Die Einschaltquote kann sich noch steigern, gestern Abend meldete der Online-Anbieter Youtube auf dem Kanal der Stadt Radolfzell für den digitalen Neujahrsempfang als Reichweite rund 150 Aufrufe. Die aufgezeichnete Rede auf der Bühne im Milchwerk enthielt ein Stück Corona-Bewältigung, viele Aussagen zur Klimapolitik, Kritik an den Streuhau-Schützern und seine Absicht, bei der Oberbürgermeisterwahl erneut zu kandidieren.
- Der Wille zur Kandidatur: Mit blumigen Worten hat Martin Staab seine Kandidatur für die OB-Wahl im Spätherbst angekündigt: „Meine Partnerin und ich sind seit fast acht Jahren Wahl-Radolfzeller. Mit ganzem Herzen. Wir lieben diese Stadt, die unsere neue Heimat geworden ist.“ Diese Einleitung zum Ende seiner Rede hat Wahlkampfcharakter. „Es ist noch viel zu tun, eine Stadt ist nie fertig.“ Diese Aufgaben möchte er weiterhin mit vollem Engagement angehen und „abschließen“. Der Werbeblock endet mit dem Satz: „Es würde mich persönlich sehr freuen, wenn sie mir auch in 2021 wieder Ihr Vertrauen schenken. Gemeinsam können wir aus dieser Krise herausfinden und aufbrechen zu einer neuen Entwicklung unserer Stadt.“
- Was nach der Pandemie kommt: Mit der Krise meint der OB die Corona-Pandemie. Staab empfiehlt die Grundregel der Mitmenschlichkeit, um die Gräben zu überwinden: „Zuhören, miteinander reden, einen Ausgleich suchen.“ Die Corona-Krise könne bei all ihren negativen Auswirkungen vielleicht auch heilende Kräfte für die Gesellschaft freisetzen. „Aber nur, wenn wir es auch wollen, wenn wir es anpacken und zu Ende führen“, sagt Staab.
- Lieblingsthema Klimaschutz: Den größten Teil seiner Rede widmet der OB dem Klimaschutz, dieser sei für die Stadt das wichtigste Thema in der Zukunft. Staab mahnt: „Wir dürfen nicht nachlassen, den Klimaschutz tatkräftig, maßvoll und mit dem Blick für das Sinnvolle und Machbare weiter zu betreiben.“ Dabei sei das Thema vielschichtig und komplex. Der OB will in diesem Bereich auf Vernunft und Überzeugung, „ja sogar auf Spaß am Mitmachen setzen“. Um diesen Wettkampf der Ideen zu fördern, wolle die Stadt dieses Jahr einen kleinen Wettbewerb ausschreiben. Es brauche Anreize, damit sich das Engagement für den Klimaschutz bezahlt mache, so Staab.
- Seitenhieb auf Streuhau-Schützer: Nicht immer und überall gibt der OB dem Klima- und Landschaftsschutz den Vorrang. „Bauen und Umwelt stehen oftmals in einem Spannungsverhältnis und sorgen immer wieder für Diskussionen in unserer Stadt.“ Was der OB offensichtlich gar nicht mag, ist die Diskussion, ob das geplante Feriendorf im Biotop Streuhau für die Stadt sinnvoll oder eher klimaschädlich ist. Dieses Projekt sei wichtig für die Prosperität, also den Wohlstand der Stadt, sagt der OB Staab kann sich den Seitenhieb nicht verkneifen: „So gibt es eine Minderheit, die sehr lautstark gegen ein Hotelerweiterungsprojekt im Streuhau ficht, dabei aber leider verkennt, das auch solche Projekte für die Lebensqualität und die Arbeitsplatzsicherheit der Menschen wichtig sind.“ Ob es eine Minderheit in Radolfzell ist, die das Projekt nicht mag, dürfte sich noch herausstellen. Staab bemüht schon einmal das Baugesetzbuch als Argumentationshilfe. Dort sei ein vollkommener Ausgleich für solche Eingriffe vorgeschrieben. „Das soll sicherstellen, dass dem Grundgedanken des Umwelt- und Klimaschutzes bei jedem Vorhaben Rechnung getragen wird.“ Mit Sicherheit wird das Streuhau-Projekt ein Thema, das Martin Staab durch seinen OB-Wahlkampf begleiten wird.