Der Schock sitzt auch Tage danach noch tief. Die Kosten für die energetische Sanierung der Litzelhardhalle in Liggeringen haben sich mal eben fast verdoppelt. Von ehemals errechneten 4,8 Millionen sind es nach zwei Jahren mittlerweile 9,5 Millionen Euro. Dennoch gab der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung ein klares Bekenntnis zur längst überfälligen Sanierung der Halle.

Klarer Beschluss für die Halle

Auch wenn doch so manch einer mit Spannung auf die Haushaltsberatung Ende Januar 2023 blickt. Denn bei der allgemeinen Wirtschaftslage ist ein solches Projekt nicht mal eben so zu stemmen. Vor der Abstimmung mahnte FGL-Stadtrat Siegfried Lehmann deswegen: „Wir brauchen einen klaren Beschluss ohne Vorbehalte.“ Denn ein Bekenntnis zur Halle hätte weitreichende Konsequenzen für den Haushaltsplan.

Das könnte Sie auch interessieren
Das Dach der Litzelhardthalle hält nicht mehr dicht: Ortsvorsteher Hermann Leiz berichtet, dass nach Niederschlägen sich regelrechte ...
Das Dach der Litzelhardthalle hält nicht mehr dicht: Ortsvorsteher Hermann Leiz berichtet, dass nach Niederschlägen sich regelrechte Wasserlachen auf dem Hallenboden bilden. | Bild: Becker, Georg

In diesem sind nämlich von der Verwaltung nur sieben Millionen Euro Baukosten veranschlagt worden, worauf Siegfried Lehmann aufmerksam machte. Finanz-Fachbereichsleiterin Petra Ohmer erklärte warum: Mit einer Summe von sieben Millionen Euro würde der Haushalt vom Regierungspräsidium Freiburg (RP) genehmigt werden. Da laut aktueller Rechnung im Jahr 2025 auch die letzten finanziellen Reserven der Stadt aufgebraucht wären, müsste man höhere Kosten über Kredite finanzieren. Und das RP habe bereits mündlich angedeutet, dass eine Kreditaufnahme in dieser Höhe, um eine Sanierung für 9,5 Millionen Euro zu bezahlen, nicht gestattet werden würde.

Halle bauen mit hohen Kosten oder Projekt wieder schieben?

Für den Gemeinderat bleiben also zwei Möglichkeiten: Sich zu der Sanierung der Liggeringer Halle zu bekennen und im Haushalt dann an anderer Stelle die fehlenden 2,5 Millionen Euro einsparen. Oder die Sanierung ein weiteres Mal nach hinten schieben. Für die Verschieben-Option wollten sich die meisten Stadträte nicht entscheiden. CDU-Stadtrat und Liggeringer Ortsvorsteher Hermann Leiz warb noch einmal für das Projekt: „Die Baukosten bereiten uns auch Bauchschmerzen, aber an einer Sanierung führt nichts vorbei“, sagte er.

Das könnte Sie auch interessieren

Ganz so alternativlos sah es Zekine Özdemir (FGL) nicht, dass die Halle saniert werden muss. „Wie viele Hallen braucht es denn eigentlich für Radolfzell und den Ortsteilen“, fragte sie. Sie stellte in Frage, ob wirklich alle Ortsteile eine eigene Halle bräuchten und ob es nicht sinnvoll wäre, dass auch die Ortsteilbewohner die zur Verfügung stehenden Hallen plus Milchwerk für ihre Veranstaltungen nutzen sollten. Dies würde Ressourcen schonen. Und außerdem: „Wir sind doch alle Radolfzeller“.

Jeder Ortsteil hat das Recht auf eine eigene Halle

Lorenz Thum, CDU-Stadtrat, Ortsvorsteher von Markelfingen und selbst bald glücklicher Hallen-Neubau-Nutzer, erinnerte an den Eingemeindungsvertrag vom 1. Januar 1974. Allen Ortsteilen steht eine eigene Halle zu. „Und das gehört auch so“, sagte Thum. Laut ihm hätte man viel früher mit der Sanierung beginnen müssen, nun sei der Zustand so schlecht, dass die Kosten explodiert seien. Doch die Sanierung der Litzelhardthalle stehe für ihn auf „Prio 1“.

Das könnte Sie auch interessieren

Eine Zwischenbemerkung zu diesem Thema konnte sich Christof Stadler (CDU) da nicht verkneifen. Er warf ein, dass die Litzelhardhalle schon viel früher wäre saniert worden, wenn die Markolfhalle in Markelfingen nicht an Fasnacht 2018 abgebrannt wäre. Diese stehe jetzt kurz vor der Fertigstellung und hat die Stadt knappe zwölf Millionen Euro gekostet.

Der Gemeinderat steht geschlossen zur Halle

Zur Freude von Ortsvorsteher Hermann Leiz sprachen sich etliche Ratskollegen klar für die Sanierung aus. Unterstützung gab es von den Freien Wählern. Obwohl es Dietmar Baumgartner „bei den Zahlen schon schlecht wurde“, befürworte er klar die Hallensanierung. Er wolle es vermeiden, dass eine Neiddebatte zwischen den Ortsteilen entbrennt.

Für seinen Fraktionskollegen Gabriel Deufel gehöre eine Halle zu einem aktiven Dorfleben dazu. Außerdem sei die Halle schon so lange sanierungsbedürftig, so langsam könne man den Liggeringern nicht mehr erklären, warum dies nicht möglich sei. Norbert Lumbe fasste es so zusammen: „Die Liggeringen haben das verdient.“