Erst wurden in Radolfzell geflüchtete Menschen in einem ehemaligen Fitnessstudio untergebracht. Jetzt soll ein Hotel als Anschlussunterbringung dienen. Genauer gesagt das Hotel Krone im Herzen der Altstadt, welches seit 27 Jahren von Hans Weber und seiner Frau geführt wird. Eigentlich würden sie den Betrieb gerne verkaufen und ganz in den Ruhestand gehen. Doch das Angebot der Stadt, das Hotel für drei Jahre zu mieten und dort Flüchtlinge einzuquartieren, scheint für Weber auch reizvoll. „Für mich würde dieses Arrangement weniger Arbeit bedeuten“, sagt Weber.
Stadt braucht schnell Platz für 33 Menschen
Das Stadt Radolfzell stehen Zwangszuweisungen bevor, informierte Oberbürgermeister Simon Gröger während der jüngsten Gemeinderatssitzung. 33 geflüchtete Menschen müssen binnen kurzer Zeit untergebracht werden. Schafft es die Stadt nicht, Plätze für die zugewiesenen Personen zu finden, müssten wieder Hallen gesperrt und zu Flüchtlingsunterkünften umgebaut werden.
Konkret würde es als erstes die Güttinger Halle treffen, in der dann kein Schul- und Vereinssport mehr möglich wäre. „Bisher haben wir mit großem Engagement der gesamten Bevölkerung die Unterbringung der Geflüchteten stemmen können, aber jetzt kommen wir an unsere Grenzen“, so Gröger.
Hotel statt Sporthalle
Der Vorschlag der Verwaltung: Das Hotel Krone von Hans Weber anmieten und die Hotelzimmer zu Flüchtlingsunterkünften umfunktionieren. Die Restaurantküche solle den Bewohnern als Gemeinschaftsküche dienen, der Speiseraum wäre der Gemeinschaftsraum. Weber selbst würde vom Hotelier zu einer Art Hausmeister werden, der im Gebäude nach dem Rechten sieht und dafür sorgt, dass alles funktioniert.
Eine Rolle, die er sich durchaus vorstellen kann. „Es fällt dadurch einiges an Verwaltung weg, wir müssten kein Frühstück mehr anbieten oder die Zimmer herrichten“, so der Hotelbesitzer. Dass er Personal entlassen müsste, sieht er nicht als Problem: „Meine Mitarbeiter sind so gut, sie werden sofort neue Anstellungen finden“, ist er überzeugt.
Räume in der Krone wären schnell bezugsfertig
Das Hotel wäre auch schnell bezugsfertig, denn größere Umbaumaßnahmen seien nicht nötig, erklärte Petra Ott, Leiterin der Stabsstelle Partizipation und Integration. Die Möblierung könne man vom Hotel übernehmen, Hans Weber würde nur einige wertvollere Möbelstücke und Antiquitäten einlagern. In der Küche müsste man den Gasherd mit Elektroherden und Backöfen austauschen.
Aber ansonsten sei das Gebäude bestens geeignet. Die Zimmer seien abschließbar und hätten ein eigenes Badezimmer. Für die Bewohner bedeutet dies mehr Privatsphäre als in einer Turnhalle. Für die Kaltmiete pro Monat werden laut Stadtverwaltung 14.000 Euro veranschlagt, für die Nebenkosten wird derzeit mit rund 5000 Euro gerechnet.
Ähnlich gute Bedingungen für die Unterbringung von Geflüchteten, wenn nicht sogar bessere, hätte die Stadt Radolfzell im ehemaligen Krankenhaus, sagte CDU-Stadtrat Christof Stadler. Er schlug vor, Verhandlungen mit Landrat Zeno Danner aufzunehmen, ob man nicht das leer stehende Gebäude auf der Mettnau mit vielen Krankenzimmern, die ebenfalls ein eigenes Bad haben, für die Flüchtlingsunterbringung nutzen könnte.
Laut Stadler sei es ein Skandal, dass der Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz, dessen Aufsichtsratsvorsitzender Landrat Danner ist, das Krankenhaus einfach schließe und die Stadt nun nicht mehr auf diese Infrastruktur zurückgreifen könne.

Der CDU-Stadtrat stellte den Brandschutz im Hotel Krone für diese Nutzung in Frage, es sei sehr verwinkelt dort. Außerdem hinterfragte er, ob die Stadt auf ein zentral gelegenes Hotel aus touristischer Sicht verzichten könne.
Eine logische Idee mit einem großen Haken
Von den anderen Gemeinderatsmitgliedern gab es viel Verständnis für die Idee von Stadler. Das Gebäude auf der Mettnau steht seit fast einem halben Jahr leer, seine Zukunft ist ungewiss. Einen deutlichen Dämpfer gab es aus der Stadtverwaltung. OB Gröger erinnerte den Gemeinderat daran, dass sie erst vor Kurzem beschlossen hatten, bei der Nachnutzung des Gebäudes eine medizinnahe Nutzung anzustreben.
Außerdem habe die Stadt aktuell keine Möglichkeit, das Gebäude nutzbar zu machen, weil es dem GLKN gehöre. Und würde Landrat Zeno Danner die Nutzung von einem Krankenhaus zu einer Flüchtlingsunterkunft ändern, hätte dies Auswirkungen auf den Erbpachtvertrag zwischen GLKN und Spitalfonds, dem das Grundstück gehört. „Es ist ein kompliziertes Verfahren und man müsste es mit dem Regierungspräsidium und der Stiftungsaufsicht absprechen“, erklärte Bürgermeisterin Monika Laule.
Für die Zwangszuweisungen an Geflüchteten, die Anfang 2024 in Radolfzell untergebracht werden sollen, scheint das Krankenhaus daher nicht die schnelle Lösung zu sein. Der Gemeinderat stimmte also der Anmietung des Hotel Krone zu. Gleichzeitig erhielt die Verwaltung den Auftrag, mit dem GLKN über eine Nachnutzung des Krankenhauses als Flüchtlingsunterkunft zu verhandeln.