Mit dem Entwurf einer neuen Dauerausstellung für das Stadtmuseum hat sich der Kulturausschuss in der Vergangenheit bereits mehrfach auseinandergesetzt. Studenten der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung Konstanz (HTWG) haben sich sogar schon Konzepte überlegt. Umgesetzt wurden sie aber nicht. Nun landete das Thema Neugestaltung erneut auf der Tagesordnung – Hintergrund war das 1200-jährige Gründungsjubiläum der Stadt Radolfzell im Jahr 2026.
Die Stadtverwaltung schlug dem Gremium eine Neukonzipierung der Dauerausstellung mit einer Eröffnung im Jubiläumsjahr vor. Der Ausschuss zeigte sich von der Idee allerdings nicht allzu begeistert.
Aktuelle Ausstellung ist 16 Jahre alt
Die aktuelle Dauerausstellung ist seit 2006 im Stadtmuseum zu finden und ist mit Ausnahme des Kuriositätenkabinetts und des Mittelalterraums, die 2015 und 2017 überarbeitet wurden, seither unverändert geblieben. Die Mehrzahl der Besucher habe die Dauerausstellung daher schon einmal gesehen, schlussfolgert die Stadtverwaltung in der Sitzungsvorlage.
Eine Neukonzipierung im Jahr 2026 biete sich zum einen aufgrund des Jubiläums an, das „für Radolfzell eigentlich noch bedeutender ist als das Stadtjubiläum 2017“, wie Bürgermeisterin Monika Laule sagte. Zum anderen aber auch, weil das Stadtmuseum zeitgleich 20 Jahre alt wird. Außerdem stehen ohnehin Änderungen beim Beleuchtungssystem an.
Beleuchtungssystem ist veraltet
Museumsleiter Rüdiger Specht erläuterte: „Das Beleuchtungssystem ist genauso wie die Dauerausstellung selbst aus dem Jahr 2006 beziehungsweise aus dem Vorjahr.“ Die Leuchtmittel aus der Zeit seien mittlerweile nicht mehr auf dem Markt verfügbar. Wenn welche kaputt gehen, fehle der Ersatz.
„Im Museum wird es immer dunkler“, schilderte Specht die Folgen. Daher müsse das System erneuert werden, dabei könne durch den Umstieg auf LED-Technik Strom gespart werden – die Stadt nennt Einsparungen in Höhe von 2500 bis 3000 Euro pro Jahr bei den aktuellen Energiepreisen.
Nach den vorgeschlagenen Plänen der Stadtverwaltung hätte ein Planungsbüro Umsetzungsalternativen für eine neue Dauerausstellung erarbeiten und im Sommer 2023 erste Ergebnisse dem Gemeinderat vorstellen sollen. Dann hätte entschieden werden sollen, ob das Verfahren weiter verfolgt wird. Falls ja, hätte bis zum Frühjahr 2024 eine konkrete Entwurfsplanung erarbeitet werden sollen. Für die Umsetzung hätte das Stadtmuseum dann im Jahr 2025 schließen müssen, ehe es 2026 mit einer neuen Dauerausstellung hätte öffnen können.

Bürgerbeteiligung ist erwünscht
Das Gremium war von den Vorschlägen nicht überzeugt und brachte mehrere Änderungsvorschläge ein. So sprach sich Susann Göhler-Krekosch (SPD) für eine Beteiligung der Bürger bei der Erarbeitung eines neuen Konzepts aus: „Ich finde, wir brauchen nicht zu allem ein Planungsbüro. Wir können kostensparend arbeiten.“
Auch SPD-Fraktionskollege Reinhard Rabanser wünschte sich eine Einbeziehung der Bevölkerung und bat darum, den Förderverein Museum und Stadtgeschichte Radolfzell von Anfang an zu beteiligen. Erik Hörenberg, Leiter des Fachbereichs Kultur, versicherte, das sei ohnehin geplant gewesen – allerdings brauche es einen externen Dienstleister, um das Projekt umzusetzen. Die Stadt könne dies nicht alleine tun.
Gibt es überhaupt neue Informationen?
Christof Stadler (CDU) brachte schließlich die gesamten Pläne der Stadt zum Wanken. „Eine neue Dauerausstellung spült uns vielleicht einmal die Radolfzeller ins Stadtmuseum, aber wir haben ja gar keine neuen Erkenntnisse“, merkte er an. Es gebe keine neuen Ausgrabungen oder anderen Quellen, die neue Informationen zur Radolfzeller Stadtgeschichte liefern könnten. Die Dauerausstellung auf diesem Stand komplett zu erneuern, sei in seinen Augen auch nicht nachhaltig. Stattdessen müsse lieber Geld investiert werden, um Experten ins Stadtmuseum zu bringen, die verschiedene Themen beleuchten könnten.
Nina Breimaier (FLG) sprach sich dafür aus, das Stadtmuseum mit wenig Aufwand attraktiver zu machen, etwa durch den Einsatz moderner Medien. „Da können wir schon etwas verbessern, ohne gleich alles auf den Kopf zu stellen“, befand sie. Dass es nötig sei, das Museum zu modernisieren, sprach Reinhard Rabanser (SPD) an: „Wir sind museumsdidaktisch nicht auf dem neuesten Stand“, sagte er. „Wir müssen uns den neuen Zeiten stellen.“ Dabei gehe es auch nicht darum, das Museum auf den Kopf zu stellen.

Der Alternativvorschlag: Schrittweise Umgestaltung
Christof Stadler stimmte dem zwar zu, doch es sei besser „wenn man das über mehrere Jahre macht“. Anja Matuszak (FLG) schloss sich dieser Idee an. „Wir müssen mit begrenzten Ressourcen klarkommen“, mahnte sie. Zudem könnten bei einer schrittweisen Überarbeitung auch Dinge ausprobiert und notfalls abgeändert werden.
Auf Antrag von Christof Stadler ließ Bürgermeisterin Monika Laule das Gremium schließlich über ein anderes Vorgehen abstimmen, als ursprünglich geplant: Demnach sollen im Stadtmuseum zwar die Museumsdidaktik, also die Art der Vermittlung von Informationen, sowie die Beleuchtung überarbeitet werden. Allerdings soll für das Jubiläumsjahr 2026 zunächst einmal nur ein Raum neu eingerichtet werden. Auch soll der Förderverein mit einbezogen werden und es ein Beteiligungsverfahren gebe. Das Gremium stimmte dem einstimmig zu.
Monika Laule versprach: „Da lassen wir uns etwas einfallen.“ Die Stadtverwaltung werde mit Vorschlägen wieder auf das Gremium zukommen.