Der ehemalige SS-Schießstand im Nordosten von Radolfzell bleibt weiterhin eine Daueraufgabe für die Stadtverwaltung. Wie sich auf Nachfrage zeigt, wird der Erhalt der Gedenkstätte derzeit von den Fachabteilungen der Stadtverwaltung ausgearbeitet. Der Zustand der ohnehin mittlerweile bewaldeten Anlage ist selbst für Laien erkennbar nicht mehr der beste. Aus Sicherungsgründen wurden die Handfeuerwaffenschießstände vor Jahren eher provisorisch mit Bauzäunen abgeriegelt.
Ein weiteres Problem stellt der immer wieder vorkommende Vandalismus dar. So wurde die im Jahr 2012 erstmals aufgestellte Informationstafel in den Jahren danach stark beschädigt und schließlich 2023 erneuert. Auch das ausliegende Gedenkbuch wurde mehrfach von Unbekannten beschädigt. Um gegenzusteuern, hatte der Kulturausschuss 2022 unter anderem Pflegemaßnahmen und die neue Informationstafel beschlossen. Laut der Pressestelle der Stadt findet seither auch tatsächlich mehr Grünpflege im Bereich der Informationsträger statt. Zudem wurden neue Banner für die Bauzäune konzipiert und aufgehängt.
„Mit einer schnellen Lösung ist hier nicht zu rechnen“
Allerdings stellt vor allem die Absicherung der grundsätzlich frei zugänglichen Anlage eine Herausforderung für die Verwaltung dar. So stimmt man derzeit verwaltungsintern ab, wie in dieser Angelegenheit verfahren wird, erklärt die Pressestellt: „Mit einer schnellen Lösung ist hier nicht zu rechnen. Es könnten sogar neue Absperrungen errichtet werden.“ Unklar ist bisher auch noch die Höhe der anfallenden Kosten sowie die Finanzierung der notwendigen Maßnahmen.
Sicher ist indes, dass die Landeszentrale für politische Bildung (LfpB) nicht für Kosten aufkommen wird. Sie unterstützt derartige Bestanderhaltungsmaßnahmen nicht. Die LfpB hatte den Radolfzeller Schießstand zwar 2014 in die Liste der Gedenkstätten aufgenommen, sie wird jedoch nach Auskunft der Stadt Radolfzell dort nicht im physischen Guide genannt. Das liegt vor allem daran, dass dort vornehmlich Einrichtungen aufgeführt sind, die im Bereich der Bildungs- und Vermittlungsarbeit tätig sind. Dazu gehören Angebote wie regelmäßige Bildungsformate oder Workshops für Schulklassen und Seminare.
Medienstation und Radtour
Solche Tätigkeiten und Angebote sind in Radolfzell bisher nur sehr eingeschränkt vorhanden. Am aktivsten ist man in dieser Hinsicht noch bei der Projektgruppe Radolfzeller Gedenkstätten und der Initiative Stolpersteine. Sie bieten Führungen für Interessierte an.
So verwundert es nicht, dass selbst viele Radolfzeller noch in Unkenntnis über den ehemaligen Schießstand sind. Zumindest das Wissen über das Vorhandensein und die Entstehungsgeschichte möchte man auf Seiten der Stadt in Zukunft noch verbessern. Passend zu der aktuellen Sonderausstellung im Stadtmuseum, die sich mit dem Zweiten Weltkrieg und den örtlichen Ereignissen in Radolfzell beschäftigt, widmet sich eine eigene Infotafel der Existenz.
„Auch soll im Laufe des Jahres noch eine eigene Medienstation entwickelt werden, die später in die Dauerausstellung übernommen werden soll. Im diesjährigen Veranstaltungsprogramm des Museums wird ebenfalls eine Radtour angeboten, während der auch der Schießstand thematisiert wird“, heißt es dazu aus der Pressestelle.