Maskenaffären und Korruptionsvorwürfe haben die CDU in Deutschland schwer beschädigt. Auch in der Corona-Politik läuft es bei der regierenden Partei nicht rund, die Umfragewerte sind bedrohlich, gleichzeitig lieferten sich Armin Laschet und Markus Söder einen medienwirksamen Hahnenkampf um die Kanzlerkandidatur. Die CDU steht gerade schwierige Zeiten durch.

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Was macht das mit dem CDU-Stadtverband vor Ort? Wie gehen die lokalen Akteure in den Wahlkampf an der Basis? Hat man noch Lust sich mittwochs auf dem Wochenmarkt den Fragen der Bürger zu stellen? Die CDU-Mitglieder Mathias Poensgen, Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes, die beiden Stellvertreter Andrea Gnann und Bernhard Diehl sowie Beisitzerin Karin Vögele geben einen kleinen Einblick in die aktuelle Stimmungslage der Christdemokraten in Radolfzell.

„Wir machen Politik für die Menschen vor Ort, egal was auf Bundesebene läuft.“Karin Vögele, Beisitzerin
„Wir machen Politik für die Menschen vor Ort, egal was auf Bundesebene läuft.“Karin Vögele, Beisitzerin | Bild: Andreas Kochloeffel

„So lange die Gespräche überwiegend positiv sind, mache ich das noch gerne“, sagt Karin Vögele über die Wahlkampfeinsätze auf dem Wochenmarkt. Dennoch habe es während des Landtagswahlkampfs ab und an Anfeindungen wegen der Korruptionsvorwürfe in der CDU und CSU gegeben. Man werde da in Sippenhaft genommen, als habe man persönlich etwas damit zu tun, schildert sie ihre Erlebnisse.

Doch trotz der niederschlagenden Ergebnisse bei der Landtagswahl gehe sie positiv in den Bundestagswahlkampf. Ihr gehe es vor allem um Radolfzell und den Wahlkreis. „Wir machen Politik für die Menschen vor Ort, egal was auf Bundesebene läuft“, so Vögele. „Im direkten Gespräch müssen wir immer für die Bundespolitik gerade stehen“, sagt CDU-Stadtrat Bernhard Diehl. Heute sei man für die Corona-Maßnahmen verantwortlich, vor einigen Jahren war es die Flüchtlingspolitik. „Da sinkt auch die Hemmschwelle bei den Leuten“, so Diehl.

„Im direkten Gespräch müssen wir immer für die Bundespolitik gerade stehen.“Bernhard Diehl, stellv. Vorsitzender
„Im direkten Gespräch müssen wir immer für die Bundespolitik gerade stehen.“Bernhard Diehl, stellv. Vorsitzender | Bild: Andreas Kochloeffel

Die Maskenaffäre, bei der sich Landtags- und Bundestagsabgeordnete der CDU und CSU durch Vermittlung von Aufträgen zur Beschaffung von Atemschutzmasken selbst bereichert haben, sieht Stadtverbands-Vorsitzender Mathias Poensgen für ausreichend diskutiert. „Wir haben die Maskenaffäre gut aufgearbeitet, aus meiner Sicht ist das Thema beendet“, so Poensgen.

„Wir haben die Maskenaffäre gut aufgearbeitet, aus meiner Sicht ist das Thema beendet.“Mathias Poensgen, Vorsitzender
„Wir haben die Maskenaffäre gut aufgearbeitet, aus meiner Sicht ist das Thema beendet.“Mathias Poensgen, Vorsitzender | Bild: Andreas Kochloeffel

Auch hat die CDU die anstehende OB-Wahl fest im Blick. Details dazu möchte der Stadtverband allerdings aktuell nicht verraten. Für die Bundestagswahl hofft Poensgen auf einen nicht ausschließlich digitalen Wahlkampf. Es sei schwer Menschen nur mit Online-Konferenzen zu erreichen. Auch würden viele eigentlich wichtige Themen von der Corona-Pandemie verdrängt werden. Da sei es noch schwieriger, Inhalte zu vermitteln.

„Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind die Themen der Zukunft, auch für die CDU.“Andrea Gnann, stellv. Vorsitzende
„Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind die Themen der Zukunft, auch für die CDU.“Andrea Gnann, stellv. Vorsitzende | Bild: Andreas Kochloeffel

Die eigentlich grünen Themen sieht Andrea Gnann längst nicht mehr nur bei den Grünen angesiedelt. Für junge Menschen seien andere Dinge wichtig statt der sonst klassischen, wirtschaftsorientierten CDU-Inhalte. „Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind die Themen der Zukunft, auch für die CDU“, so Gnann. Das hätten eigentliche alle Parteien, mit Ausnahme der AfD, verstanden. Nur überlege die CDU im Gegensatz zu den anderen, wie sie diese Maßnahmen auch finanzieren könne, ergänzt Bernhard Biehl.

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Dennoch treibt alle zusammen die Frage um, wie man jüngere Menschen für die Partei begeistern könne. Ein Patentrezept hat allerdings keiner in der Runde. Eins wünschen sich alle CDU-Mitglieder für die bevorstehenden Monate dringend von der Parteiführung: klare und verlässliche Aussagen. Ein ständiger Richtungswechsel mache es unmöglich, Menschen im direkten Gespräch zu überzeugen, sagt Karin Vögele.