Die Themen Naturschutz, Umweltschutz und Klimaschutz sind heutzutage in aller Munde. Doch dies war nicht immer so. Vor diesem Hintergrund bietet die neue Sonderausstellung im Stadtmuseum Radolfzell interessante Einblicke in die Entwicklung der Umweltbewegung am westlichen Bodensee von 1920 bis heute, angefangen beim Vogelschutz bis zur heutigen modernen Umweltbewegung, mit Einfluss auf Baden-Württemberg und darüber hinaus. Gezeigt werden viele verschiedene Umweltorganisationen aus dem Landkreis Konstanz und insbesondere Radolfzell.
Vernissage mit Blockflötenspiel und Vogelgesang
Die musikalischen Einführung der Vernissage übernahm die Blockflötenspielerin Katja Verdi, die an der Musikschule Radolfzell tätig ist und passend zum Thema der Ausstellung mit Vogelgezwitscher und Vogelgezeter einstimmte.
Umwelt- und Naturschutzthemen bewegten die Radolfzeller in großem Maße und Naturschutz werde auch in der zukünftigen Entwicklung der Stadt eine wichtige Rolle spielen, so OB Simon Gröger.

Landes- und bundesweit gehöre der Landkreis Konstanz zu den Landkreisen mit dem höchsten Anteil an Schutzgebieten und Radolfzell sei schon mehrfach für seinen Natur- und Umweltschutz ausgezeichnet worden. An der Konzeption der Ausstellung waren unter anderem Vertreter des Max-Planck-Instituts aus Möggingen, BUND und des NABU beteiligt.
Die Ausstellung greife das Umweltthema aus geschichtlicher Perspektive auf und gebe eine Antwort auf die Fragen, wo die Wurzeln des Umweltschutzengagements in Radolfzell liegen, wie es zu dem hohen Stellenwert des Natur- und Umweltschutzes im Landkreis Konstanz gekommen ist und schließlich wie es zu der starken Präsenz der Umweltverbände in Radolfzell gekommen sei, erläutert der Oberbürgermeister.
Landtagsabgeordnete Nese Erikli eröffnet die Ausstellung
Im Anschluss daran richtetet die Grünen-Landtagsabgeordnete Nese Erikli auch in ihrer Funktion als Aufsichtsrätin der BW Stiftung, welche einer der Hauptförderer der Ausstellung ist, ihre Grußworte an das Publikum. Die Sonderausstellung bezeichnete sie dabei als ein Projekt, welches für die Gesellschaft besonders wichtig sei und Radolfzell als inoffizielle Umwelthauptstadt Deutschlands sei der passende Ort für eine solche Ausstellung.
Die große Anzahl der Menschen, die sich heute für den Schutz der Umwelt und der Natur einsetzen, seien nicht selbstverständlich und die Menschen hätten sich die Aufmerksamkeit für diese Themen zunächst hart politisch erkämpfen müssen, so Erikli. Für die Zukunft verweist sie auf die großen Herausforderungen, vor allem hinsichtlich der Themen Klimawandel und Artenschwund. Die Landtagsabgeordnete zeigte sich jedoch optimistisch, dass diese bewältigt werden könnten.
Mit der Förderung durch die Stadt Radolfzell beziehungsweise die Projektförderung des Landkreises Konstanz und die Baden-Württemberg-Stiftung werde der Einsatz der Naturschützer und Naturschützerinnen in der Region gewürdigt, so Erikli.
Anschließend erhielten die Gäste der Vernissage eine Einführung in die Sonderausstellung durch den Abteilungsleiter des Stadtmuseums, Rüdiger Specht. Dieser sei dem Thema Umwelt und Natur biografisch selbst stets zugewandt, berichtete er. Ein Anruf einer der Töchter des bekannten Biologen und Umweltschützers Gerhard Thielcke im Sommer 2019 habe den Anstoß für die Sonderausstellung gegeben, so Specht. Thielcke war 2007 in Radolfzell verstorben und seine Tochter habe Specht angeboten, ihm einige Unterlagen des Vaters zu überlasen, da die Töchter gerade dabei waren, das Elternhaus auszuräumen.
Die Ausstellung beinhalte Zeitzeugen-Interviews, teilweise kontroverse Meinungen, Konfliktthemen und Meilensteine der Umweltgeschichte Radolfzells. Sie sei wahrscheinlich die bislang aufwendigste Ausstellung des Museums.
Schüler haben 800 Störche gefaltet
Ein Grund hierfür sei die Tatsache, dass die Geschichte der regionalen Umweltbewegung bislang nicht historisch aufgearbeitet worden sei und somit sehr viel recherchiert werden musste, erklärte Rüdiger Specht. Einen besonderen Dank sprach der Museumsleiter den Schülern der Gerhard-Thielcke-Realschule in Radolfzell aus, welche dem Leitmotiv der Ausstellung „Vögel“ folgend 800 Origami-Störche für die Sonderausstellung gefaltet haben.
Er verwies zudem darauf, dass es im Herbst eine Ausstellung in der Ausstellung, eine Wanderausstellung, geben werde.