Mit großen Zielen und Hoffnungen sind Wolfgang Frey und Markus Duffner damals im Jahr 2018 gestartet. Sie stellten in jenem Sommer die erste Ausgabe des Milchwerk Musik Festivals vor. Der damalige Oberbürgermeister Martin Staab hatte die Schirmherrschaft für das Festival übernommen und die Region freute sich auf hochkarätige Auftritte von Michael Patrick Kelly und Jan Josef Liefers.
Sechs Jahre später steht das Festival vor dem Aus. Organisator Wolfgang Frey bestätigt, dass 2023 das letzte Mal im Milchwerk die Konzertreihe über die Bühne gehen wird.
Festival noch immer nicht rentabel
„Wir dachten, wir bekommen es in die schwarze Zahlen, waren auch auf einem guten Weg und dann kam Corona“, so Frey. Nach der Pandemie hätten sich die Besucherzahlen zwar wieder erholt, aber sie hätten auch bis jetzt nicht den Stand von 2019 wieder erreicht. Und letztlich sei es dann eine wirtschaftliche Entscheidung gewesen, ob man das Festival nun weiter abhalten möchte oder nicht.

Ebenfalls habe die Konkurrenz in der Region in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Vor allem die vielen kommunal geförderten Festivals würden es ihnen als rein wirtschaftlichem Anbieter schwer machen. Denn städtische Zuschüsse bekommt Live Stage Entertainment Bodensee – so heißt das Unternehmen von Frey und Duffner – nicht. „Wir müssen ganz anders kalkulieren“, sagt er.

Konkurrenz ist zu groß
Und nicht zuletzt sei auch die Konkurrenz in Radolfzell größer geworden. Ein Beispiel dafür ist das Radolfzeller Seefestival. Auch Live Stage Entertainment hatte sich um die Ausrichtung beworben und den Zuschlag nicht bekommen. Die Konstanzer Agentur Events Promotions hat im April dieses Jahres den Vertrag für drei jährlich stattfindende Festivals unterschrieben und wird mit 72.600 Euro an Zuschüssen und zugesicherten Spenden von Seiten der Stadt unterstützt.
Für Frey ein weiterer Grund, nicht noch mehr Kapazitäten in das Milchwerk Musik Festival zu stecken. Auch sei die Tatsache, dass das Festival indoor, also im Milchwerk, stattfindet und nicht Open-Air unter freiem Himmel schon immer ein Nachteil gewesen. Das Wetter habe nie eine Rolle gespielt, aber das Flair bei einem Freiluftfestival sei doch ein anderes.
Vom Konzept ist Wolfgang Frey, der seit vielen Jahren vor allem im Hessen Konzerte und Kleinkunst-Veranstaltungen organisiert, dennoch überzeugt. „Wir haben so viele verschiedene Stile und Musikrichtungen angeboten, wir sind mit dem Programm absolut im Reinen“, so Frey.
Bald startet das letzte Programm
Nun steht also Anfang September das fünfte und letzte Milchwerk Musik Festival an. Das Programm ist wieder abwechslungsreich und bringt bekannte Künstler und Newcomer an den Bodensee. Den Auftakt machen die beiden Rock-Bands SAD aus Italien und Audesno aus der Region. Am Mittwoch, 6. September, wird die wohl bekannteste Metallica-Tribute-Band im Milchwerk spielen. Am Donnerstag, 7. September, tritt die A-cappella-Band Les Brünettes auf. Sie waren bereits beim ersten Festival im Milchwerk 2018 zu Gast. Am darauffolgenden Freitag, 8. September, wird Ben Zucker mit seiner intensiven Stimme das Publikum verzaubern. Für dieses Konzert gibt es laut Frey nur noch wenige Karten.
Newcomer und bekannte Künstler
Am Samstag, 9. September, kommt die Band ClockClock, die jeder vermutlich schon mal im Radio gehört hat, nach Radolfzell. Sie zählen zu den vielversprechendsten Newcomern der Pop- und Elektro-Szene und sind in diesem Sommer nur noch in Radolfzell live zu sehen. Beim letzten Konzert am 10. September tritt die deutsche Musikgröße Max Giesinger auf.

Stadt reagiert mit Bedauern
„Wir nehmen die Entscheidung der Firma Live Stage Entertainment Bodensee, das Milchwerk Musik Festival in Zukunft nicht mehr im Milchwerk Radolfzell zu veranstalten, bedauernd zur Kenntnis – akzeptieren jedoch selbstverständlich diesen Schritt“, so Erik Hörenberg, Leiter des Fachbereichs Kultur bei der Stadt Radolfzell.
Das Festival habe das musikalische Leben in der Musikstadt Radolfzell in den vergangenen Jahren enorm bereichert und dazu beigetragen, dass sich das Milchwerk weit über den Landkreis Konstanz hinaus als Veranstaltungs-Ort etabliert habe, so Hörenberg weiter. „Selbstverständlich ist es uns ein großes Anliegen, in Radolfzell auch weiterhin ein facettenreiches musikalisches Angebot zu gewährleisten“, ergänzt Tanja Adamski, Leiterin des Milchwerks.