Der Auftritt von Thomas Giesinger vom Ortsvorstand des BUND bei der „Demo fürs Streuhau“ der Fridays-for-Future-Gruppe Radolfzell war nicht unbedingt zu erwarten. Sind doch die organisierten Naturschützer von BUND und Nabu selbst in Radolfzell ins Kreuzfeuer der Kritik geraten, weil sie dem Tausch der Schutzgebiete von Streuhau zu Bodenseereiter-Gelände zugestimmt haben. Diese Position haben sie für das übergeordnete Ziel eingenommen, um das noch größere Naturschutzgebiet Radolfzeller Aachried besser abzuschirmen.

Plakatives Zitat

Aber Giesinger war von der Demo-Organisatorin Carolina Groß zu einer Rede eingeladen worden. Immerhin bekennt sich Giesinger zu seinem Bauchweh beim Projekt Feriendorf und Hotelanlage im Biotop Streuhau. Seine Bedenken brachte er mit diesem Zitat plakativ zum Ausdruck: „Bis heute halten OB und Gemeinderat an diesem naturvernichtenden Projekt fest – wie Drogensüchtige an ihrer Droge.“

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Die Reaktionen blieben nicht aus, wie Giesinger mitteilt. „Wie zu erwarten, hat diese rhetorische Figur in meiner Demo-Rede am Samstag, die der SÜDKURIER zitiert hat, bei Gemeinderäten für Irritationen gesorgt.“ Doch Giesinger bleibt dabei, zurücknehmen möchte er diese Aussage nicht, aber erläutern: „Natürlich halte ich die Gemeinderäte nicht für Drogensüchtige.“

Giesinger schluckt Kröten

Der Grund, warum er seine Aussage aber aufrechterhalten will, sei im Verfahren begründet: „In jeder Besprechung kam eine neue Hürde, eine neue Kröte zum Vorschein, die zu schlucken war.“ Diese Kröten in der Darstellung von Giesinger sind: „Der Wunsch des Investors, zusätzlich zu den Ferienhäusern ein weiteres riesiges Hotel und ein großes Restaurant zu bauen; die Hochwasser- und Altlastenproblematik; die Parkplätze und die Verkehrsanbindung; der teure Waldausgleich.“

Was Giesinger dem Gemeinderat wie auch den damit befassten Oberbürgermeistern vorhält, ist: „Dass man trotz dieser mit jeder Sitzung zunehmenden Kompliziertheit an der ja schon von vornherein problematischen Planung festhält, hat schon etwas von einer extremen Selbstknebelung, die mit Vernunft schwer zu erklären ist.“

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Bisher habe die Allianz von Behörden und Gemeinderat ein Aufbegehren der Naturschützer gegen das Tourismusprojekt verhindert, und die Bevölkerung habe wenig Anteil genommen. Nun schöpft Giesinger Hoffnung: „Wenn 150 Leute an einem heißen Samstagnachmittag dagegen demonstrieren, lässt sich vielleicht etwas machen.“ Er sieht Tourismus im Streuhau oder Bodenseereiter-Areal grundsätzlich kritisch. Das sehe man am Motorbootbetrieb des Wassersportzentrums dort: „Wir Naturschutzverbände sind dazu nicht gehört worden.“ Wenn erst einmal das Streuhau touristisch genutzt werde, würde der Druck, das Wasser dort als Sportfläche zu nutzen, steigen.