Nicht nur die Radolfzeller Bevölkerung blickt gespannt auf die Entwicklungen in Bezug auf das ehemalige Krankenhaus auf der Mettnau. Auch Sven Wahl, Vorstandsvorsitzender der Luisenklinik, verfolgt die Debatten im Gemeinderat und im SÜDKURIER mit Interesse. Denn die benachbarte psychiatrische Tagesklinik für Kinder und Jugendliche bräuchte dringend mehr Platz.

Der erste Impuls, an dieser Stelle Synergien zu schaffen, war im Gemeinderat schnell da. Wenn dort ganz viel Platz frei wird und die anderen Platz brauchen, könnte man zusammenführen, was scheinbar zusammengehört. Darauf bezog sich auch ein Antrag der CDU-Fraktion über die Folgenutzungsmöglichkeiten des Krankenhausgebäudes. Doch in der jüngsten öffentlichen Diskussion über die Zukunft des Krankenhauses Anfang Februar informierte die Stadtverwaltung, dass die Luisenklinik einen Anbau statt eines Einzugs ins ehemalige Krankenhaus bevorzugt.

Für die neuen Plätze muss es schnell gehen

„Wir brauchen eine schnelle Lösung. Und leider sieht es so aus, als wird es die im ehemaligen Krankenhaus nicht geben“, sagt Sven Wahl auf Nachfrage des SÜDKURIER. Aktuell gibt es in der Luisenklinik auf der Mettnau 23 Plätze in der Tagespflege. Zwar wartet Wahl noch auf die Genehmigung von sieben weiteren Plätzen in der Einrichtung. Aber er geht von einer baldigen Zusage vom Sozialministerium aus. Und dann müsste es ganz schnell gehen, denn diese Plätze würden dringend gebraucht. Der Bedarf an Tagespflegeplätzen sei im gesamten Landkreis sehr hoch.

Die Nachfrage steigt im gesamten Landkreis

Obwohl die Corona-Pandemie nun schon eine Weile zurückliegt, seien die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen noch immer gravierend, erklärt der Vorstandsvorsitzende. Die Anfragen an die inhabergeführte Fachklinik für psychische und psychosomatische Erkrankungen mit Hauptsitz in Bad Dürrheim seien noch immer deutlich höher als die Platzkapazitäten.

„Wir brauchen eine schnelle Lösung. Und leider sieht es so aus, als wird es die im ehemaligen Krankenhaus nicht geben.“Sven ...
„Wir brauchen eine schnelle Lösung. Und leider sieht es so aus, als wird es die im ehemaligen Krankenhaus nicht geben.“Sven Wahl, Vorstandsvorsitzender Luisenklinik | Bild: Schneider, Anna-Maria

Guter Kontakt zur Stadt Radolfzell

Mit der Stadt selbst sei Wahl bereits seit der Schließung des Krankenhauses in Kontakt und sagt, die Gespräche liefen sehr gut, man stünde im guten Austausch. Doch nun zeichne sich ab, dass die Verhandlungen zwischen dem Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (GLKN) als Besitzer des Krankenhauses, und dem Radolfzeller Spitalfonds als Besitzer des Grundstücks, komplexer und langwieriger werden. „Wir glauben, dass wir schneller zum Erfolg kommen, wenn wir unabhängig davon diese Plätze planen“, sagt Wahl.

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Geplant ist bisher ein Anbau an die bereits bestehende Luisenklinik auf der Mettnau, die in unmittelbarer Nähe zum Krankenhaus liegt. Dort gibt es ein kleines Areal zwischen Krankenhaus und Luisenklinik an der Hausherrenstraße, auf dem ein solcher Neubau auch unter Berücksichtigung der Abstandsregelung zum Krankenhaus möglich sei. „Das würde für unseren aktuellen Platzbedarf auch ausreichend sein“, erklärt Sven Wahl.

Ein Neubau ist nicht nachhaltig

Im Gemeinderat ist dieser Vorschlag zumindest als erste Reaktion in der öffentlichen Sitzung Anfang Februar mit Skepsis zur Kenntnis genommen worden. Ein Neubau, wo doch ein ganzes Gebäude zur Verfügung stehen könnte, sei nicht nachhaltig, erklärte Christof Stadler (CDU). Diese Argumente kann der Vorstandsvorsitzende der Einrichtung zwar nachvollziehen, doch sei das ehemalige Krankenhausgebäude eben auch zu groß. „Wir könnten das gar nicht füllen, da muss es dann schon ein Gesamtkonzept geben, was noch alles reinkommen soll“, sagt er.

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Hinzu käme dann auch die große Frage nach den notwendigen Investitionen, um das alte Krankenhaus für eine andere Nutzung wieder herzurichten. Eine Begehung mit Architekten hat es seitens der Stadt erst im Dezember 2023 gegeben. Die Ergebnisse sind mittlerweile im Gemeinderat nicht-öffentlich vorgestellt worden. Offen sind aber noch immer Themen wie Investitionen, die der GLKN versäumt hat und nachholen muss, Ablösesummen oder Ähnliches, sollte das Gebäude wieder zurück in den Besitz des Spitalfonds fallen.

Sven Wahl hofft nun auf breite Unterstützung für den Anbau auch aus dem Gemeinderat. Denn eigentlich würde die Luisenklinik gerne in Radolfzell und auf der Mettnau bleiben. „Wir fühlen uns dort sehr wohl und erachten die Lage als mitten im Landkreis Konstanz als ideal“, sagt er.