Es ist eine Situation, die hoffentlich nie eintritt. Unweit des Krankenhauses wird eine Weltkriegsbombe gefunden, weshalb sämtliche Personen, die sich dort aufhalten, in Sicherheit gebracht und anderweitig versorgt werden müssen. Am Samstag haben 250 Helfer und Mimen in Radolfzell genau diesen Fall geprobt. Als Kulisse diente das leerstehende Radolfzeller Krankenhaus.
Vor allem die Versorgung von Patienten während der Evakuierung erschwerte die Situation und machte die Übung gleichzeitig zu einer sehr ungewöhnlichen. Denn während reine Evakuierungen mindestens einmal im Jahr geübt werden, ist die Weiterversorgung der Patienten eine außergewöhnliche Herausforderung für das gesamte Rettungspersonal, wurde bei der Übung deutlich.
Helfer aus der gesamten Region waren dabei
Helfer aus den Landkreisen Konstanz und Tuttlingen kamen nach Radolfzell, um bei dieser Gelegenheit für ihren jeweiligen Spezialbereich zu proben. Neben dem Roten Kreuz fanden sich Helfer vom ASB, den Johannitern, dem THW, der Notfallseelsorge, des Malteser Hilfsdiensts und der Personenauskunftstelle, sowie Personal aus dem Klinikum aus Singen bei der „RADEX“-Übung in Radolfzell ein. Das Kürzel steht für die Stadt Radolfzell und dem englischen Wort Exercise, was so viel wie Übung heißt.

Effektiv hatten sie 40 angenommene Patienten aus dem Radolfzeller Krankenhaus aufwändig zu bergen – denn auch die Fahrstühle waren als beschädigt angenommen worden. Gleichzeitig musste ein sogenannter Behandlungsplatz 25 eingerichtet werden. Darin können innerhalb einer Stunde bis zu 25 Personen aufgenommen und zwei Stunden versorgt werden, bis sie in geeignete Kliniken um Umkreis von 200 Kilometern gebracht werden können. Vergleichbare Einrichtungen werden auch bei kulturellen oder sportlichen Großereignissen wie Festivals oder Weltmeisterschaften prophylaktisch aufgebaut.
In der RADEX-Übung ging man davon aus, dass Kliniken in Freiburg, Stuttgart, Villingen-Schwenningen, Tübingen und Konstanz die Patienten annehmen. Dazu fuhren die Helfer tatsächlich die Personen mit den Einsatzfahrzeugen von dem Behandlungsplatz, der in der Mettnauhalle eingerichtet worden war, aus der Stadt bis nach Singen. In der Halle waren die Personenauskunftstelle, eine Eingangseinrichtung samt Registrierung sowie ein Betreuungsbereich mit medizinischer Überwachung eingerichtet.

Zu wenig freie Plätze auf Intensivstationen
Dass man in einem ähnlichen Fall tatsächlich die Patienten so weit verteilen muss, ist nach Aussage von Michael Bentele, leitender Notarzt im Landkreis Konstanz, durchaus realistisch. „Wir haben schon heute zu wenig freie intensivmedizinische Plätze. Das liegt vor allem am fehlenden Personal“, monierte er am Rande der Übung. Überhaupt will man insbesondere die negativen Erfahrungen aus der Übung zum eigenen Vorteil nutzen: „Wir wollen ganz viele Dinge, die nicht laufen – daraus können wir etwas lernen“, sagte Bentele weiter.
Am Ende werden die ausgewerteten Ergebnisse in die Planungen für Schadensereignisse und die Einsatzpläne in Kliniken einfließen. Als ersten Eindruck nahmen Michael Benteler, Philip Karrer (Kreisbereitschaftsleiter und Katastophenschutzbeauftragter im Landkreis Konstanz) als auch Thomas Irmer von der Unteren Katastropenschutzbehörde im Landratsamt Konstanz mit, dass insbesondere im Bereich der Kommunikation zwischen den beteiligten Helfern Verbesserungsbedarf besteht.