Nun ist sie eröffnet: Die 29. Internationale Sommerakademie, bei der sich 24 junge Musikerinnen und Musiker aus aller Welt in Meisterkursen von namhaften Dozenten weiterbilden lassen. Bürgermeisterin Monika Laule lobte in ihrem Grußwort die Akademie als Höhepunkt der Musikstadt Radolfzell und lud zu den Open-Air- und Abendkonzerten ein, in denen die Studierenden Kostproben ihres Könnens zeigen. Aber auch im offenen Unterricht in der Musikschule könne man Einblicke erhalten, wie Profis ihre Kenntnisse weitergeben. Zunächst aber stellten sich Anke Dill (Violine), Gustav Rivinius (Violoncello) und Carmen Piazzini (Klavier) selbst mit ihrem Können in einem gut besuchten Konzert im großen Saal des Milchwerks vor.
Gleich mit einem Schwergewicht starteten Anke Dill und Gustav Rivinius: Aus „Die Kunst der Fuge“ von Johann Sebastian Bach spielten sie die letzten Kanons. Für zwei Stimmen hat Bach diese vier Varianten über das Urthema seiner Fuge geschrieben – auch diese spielte die Violinistin zunächst, sodass sich die Zuhörer in den Variationen auf die nachhörende Suche begeben konnten – gar nicht so einfach, das Thema in der Umkehrung, im ungewöhnlichen Taktmaß, in der synkopischen Gestaltung oder im Triolen- und Duolen-Gewirr zu entdecken. Und eine Meisterleistung des Instrumental-Duos, trotz der komplexen Stimmenführung die Einheitlichkeit im Spiel zu wahren. Ein wunderbar leichter Gegenpol war dann Joseph Haydns zweisätziges Klaviertrio in A-Dur, das – ganz ungewöhnlich – mit einem innig und gefühlvoll gespielten Adagio beginnt und mit einem schwungvollen Vivace endet. Mit bester Übereinstimmung spielte das Trio, war sich in Phrasierung und dynamischer Gestaltung immer einig. Kontrastreich ging es weiter mit dem dreisätzigen Duo Nr. 2 von Bohuslav Martinu in gemäßigt moderner Tonsprache, wo Violine und Cello mit forschem Spiel der sehnsuchtsvollen Melodik und den stark rhythmisch betonten Passagen gekonnt nachspürten.
Schluss- und weiterer Glanzpunkt des Eröffnungskonzerts war Franz Schuberts B-Dur-Klaviertrio op. 99. Pianistin Carmen Piazzini pries den zweiten, langsamen Satz als Musik, die geradewegs in den Himmel führe. Tatsächlich verscheuchten die zart-wiegenden, lyrischen Melodien des Andante alle dunklen Gedanken, bevor das übermütige Scherzo mit einem in der Mitte angesiedelten Trio wieder zur Ruhe mahnte. Mit großer Ausdruckskraft und Vielfalt im effektvollen Spiel, etwa mit Tremoli und extremen Lagen der Streicher oder Oktavparallelen des Klaviers stürmte das Rondo zum vollmundigen Finale. Nicht ohne Zugabe wollte das begeisterte Publikum das Trio gehen lassen und erhielt den langsamen Satz aus Beethovens „Gassenhauer“-B-Dur-Trio als Zugabe.