Auf ihr neues Dorfgemeinschaftshaus und den neuen Dorfplatz warten die Böhringer schon lange. Seit Jahren wird über das Herzstück der Ortskernsanierung gesprochen, nach Fördergeldzusage und Architektenwettbewerb gibt es jetzt eine erste Kostenschätzung. Von 11,5 Millionen Euro war die Stadtverwaltung Radolfzell bislang alleine für das Dorfgemeinschaftshaus ausgegangen und tatsächlich kommt ein Entwurf dem sehr nahe – und ist voraussichtlich sogar etwas günstiger.

Wie teuer wird das Gebäude?

Wie Thomas Nöken, Fachbereichsleiter Stadtplanung und Baurecht, in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Planung, Umwelt und Technik berichtete, liegt der Entwurf für das neue Dorfgemeinschaftshaus, der beim Wettbewerb den ersten Platz belegt hatte, mit etwa 10,9 Millionen Euro gut im Rahmen der bisherigen Grobkostenschätzung. Der zweite und dritte Platz liegen mit rund 13,6 Millionen Euro und rund 12,2 Millionen Euro darüber.

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Allerdings, so gab Nöken zu bedenken, habe die Stadt auch schon für den Wettbewerb und die Machbarkeitsstudie Geld ausgegeben – insgesamt etwa 257.000 Euro. Damit komme man auch beim Siegesentwurf gerundet auf 11,2 Millionen Euro. „Die Ausstattung und das Mobiliar sind in den Kosten schon drin“, betonte Oberbürgermeister Simon Gröger.

Sicherheitspuffer einkalkuliert

In den Kosten enthalten sind zudem ein paar Sicherheiten, wie Thomas Nöken erklärte. Bei 15 Prozent der Kosten handle es sich um einen Sicherheitspuffer für den Umbau des denkmalgeschützten Altbaus – schließlich sei in einem Altbau „mit gewissen Unwägbarkeiten zu rechnen“, so der Fachbereichsleiter. Das habe sich in der Vergangenheit zum Beispiel bei der Sanierung des Österreichischen Schlösschens in der Kernstadt gezeigt. Damals war bei den Arbeiten unter anderem die arsenhaltige Farbe „Schweinfurter Grün“ gefunden worden.

Weitere 15 Prozent seien als Sicherheit für den Neubau einkalkuliert worden. Und „aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre“ seien außerdem 3,9 Prozent vorsorglich für Baukostensteigerungen eingerechnet worden, so Nöken. Solche Erfahrungen gab es etwa beim Pflegeheim auf der Mettnau mit seinen immensen Kostensteigerungen von 19,23 Millionen Euro bei der ersten Schätzung 2019 auf zuletzt 28,7 Millionen Euro.

So teuer wird der Dorfplatz

Anders als beim Dorfgemeinschaftshaus liegen die Kosten für den geplanten Dorfplatz in Böhringen über der Grobschätzung von 2023 in Höhe von 930.000 Euro. Mit fünf Prozent Sicherheit und 3,9 Prozent Baukostensteigerungs-Puffer geht es hier um Baukosten von rund 1,3 Millionen Euro.

So sieht der Gewinnerentwurf für das neue Dorfgemeinschaftshaus und den neuen Dorfplatz aus.
So sieht der Gewinnerentwurf für das neue Dorfgemeinschaftshaus und den neuen Dorfplatz aus. | Bild: STEG Stadtentwicklung GmbH

Bei beiden Bauvorhaben kann die Stadt Fördergelder erwarten. Wie es in den Sitzungsunterlagen heißt, können beim Dorfgemeinschaftshaus mit Fördergeldern in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro gerechnet werden, „wenn die in den nächsten Jahren zu stellenden Aufstockungsanträge wie erwartet bewilligt werden“. Beim Dorfplatz seien es Förderungen in Höhe von 255.000 Euro.

Lob und Anmerkungen

Im Ausschuss erntete das Projekt größtenteils lobende Worte, es gab aber auch Anmerkungen. Christof Stadler (CDU) vermisste Begrünung beim Dorfplatz. „Wir alle haben gemerkt, wie wichtig bei einem so großen Platz die Einbeziehung von Grün ist“, sagte er. Zudem wollte er wissen, was mit dem Milchhäusle Böhringen passiere, wie die Pläne für den mittelalterlichen Keller des Schlachthauses aussehen und wie es mit dem alten Feuerwehrhaus weitergehe.

Das Milchhäusle in Böhringen wird von der Stadt gekauft.
Das Milchhäusle in Böhringen wird von der Stadt gekauft. | Bild: Jarausch, Gerald

Thomas Nöken stimmte ihm beim Dorfplatz zu, der Entwurf sei nicht im Detail ausgearbeitet. Er rechne damit, dass überarbeitete Pläne bereits in wenigen Wochen vorgelegt werden können. Für den Kauf des Milchhäusles durch die Stadt gebe es mittlerweile einen Notartermin, das Gebäude solle in das Projekt Ortsmitte einbezogen und dafür auch saniert werden. „Aber sicher zu einem späteren Zeitpunkt“, so Nöken.

„Wir alle haben gemerkt, wie wichtig bei einem so großen Platz die Einbeziehung von Grün ist“ – Christof Stadler (CDU) zum neuen Dorfplatz
„Wir alle haben gemerkt, wie wichtig bei einem so großen Platz die Einbeziehung von Grün ist“ – Christof Stadler (CDU) zum neuen Dorfplatz | Bild: Constanze Fleiner

Zum Schlachthauskeller sei ein Treppenabgang geplant. „Es besteht nach wie vor die ernsthafte Absicht, ihn einzubeziehen.“ Das Feuerwehrhaus dagegen müsse wohl erst einmal warten. Der Fachbereichsleiter schlug vor, sich nach Fertigstellung des Dorfgemeinschaftshauses damit zu beschäftigen, wenn auch der Umzug der Feuerwehr in neue Räumlichkeiten absehbar sei.

Programm auf „ein Minimum reduziert“

Mona Kramer (FGL) blickte mit Sorgen auf die Baukosten für das Dorfgemeinschaftshaus. „Ich möchte den Nutzen dieses Gebäudes keineswegs anzweifeln“, betonte sie. Allerdings frage sie sich, wie der Raumbedarf ermittelt und ob etwa mögliche Doppelnutzungen ausreichend geprüft worden seien.

„Ich möchte den Nutzen dieses Gebäudes keineswegs anzweifeln“, sagt Mona Kramer (FGL)
„Ich möchte den Nutzen dieses Gebäudes keineswegs anzweifeln“, sagt Mona Kramer (FGL) | Bild: Pascal Guegan

Thomas Nöken erklärte, um die Flächennutzung beim Dorfgemeinschaftshaus sei „intensiv gerungen“ worden. „Wir haben teilweise auch Wünsche nicht berücksichtigen können, um im Preisrahmen zu bleiben“, sagte er. „Das Programm ist jetzt wirklich auf ein Minimum reduziert.“ Auch Doppelnutzungen seien bereits angedacht, unter anderem werde der kleine Saal im Dorfgemeinschaftshaus nicht nur vom Ortschaftsrat, sondern unter anderem auch für Trauungen und Musikproben genutzt.

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Auch Architekten kosten einiges

Schlussendlich stimmte der Ausschuss einstimmig für die Vergabe der Planungsleistungen für den Neubau des Dorfgemeinschaftshauses an die Firma Schaudt Architekten GmbH. Das Büro wird laut den Sitzungsunterlagen stufenweise zunächst bis einschließlich zur Entwurfsplanung samt Kostenberechnung beauftragt und erhält dafür ein Honorar von 221.780 Euro. Abzüglich eines Teil des Preisgeldes beim Architektenwettbewerb liege das Honorar noch bei etwa 202.450 Euro.

Die Planungsleistungen für den Neubau des Dorfplatzes sollen für etwa 55.043 Euro an die Firma Schuler und Winz Landschaftsarchitekten Partnergesellschaft mbH vergeben werden.

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Allerdings muss im März erst noch der Gemeinderat über über die Vergabe entscheiden. Er hoffe dann auf einen Baubeginn Ende 2026, so Nöken. „Wenn alles gut klappt, können wir im Herbst 2028 den Dorfplatz und das Dorfgemeinschaftshaus den Bürgern übergeben.“