Diese Freundschaft hat Bestand: Seit 1974 verbindet Radolfzell mit Istres en Provence in Frankreich eine Städtepartnerschaft, regelmäßig erfolgen seither gegenseitige Besuche, unter anderem waren französische Vertreter mit einem Stand schon Teil des Christkindlemarkts und Altstadtfests und erst kürzlich erlebte eine Gruppe die Radolfzeller Fasnacht. Um den 50. Geburtstag der Städtepartnerschaft zu feiern, waren 2024 verschiedene Vertreter Radolfzells zu Besuch in Istres. In diesem Sommer will man die Gastfreundschaft erwidern, vom 27. bis 30. Juni besuchen rund 120 Franzosen den Untersee.
Darunter befindet sich unter anderem der Bürgermeister von Istres, städtische und politische Vertreter, Vertreter von Vereinen und Mitglieder des Jumelage-Komitees. Um ihnen, aber auch den Radolfzeller Bürgern einiges zu bieten, sind so einige Programmpunkte geplant – und die Stadt will sich das auch einiges kosten lassen. Sowohl Programm, als auch Finanzen wurden in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats thematisiert.
Was ist geplant?
Wie es in den Sitzungsunterlagen heißt, sollen bei der Veranstaltung die „deutschfranzösische Zusammenarbeit sowie der Zusammenhalt innerhalb Europas“ im Mittelpunkt stehen. Geplant worden sei das Programm analog zum Besuch der Radolfzeller in Istres im vergangenen Jahr, es solle ebenso würdig und hochwertig ausfallen wie jenes, das in Frankreich stattfand.
Geplant sind sowohl Angebote für geladene Gäste – etwa ein Empfänge, eine Rundfahrt auf dem See und Mitmach-Angebote und Führungen für die Gäste aus Istres – als auch für die gesamte Bevölkerung. Dazu gehören etwa eine Aufführung der Trachtengruppe Radolfzell am Samstag, 28. Juni, am Konzertsegel mit lockerem Austausch, eine Party im Bokle und ein Festakt mit Bühnenprogramm am Sonntag, 29. Juni, bei dem die Städtepartnerschaft bekräftigt wird.

Wie viel kostet das alles?
Gerechnet wurde ursprünglich mit Kosten in Höhe von 70.000 Euro. Um alle Programmpunkte umsetzen zu können, braucht es nun allerdings noch mehr Geld, insgesamt 130.000 Euro. Das meiste Geld – nämlich 59.100 Euro – wird laut den Sitzungsunterlagen für die Logistik, also etwa Übernachtungen benötigt. Es sei Wert darauf gelegt worden, die französischen Gäste in und nahe der Innenstadt unterzubringen, „um ihnen die Möglichkeit zu geben, Radolfzell auch außerhalb des offiziellen Festprogramms eigenständig zu erkunden“. Außerdem werde dadurch die Einbindung der Gäste in das Stadtleben gefördert. Beim zweiten großen Posten handelt es sich um die Verpflegung, hierfür wird mit 33.150 Euro gerechnet.
Im Gemeinderat ging es nun um die Erhöhung des Budgets und die dafür nötige Bereitstellung von überplanmäßigen Mitteln in Höhe von 60.000 Euro.
„Wichtiger Beitrag für ein vereintes Europa“
Im Gemeinderat gab es für die Pläne hauptsächlich positive Rückmeldungen. Markus Zähringer (SPD) lobte die Veranstaltung: „Das ist ein wichtiger Beitrag für die Völkerverständigung und ein vereintes Europa“, erklärte er gerade mit Blick auf die aktuelle weltpolitische Situation. „Das Geld ist gut angelegt.“ Ihm stimmte Bernhard Diehl (CDU) zu. „Das ist ein gelebtes Beispiel für Demokratiestärkung“, befand er – regte aber an, die Radolfzeller Schulen einzubinden.

Dietmar Baumgartner (Freie Wähler) erinnerte sich an den Besuch der Radolfzeller 2024 in Istres. „Da haben wir eine tolle Gastfreundschaft erfahren dürfen“, sagte er. Nun sollte diese Geste erwidert werden.
Kritik an den Kosten
Kritisch zeigte sich dagegen Selma Anton (FGL). „Ich finde Städtepartnerschaften durchaus wichtig und richtig“, betonte sie zwar. Allerdings sei sie angesichts der finanziellen Planung „schockiert“ und „überrascht, dass die Kosten so hingenommen werden“.

Aus ihrer Sicht seien ein paar der geplanten Punkte zu hinterfragen, etwa, dass für 850 Euro Programmbroschüren gedruckt werden sollen. Sie wollte wissen, ob es hier nicht die Möglichkeit gebe, digital zu arbeiten. „Mir geht es darum, eine gewisse Verhältnismäßigkeit zu bewahren“, erklärte sie. Aus diesem Grund werde sie der Erhöhung des Budgets nicht zustimmen.
Schlussendlich gab es eine Gegenstimme und zwei Enthaltungen, bei 21 Zustimmungen wurde die Budgeterhöhung und die Bereitstellung der Mittel dennoch mehrheitlich beschlossen.