Strahlender Sonnenschein, große Hitze – das Wetter stimmte zuletzt bereits auf die Urlaubszeit ein. Viele Menschen sind schon an den Strand, in die Berge oder in ferne Städte gereist, mit den bevorstehenden Schulferien werden es noch viel mehr werden.
Nachdem durch die Pandemie lange nicht sorgenfrei und ohne Einschränkungen gereist werden konnte, ist das nun problemlos wieder möglich. Und das wird auch rege genutzt, wie Radolfzeller Reiseveranstalter berichten. Eine Entwicklung trübt jedoch das Reiseglück: „Urlaub ist aktuell nicht günstig“, bringt es Matthäus Kögel, Geschäftsführer des Reiseveranstalters Kögel Touristik, auf den Punkt.
Vielfältige Gründe
Diese Beobachtung machen auch Christian Lobert vom Tui-Reisecenter in Radolfzell und Rainer Schey, Geschäftsführer vom Best-Reisecenter. „Man merkt auf jeden Fall eine allgemeine Preissteigerung“, berichtet Lobert. Sowohl Flugreisen, als auch bei Pauschalreisen. „Im Schnitt ist der Preis um 32 Prozent nach oben gegangen.“
Die Gründe sind vielfältig. „Das liegt nicht daran, dass sich ein Reiseveranstalter bereichern will“, versichert Christian Lobert. Stattdessen sei unter anderem die allgemeine Preissteigerung Schuld: Nicht nur Benzin, sondern auch Kerosin ist teurer geworden. Im Frühjahr berichtete der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Peter Gerber, den Zeitungen der Funke Mediengruppe zudem von gestiegenen Infrastrukturkosten, weil zum Beispiel die Flugsicherungen höhere Kosten weitergeben würden.
Weniger Flüge, weniger Hotels
Rainer Schey nennt noch weitere Gründe: So hätte die Zahl der Flüge abgenommen, weil die Nachfrage in der Pandemie nachgelassen habe. Geschäftsreisen zum Beispiel seien stark zurückgegangen „und werden auch langfristig nicht das Ausmaß haben wie 2019“, so Schey – denn Unternehmen hätten Videokonferenzen für sich entdeckt, es ist nicht mehr nötig, überall vor Ort zu sein.
Auch würden viele Reisewillige Urlaub in Deutschland und Zielen in umliegenden Ländern machen, die mit dem Auto erreicht werden können – „einfach aus Sicherheitsgründen“. Niemand wisse, wie die Pandemie-Situation sich entwickelt, wer selbst fährt, ist schlichtweg flexibler.
Und auch bei den Hotels seien die Preise gestiegen, weil es weniger Angebote gebe. „Es sind einfach weniger Unterkünfte auf dem Markt“, sagt Schey. „Viele Hotels haben die Pandemie nicht überlebt.“ Angebot und Nachfrage treibe den Preis daher nach oben.
Bei Kögel Touristik sieht es etwas anders aus
Ein wenig anders ist die Situation bei Kögel Touristik. Die Spritpreise machen sich zwar auch bei den Busreisen bemerkbar. Schon im April hatte Matthäus Kögel berichtet, zum Teil bleibe das Unternehmen auf den gestiegenen Kosten sitzen, zum Teil könnten sie aber auch an die Kunden weitergegeben werden.
Weil in einem Reisebus aber viele Menschen sitzen, verteile sich die Kraftstofferhöhung auf viele Kunden, für die Kunden gebe es daher lediglich eine kleine Preiserhöhung von etwa drei Euro pro Tag, wofür sie auch Verständnis hätten.
Bei den Angeboten am Reiseziel aber, also etwa Führungen oder Unterkünften, habe sich aber an den Preisen kaum etwas verändert. „Die sind schon länger vereinbart mit den Leistungsträgern“, erklärt Matthäus Kögel. „Das wurde schon früh gebucht, dadurch schlägt das nicht so zu Buche.“ Dennoch sagt er deutlich: „Günstig ist aktuell nichts.“
Die Reiselust ist groß
Trotz der gestiegenen Preise berichten Schey, Lobert und Kögel aber übereinstimmend von einer großen Reiselust. „Es gibt schon Leute, die sagen, es sei ihnen zu teuer“, sagt zwar Rainer Schey. Und auf dem Niveau vor Corona ist die Nachfrage nach Reisen laut den drei Reiseveranstaltern auch noch nicht. Aber ein Großteil akzeptiere die höheren Preise, so Schey. Und auch Christian Lobert und Matthäus Kögel erzählen, die Nachfrage sei stark angestiegen.
Damit zusammenhängend bemerket Lobert noch eine andere Entwicklung: „Die Leute sind auch bereit, mehr Geld auszugeben, sie haben jetzt ja zwei Jahre lang gespart“, schildert er. So würden etwa höhere Zimmerklassen oder längere Urlaube gebucht werden.
Je flexibler, desto besser
Aber gibt es vielleicht doch Möglichkeiten zu sparen? Laut Rainer Schey sind für die Türkei und Tunesien recht günstige Angebote verfügbar. „Aber das ist so eine zweischneidige Sache“, sagt er. Denn viele Menschen seien mit der dortigen politischen Situation nicht einverstanden, die beiden Länder würden daher kaum besucht. Christian Lobert nennt einen typischen Spartipp: Wer nicht in der Hauptsaison, also in den Schulferien in den Urlaub fahren muss, zahle weniger.
Grundsätzlich gelte aber auch: Wer flexibel ist, kann sparen – nicht nur, was den Zeitpunkt der Reise angeht, sondern auch, was Flughafen und Hotellage betrifft. Wem es also egal ist, ob er in Zürich, Stuttgart, Friedrichshafen oder einem anderen Ort in den Urlaub aufbricht und wer nicht zwingend auf ein Hotel in direkter Strandlage besteht, der bekommt umso mehr – und dann auch unter Umständen günstigere – Angebote. Und Lobert hat noch einen weiteren Hinweis: „Am besten zeitig die Planung in Angriff nehmen.“