine Stimme im Wahlbriefkasten am Zunfthaus in der Kaufhausstraße 3 abgeben, ohne gegen eine Corona-Regel zu verstoßen. Die Ausgeklügeltheit und die Wucht ihrer Kampagne lassen den mehr als berechtigten Schluss zu: Mit der RFP ist bei der OB-Wahl zu rechnen, die Machtübernahme scheint extrem gut vorbereitet.