Die Kriegssituation in der Ukraine findet kein Ende: Noch immer finden Angriffe der Russen statt, noch immer versucht die Bevölkerung sich durch Flucht aus den betroffenen Gebieten in Sicherheit zu bringen. Immer mehr von ihnen suchen Zuflucht in Ländern wie Deutschland und finden dadurch auch in der Region, darunter der Stadt Radolfzell, Zuflucht. Ende Juni waren laut der Stadtverwaltung knapp 270 Geflüchtete aus der Ukraine in der Stadt gemeldet.
Rund 50 Neuzugänge pro Woche erwartet
Nicht mit eingerechnet seien dabei jedoch die Flüchtlinge, die seit dem 21. Juni in der Mettnau-Halle untergebracht sind oder dort noch untergebracht werden. Denn diese waren am vergangenen Freitag noch nicht melderechtlich erfasst. Laut dem Landratsamt Konstanz sind 45 Personen dort einquartiert. Laut Nicole Rabanser werden aber noch mehr erwartet: Wöchentlich rechne die Stadt mit rund 50 Neuzugängen aus einer Landeserstaufnahmestellen, die in die Mettnau-Halle kommen sollen.
In der Buchenseehalle waren bis zum 24. Juni noch keine Geflüchteten untergekommen. Schon im April hatte die Stadt die Halle zu einer Notunterkunft umgewandelt und darin mit Holzwänden Wohneinheiten einrichten lassen. Bis zu 50 Menschen können dort Platz finden. „Nach Kriegsbeginn in der Ukraine war es wichtig schnell zu reagieren, um den sehr viele Menschen zeitnah eine neue Unterkunft bieten zu können“, erklärt Nicole Rabanser den Schritt. Die Stadtverwaltung habe sich auf eine mögliche spontane Unterbringung von mehreren Geflüchteten vorbereiten wollen.

Auch Oberbürgermeister Simon Gröger unterstreicht: „Bei der Aufnahme von Geflüchteten wird Radolfzell als Große Kreisstadt ihrer Vorbildunktion gerecht.“
Private Helfer entschärfen die Situation
Dass die Buchenseehalle zur Unterbringung der Geflüchteten bisher aber noch nicht benötigt wurden, liegt laut Nicole Rabanser vor allem an der „enormen Hilfsbereitschaft der Bürgerschaft für die in Not geratenen Menschen“. Viele Radolfzeller hätten der Stadt ihre privaten Wohnräume zur Unterbringung von Geflüchteten zur Verfügung gestellt. „Dieser enormen Hilfsbereitschaft gehört mein ganzer Respekt“, betont Oberbürgermeister Simon Gröger.
„Dennoch ist es unabdingbar, die Buchenseehalle weiterhin für eine Belegung von Geflüchteten vorzubehalten“, so Nicole Rabanser. „Um den betroffenen Vereinen entgegenzukommen und ihnen eine Perspektive auf eine baldmögliche Nutzung der Halle zu bieten, wird Oberbürgermeister Simon Gröger in den nächsten Tagen mit der leitenden Koordinatorin des Flüchtlingsthemas im Landratsamt, Monika Brumm, in Kontakt treten und eine klare Abstimmung zum weiteren Vorgehen in Bezug auf die Unterbringung der Geflüchteten vornehmen.“
Wird die Buchenseehalle wieder frei?
Bei diesem Gespräch solle es darum gehen, wie hoch die Anzahl an Geflüchteten sein wird, die die Stadt in den nächsten Wochen und Monaten aufnehmen soll. Werde für diese zu erwartenden Menschen ausreichend privater Wohnraum gefunden, würden die Holzwände in der Buchenseehalle abgebaut und die Halle den Vereinen dann wieder zur Verfügung gestellt.
Aber: „Sollte nicht genug privater Wohnraum für die Menschen aus der Ukraine gefunden werden, wird die Buchenseehalle als Notunterkunft vorerst bestehen bleiben“, kündigt Nicole Rabanser an. „Zu berücksichtigen ist dabei jedoch auch, dass die Stadt nicht nur von den Zuteilungen des Landkreises, sondern auch von der Flüchtlingspolitik des Landes Baden-Württemberg abhängig ist und als Große Kreisstadt auch unter humanitären Gesichtspunkten in der Pflicht steht, angemessen zu reagieren und Unterstützung anzubieten.“
Vereine weichen aus oder legen zusammen
Weil zumindest aktuell noch weder die Buchenseehalle noch die Mettnau-Halle von Vereinen genutzt werden können, würden von städtischer Seite alternative Nutzungsmöglichkeiten angeboten werden. „Der TV Güttingen, der von der Sperrung der Buchenseehalle betroffen ist, konnte auf die alte Schulturnhalle ausweichen und hat zusätzlich seine Turnkurse zusammengelegt mit den Turnern des TV Radolfzell in der Ratoldushalle“, so Pressesprecherin Nicole Rabanser. „Zudem nutzt er jetzt Trainingsstunden in der Halle in Wahlwies.“
Der Handballverein Radolfzell habe seine Stunden, die sonst in der Mettnau-Halle stattgefunden hätten, mit seinen anderen Trainingszeiten zum Beispiel in der Unterseehalle zusammengelegt. Auch die Volleyballgruppe des TV Radolfzell habe Stunden zusammengestrichen und Gruppen zusammengelegt. „Hier werden freie Zeiten aus der Halle am Berufschulzentrum genutzt“, so Rabanser. Dies sei allerdings nur in der Sommersaison möglich, da dann Fußballer und Leichtathleten draußen trainieren, die Halle also nicht von ihnen belegt wird. Und die Volleyballer vom SV Markelfingen seien von der Mettnau-Halle auf die Teggingerhalle ausgewichen.
Im Winter könnte es eng werden
„Somit können die betroffenen Vereine im Augenblick mit Einschränkungen weiter trainieren“, erklärt die Pressesprecherin – sollten die Hallen aber bis in den Herbst und Winter als Notunterkünfte genutzt werden, werde es mit der Hallenbelegung für die betroffenen Sportgruppen sehr eng. Weil dann auch Gruppen in die Hallen zurückkehren, die bislang draußen trainieren, würde es ab November dann zu Engpässen und Ausfällen kommen.