Gleich zweimal gab es zuletzt schlechte Nachrichten für die Schifffahrt am Untersee, nun endlich eine gute. Denn nachdem die Bodensee-Schifffahrt BSB den Fahrplan für diese Saison zwischen Deutschland und der Schweiz wegen Personalmangels eindampfte, wollte die Schweizerische Schifffahrtsgesellschaft URh die Fahrten ab dem 26. Juni jeden Mittwoch übernehmen. Doch dann machte der hohe Pegelstand einen Strich durch die Rechnung, sicheres Anlegen war in Radolfzell nicht möglich.

Die „Stein am Rhein“ im Hafen von Radolfzell. Sie verkehrt künftig während der Sommersaison jeden Mittwoch auf dem Untersee zwischen ...
Die „Stein am Rhein“ im Hafen von Radolfzell. Sie verkehrt künftig während der Sommersaison jeden Mittwoch auf dem Untersee zwischen Deutschland und der Schweiz, um Einheimische und Touristen über die Grenze zu bringen. | Bild: Mario Wössner

Am vergangenen Mittwoch, 10. Juli, konnte der Betrieb nun doch starten, denn inzwischen gibt es einen provisorischen Ersatzsteg in Radolfzell. An Bord der „Stein am Rhein“ begrüßt Remo Rey, Geschäftsführer der URh, zum Start der Erstfahrt des neuen Zeller-Schiffs um 9.30 Uhr in Mannenbach.

So verkehrt das Schiff zwischen den Ufern

Die Fahrt führt von hier aus über Berlingen, Gaienhofen, Steckborn und Iznang nach Radolfzell. Von dort geht die zweistündige Rundfahrt über die Reichenau zurück nach Mannenbach. „Wir fahren extra frühzeitig das deutsche Ufer an und danach erneut in die Schweiz, damit die Leute schnell über die Grenze kommen“, erklärt Remo Rey den Pendelkurs zwischen Deutschland und der Schweiz.

Viermal täglich fährt die URh die Strecke an den sieben Mittwochen zwischen dem 10. Juli und 21. August in diesem Jahr an. In Gaienhofen legt das Schiff jeweils um 9.20 Uhr, 11.20 Uhr sowie nach einer Mittagspause um 14.10 Uhr und um 16.10 Uhr ab. In Iznang ist es jeweils 40 Minuten später, in Radolfzell um 10.43 Uhr, um 12.43 Uhr sowie 15.03 Uhr und 17.03 Uhr. Der genaue Fahrplan findet sich unter www.urh.ch/zeller-schiff.

Angebot für Einheimische und Touristen

Das Angebot richtet sich laut Rey in erster Linie an einheimische Ausflügler und an Touristen, weniger an Pendler. „Am Untersee gibt es sehr viel grenzüberschreitenden Tourismus. Von der deutschen Seite wollen viele in die Schweiz zum Wandern. Umgekehrt locken die Höri und der Markt am Mittwoch in Radolfzell“, erklärt er an Bord der „Stein am Rhein“.

URh-Geschäftsführer Remo Rey bei der Einfahrt in den Radolfzeller Hafen.
URh-Geschäftsführer Remo Rey bei der Einfahrt in den Radolfzeller Hafen. | Bild: Mario Wössner

Die Idee, die Strecke zu übernehmen, entwickelte die URh gemeinsam mit der Tourismus und Stadtmarketing Radolfzell GmbH (TSR). Denn in einer Sitzung des Tourismusverbands, wo beide vertreten sind, berichtete die BSB im Frühjahr von Personalproblemen und kündigte an, den Fahrplan zu reduzieren. „Da haben wir uns sofort angeschaut und gesagt: Jetzt machen wir was zusammen“, sagt TSR-Geschäftsführerin Regina Brüsewitz über das erste Gespräch mit Remo Rey Anfang Juni. Schnell sei man sich dann einig geworden, so Rey.

Bis zu 200 Fahrgäste täglich erwartet

Die URh hat bereits Erfahrung auf dem Untersee. Seit sieben Jahren bedient sie die gleiche Strecke mit Ausnahme von Iznang mit ihren Herbsttouren. „Da haben wir positive Erfahrungen gemacht und gespürt, wie groß die Nachfrage nach solchen Rundfahrten ist“, erklärt Remo Rey das Interesse an der Übernahme. Daher habe man die „Stein am Rhein“, die bislang als Charterschiff für Sonderfahrten genutzt wurde, dafür abgestellt und eine Mannschaft zusammengesucht.

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Ohne Risiko ist das Angebot für die URh jedoch nicht. „Das wirtschaftliche Risiko liegt grundsätzlich bei uns. Wir brauchen etwa 100 Gäste an jedem Mittwoch, um die Kosten zu decken“, sagt Rey. Allerdings garantiert die TSR, zusammen mit der Gemeinde Moos einzuspringen, sollten weniger Gäste kommen.

Doch Rey zeigt sich optimistisch. „Wir ich rechne bei gutem Wetter mit 150 bis 200 Fahrgästen pro Tag, im Durchschnitt werden es vielleicht etwa 180“, sagt er. Denn das Interesse an den Fahrten sei groß.

Jeder zweite Kunde in der Tourist-Info würde sich über Schifffahrten informieren, stimmt Regina Brüsewitz zu. „Wir haben sogar bereits einige Gruppenbuchungen von Schweizer Firmen für Fahrten mit der Stein am Rhein, die als Betriebsausflug nach Radolfzell kommen wollen“, freut sich die TSR-Leiterin.

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Übernehmen die Schweizer alle Fahrten von der BSB?

Von Donnerstag bis Sonntag sowie an Feiertagen fahren trotz der Personalprobleme noch immer die BSB-Schiffe auf dem Untersee. Die URh hat nur den Mittwoch übernommen – vorerst. Denn das soll laut Rey nur der Anfang sein.

„Wir sind in ersten Gesprächen mit der BSB und der Stadt Radolfzell, um künftig den gesamten Schiffsverkehr auf dem Untersee zu übernehmen. Dann ist alles aus einem Guss“, sagt Rey. So könne man die einzelnen Fahrpläne bis nach Konstanz besser aufeinander abstimmen. „Das ist aber ein mittelfristiges Ziel, vielleicht ist es in drei Jahren so weit“, kündigt er an.