In der Inselnummer des Bunten Abends der Pfaffenmooser blickten eine Reichenauerin und zwei Touristinnen aufs Jubiläumsjahr zurück. Ministerpräsident Winfried Kretschmann wollte mit dem Auto kommen, doch da hätte er sich bei Hegne verfahren, hieß es da zum Beispiel. Die Waldsiedler hätten bei der Pirmin-Statue ein tolles Fest veranstaltet. „Selbst Schwäne wollten nicht zurück in den See“, spielten sie auf die Vögel an, die im Juni einige Tage auf dem Reichenauer Inseldamm saßen. Und der Gewerbeverein stellte Panoramatafeln auf der Hochwart auf – auf denen dummerweise die Waldsiedlung, der Lindenbühl und das Gewerbegebiet fehlen.
Viele Gags gab es von David Sirock als Jäger Schorle und Tim Waldenmayer als Angler Bierkrug, die sich dabei nahe der Gürtellinie bewegten. Letzterer wollte endlich mal einen großen Fisch fangen, damit er in der Kneipe die Wahrheit sagen kann. Und taufte sein neues Schlauchboot Elke nach der Frau, mit der er zum ersten Mal Sex hatte – und die ebenfalls aufblasbar war. Schorle erinnerte sich ans erste Ehejahr. Da habe ihn der Hund zu Hause mit lautem Gebell begrüßt und die Gattin die Pantoffeln gebracht – heute sei es umgekehrt. Lustige Seitenhiebe auf Einheimische gab es bei der Show „Waldsiedler des Jahres“.

Den meisten Applaus erhielt aber nicht der Nachbar, der nach Jahren endlich seine Schottereinfahrt pflastert. Und auch nicht der Vereinsvorsitzende, der nach „32 Schnaps in der Nacht von Freitag auf Montag“ sein Fahrrad nicht fand. Sondern der Hausmeister Horst Hotte Linke, der in den Ruhestand gegangen ist und von den Pfaffenmoosern schwer vermisst wird. Wobei eigentlich alle Akteure bei den Bunten Abenden den Titel verdient gehabt hätten.
Einer mit Joint hatte einen Bärenhunger
„Der Berg groovt“ heißt in diesem Jahr das Fasnachtsmotto der Pfaffenmooser. Passend dazu blödelten einige Gäste munter bei einer Berghütte. Ein Bär war auch dabei, der wollte eine Johannis-Bär-Schorle. Einer mit Joint hatte einen Bärenhunger. Und die Wirtin pries ihre Bär-Lauchsuppe an – mit einem Bär-Lauch-Lied. Zwei Frauen wollten dagegen die Gulasch-Diät probieren. Dazu lässt man wie die Waldsiedler Fußballer den Gulaschtopf die ganze Nacht auf dem heißen Herd, dann ist das Ganze zu Marmelade eingekocht.

Ehrenelfer Klaus Michel bot in der Bütt auch politische Spitzen. Die Ampelregierung habe als einziges die Cannabisfreigabe durchgesetzt, behauptete er – was immer gut ankommt, auch wenn es natürlich so nicht ganz stimmt. Ein schönes Jubiläum zum 1300-Jährigen habe dagegen Reichenau mit Freilichtspielen zur Geschichte gefeiert: von Hermann dem Lahmen bis Karl Wehrle. Die vom Verkehr abgehängte Waldsiedlung sei dagegen zum Biotop für Indigene geworden: ein Idyll – oder auch eine Kultur-Sterbe-Stätte.
Gelungene Gastauftritte gaben Akteure von der Insel. Das Grundele-Ballett begeisterte das Publikum mit seinem flotten, vielseitigen Piratentanz. Am Freitag sorgte Tobias Gräser als A‘gschwemmter für einen weiteren Höhepunkt. Mit großartigem Gesang erfüllte er sich seinen Traum, Elferrat bei den Pfaffenmoosern zu werden, nachdem ihn die Grundel abgewiesen hatten. Am Samstag werteten die Grundel-Garde und das Männerballett Auer Hopfengarde die Abende weiter auf.
Britta Sauer-Böhm führte als Siedlerhexe mit Witz und Anekdoten durchs knapp vierstündige Programm. Die Weihnachtsfeier der Waldsiedler Fußballer im Konstanzer Wessenberg zum Beispiel wurde von der Feuerwehr unterbrochen, weil ein junger Kicker beim Feiern gegen die Wand klopfte und den Feuermelder traf.