Deutliche Worte, wer den Kita-Notstand in Radolfzell zu verantworten hat, findet Bürgermeisterin Monika Laule, die auf einen offenen Brief des Gesamtelternbeirates Kita ebenfalls mit einem offenen Brief antwortet. Der GEB Kita hatte sich an Verwaltung und Gemeinderat gewandt und dabei der Stadt eine zu kurzfristige Kommunikation und ablehnende Haltung gegenüber Lösungsvorschlägen der Eltern vorgeworfen. Die Familien fühlten sich in ihrer Not nicht ernst genommen, so der Eindruck des GEB Kita.
Ziel war es, den Wünschen der Eltern zu entsprechen
Dies wollte Bürgermeisterin Laule nicht unkommentiert lassen und äußerte sich noch vor der Beratung zum Kita-Notstand am Dienstag, 31. Januar, um 10 Uhr im Milchwerk. Die Stadtverwaltung habe stets versucht, trotz enger Personaldecke alles im Interesse der Eltern zu organisieren, schreibt Laule. Dies habe die Stadt nicht nur getan, weil es politischer Wunsch sei, Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen, sondern auch auf hohem Druck der Eltern und vor allem des GEB Kita.
Im Fokus stand dabei die Einforderung höchstmöglicher Bildungs- und Erziehungsqualität in den Einrichtungen gekoppelt mit gleichzeitig maximaler Flexibilität und Betreuungszeiten und -angeboten für Eltern, so Laule. „Heute müssen wir feststellen, dass das Ziel zu Lasten des Personals ging und zu Ausfällen und Fluktuation geführt hat“, schreibt die Bürgermeisterin.
Doch nicht nur die hohen Anforderungen von Eltern an Qualität und Betreuung hätten zu dieser Situation geführt. Der allgemeine Fachkräftemangel und die Stadt selbst seien auch an dem aktuellen Kita-Notstand beteiligt. „Tatsache ist aber auch, dass die restriktive Personalpolitik der Stadt Radolfzell in den letzten Jahren maßgeblich dazu beigetragen hat, dass sich Mitarbeiterinnen anderweitig orientiert haben“, so Monika Laule.
Sich am Machbaren orientieren, nicht am Wünschenswerten
Aus diesem Grund sei ein konsequenter Strategiewechsel notwendig, bei dem man sich am Machbaren orientiere und nicht am Wünschenswerten. Die Verwaltung erarbeite für jede von den Einschränkungen betroffene Einrichtung und Gruppe ein Betreuungskonzept, das mit dem vorhandenen Personal umgesetzt werden könne und möglichst weitestgehend die wesentlichen Bedarfe der Eltern und Kinder berücksichtige. Da die Kinderbetreuung allerdings streng von Bundes- und Landesgesetzen reglementiert sei, hätte die von den Eltern geforderte Kreativität auch ihre Grenzen, erklärt Bürgermeisterin Laule.
Auch Kindern und Personal gerecht werden
Wenn die Verwaltung Ideen und Vorschläge ablehne, dann nur wenn offensichtlich rechtliche Gründe dagegen stünden. Monika Laule macht deutliche: „Der Anspruch auf ‚Vereinbarkeit von Familie und Beruf‘ heißt nicht ausschließlich allen Bedürfnissen und Wünsche der Eltern gerecht zu werden.“ Gerecht werden müsse man auch den Kindern und dem Personal sowie den gesetzlichen Rahmenbedingungen.
Zu der kurzfristigen Kommunikation äußerte sich die Bürgermeisterin so: „Kurzfristige Betreuungszeitverkürzung lägen daran, dass es einen kurzfristigen Ausfall eines Mitarbeiters gab.“ In den vergangenen Monaten hätte es viele Krankmeldungen wegen Infekten gegeben, was sicher auch mit Erschöpfungszuständen nach der langen Krisenzeit zu tun hätte.
Stadt will neue Stelle als Unterstützung einführen
Neben den bereits kommunizierten Maßnahmen zur Personalgewinnung möchte die Stadt dem Gemeinderat vorschlagen, eine neue Stelle „Geschäftsführung Kindertagesbetreuung“ einzurichten, die zur Entlastung der Leiterinnen in Verwaltungsaufgaben dienen solle. Auch soll das Image der Stadt Radolfzell als Arbeitgeber mit Hilfe eines professionellen Marketings aufpoliert werden. Am Dienstag, 14. Februar, findet zudem im Milchwerk eine Informationsveranstaltung für alle Eltern statt.