Wer kennt es nicht – der Wunsch nach einem Haustier ist beinah schon schmerzhaft, die Sehnsucht nach einem pelzigen Freund ein täglicher Begleiter. Für elf Radolfzeller Schüler ist dieser Wunsch nun Realität geworden – zumindest digital. Mit Hilfe des im Jahrhundertbau ansässigen Softwareunternehmens Sybit ist es den Schülern gelungen, den Trend der Tamagotchis wieder aufleben zu lassen.
Dadurch erhielten sie nicht nur Einblicke in alte Trends und neue Berufsfelder, sondern auch einen sehr gefragten Arbeitsbereich. Denn laut Agentur für Arbeit könne die große Nachfrage nach Fachpersonal in den folgenden Jahren zu einem Engpass in der Softwareentwicklung führen.
In den 1990er-Jahren wurde das Spielzeug mit virtuellen Haustieren weltweit populär. Die Neuauflage der Schüler, von ihnen „Sygotchi“ genannt, ist eine App, die von Ende Juli bis Anfang August im Zeitraum von einer Woche während des alljährlichen Coding Camps von Sybit entstanden ist. So programmierten die Gruppe unter Anleitung von Stephan Strittmatter und fünf seiner Auszubildenden eine App, die einen virtuellen Begleiter generieren soll. Die Sygotchis können dabei jede Form und Farbe annehmen.
Digitale Haustiere mit realen Bedürfnissen
Laut Strittmatter sei die Aufgabe der App-Nutzer, die Bedürfnisse des digitalen Haustieres zu erfüllen. Das Sygotchi müsse unter anderem gefüttert, gewaschen und schlafen gelegt werden. Innerhalb der Spielwelt könne sich das Tier zudem in vier verschiedenen Räumen aufhalten: der Küche, dem Badezimmer, auf dem Sofa und in einem Fitnessstudio.
Während die Grundidee vorgegeben war, lebe das Projekt von der aktiven Teilnahme der Einzelnen. Jeder sollte seine Ideen einbringen und im Team darüber entscheiden, was für den Bestand dieser App notwendig sei, erläutert Strittmatter. Das Spiel sollte beispielsweise mobil nutzbar, aber auch für Personen ohne Handy zugänglich sein.
Informatik durch Spaß zugänglicher machen
Wie Stephan Strittmatter, der bei Sybits Talentscout ist, erklärt, sei Sinn des Projekts, Informatik schmackhaft zu machen. Und das scheint gelungen zu sein: So berichtet der 18-jährige Lukas Moßbrugger, der vor zwei Jahren selbst Teil des Coding Camps war und direkt im Anschluss eine Lehre bei dem Unternehmen begonnen hat: „Das Thema des Sygotchi kam dieses Jahr sehr gut bei den Schülern an. Vermutlich, weil solch ein Spiel auf das Interesse der Teilnehmer trifft.“
Auch der Radolfzeller Florian Dittmann erzählte, während er sein Programm auf den neuesten Stand brachte, dass dies bereits sein zweites Coding Camp sei. Im Gegensatz dazu war der 17-jährige Ukrainer David Mozghov zum ersten Mal dabei. „Ich habe vor, demnächst Informatik online zu studieren“, erzählte er den Hintergrund.
Dass eine Karriere in der Informatikbranche beliebt ist, zeigt ein Bericht der Agentur für Arbeit, der im August 2022 veröffentlicht wurde. Diesem zufolge erfuhr die Branche seit der Jahrtausendwende einen stetigen Anstieg an Informatikstudierenden. Im Jahr 2021 seien außerdem rund 1,4 Millionen IT-Fachleute in Deutschland tätig gewesen. Im Vergleich zu den vorherigen Jahren weise dies eine steigende Beschäftigung innerhalb des Sektors auf.
Das Coding Camp bei Sybit sollte einen Einblick in Software-Entwicklung und die Welt des Arbeitsmarktes ermöglichen: Wer dabei sein wollte, musste eine echte Bewerbung mit Lebenslauf einreichen, wie Strittmatter erläuterte. Wie im echten Arbeitsleben.