Ein Leben lang im Rathaus einer Gemeinde arbeiten? Das hört sich zunächst einmal nicht besonders abwechslungsreich an. Bernd Caldart, der jetzt nach über 40 Jahren als Bauamtsleiter in Rente gegangen ist, hat dafür gesorgt, dass es für ihn spannend bleibt. „Ich bin ein unruhiger Tausendsassa“, sagt er über sich selbst. Er hatte in der Gemeinde viele Aufgaben, wie er im Rückblick sagt. Seine Nachfolgerin ist seit Februar Corinne-Cathleen Jahn.

1985 begann der heute 64-Jährige in der Kämmerei. 1992 wechselte er ins Bauamt und hat geholfen, das erste Gewerbegebiet der Gemeinde, dort wo jetzt auch der Müllabfuhr-Zweckverband (MZV) seinen Sitz hat, zu realisieren. Auch die Baugebiete Sommerfrische Arlen oder die Fabrikinsel begleitete er.

Überzeugungsarbeit war nötig

„Man musste immer Überzeugungsarbeit in der Bevölkerung leisten, aber alle Baugebiete funktionieren“, berichtet er. Darüber freut er sich und mit den Baugebieten habe man zum Bevölkerungswachstum der Gemeinde beigetragen. Im Jahr 2000 wurde er Verbandsrechner des MZV, einen Geschäftsführer gab es damals nicht, und bildete mit dem späteren Geschäftsführer Eckhardt Pfeiffer ein „schlagkräftiges Team“, wie er selbst sagt.

2008 übernahm Bernd Caldart die Geschäftsführung der kommunalen Entwicklungsgesellschaft, die als hundertprozentige Tochter der Gemeinde vor allem bezahlbaren Wohnraum schaffen sollte. Dass die KEG auch als Bauträger auftrat, habe sie in eine bedrohliche Schieflage gebracht, deshalb habe man sich daraus damals zurückgezogen. Inzwischen baut sie wieder selbst, etwa 2018 die 24 Sozialwohnungen auf dem ehemaligen Gelände der Rosenegghalle. „Diese Wohnungen sind sehr gut nachgefragt und mit der aktuell notwendigen Anschlussunterbringung von Geflüchteten in einem Neubau steht das Thema ja wieder auf der Tagesordnung“, erklärt Bernd Caldart.

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Als gelungenes Projekt der KEG bezeichnet er auch den Bau des Wohn- und Geschäftshauses in der Albert-Ten-Brink-Straße in der Rielasinger Ortsmitte, in dem auch der Polizeiposten untergebracht ist. Sein Ziel sei gewesen, „immer lösungsorientiert mit den Bürgern zu einem für alle Seiten guten Ergebnis zu kommen“. Ein Sorgenkind war für Caldart immer wieder das ortsbildprägende Gasthaus Arlener Gems mit dem Kulturpunkt, das auch der Bevölkerung sehr am Herzen liegt.

Die Rettung der Arlener Gems

Seit 1989 ist das Gebäude im Besitz der Gemeinde. In den 1990er-Jahren gründete sich ein Verein zur Rettung der Gems, die damals zu zerfallen drohte. Die Schwierigkeit sei gewesen, einen langfristigen Pächter für das Gasthaus zu finden, der in die Gemeinde passte, erinnert sich Caldart.

Die Gemeinde habe viel Geld in die Sanierung gesteckt und seine Aufgabe sei gewesen, die Finanzen im Blick zu behalten. Aber eine Kultureinrichtung sei immer ein Zuschussgeschäft. Da sei er als KEG-Geschäftsführer und Bürger von Arlen oft im Zwiespalt gewesen. Die jetzige Lösung, bei der ein Gasthauspächter für Restaurant und Veranstaltungsraum zuständig ist, sieht er als ideal an.

2017 realisierte die KEG 24 Wohnungen im sozialen Wohnungsbau. Beim Richtfest waren (von links): Hartmut Riester, Leiter der ...
2017 realisierte die KEG 24 Wohnungen im sozialen Wohnungsbau. Beim Richtfest waren (von links): Hartmut Riester, Leiter der Bauabteilung, Architekt Siyami Akyildiz, Sanitär-Fachmann Christian Klett, Bürgermeister Ralf Baumert und der damalige KEG-Geschäftsführer Bernd Caldart. | Bild: Biehler, Matthias

Seit 2020 hat Dagmar Fischbach die Leitung der KEG übernommen. Bernd Caldart ging zurück ins Bauamt. Eine städtische oder gemeindeeigene Wohnungsbaugesellschaft mache für ihn dann Sinn, wenn sie als verlängerter Arm der Gemeinde die Aufgabe übernehme, sozialen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Gleichzeitig müsse eine Gemeinde im Auge behalten, dass eine solche Gesellschaft zum Überleben einen finanziellen Rahmen und auch das Personal brauche.

Als großes Projekt der Zukunft sehen er und seine Nachfolgerin die Gestaltung der Rielasinger Ortsmitte zwischen den beiden Kreisverkehren. Auch eine neue Unterkunft für Geflüchtete, die Bebauungen auf der Gänseweide, im Gebiet Langenäcker und in der Arlener Dorfmitte, die Sanierung oder Neubau des Rathauses und das neue Feuerwehrhaus stehen auf der Agenda, die die neue Bauamtsleiterin Corinne-Cathleen Jahn übernimmt.

Nachfolgerin wechselt vom Rechtsamt

Die studierte Juristin, die zuvor eine Ausbildung für den gehobenen Dienst gemacht hat, war zuvor zehn Jahre im Rechtsamt von Villingen-Schwenningen und danach im Haupt- und Bauamt der Höri-Gemeinde Moos beschäftigt. Der Schritt ins Bauamt einer größeren Gemeinde entsprach ihrem Interesse für das Baurecht und war auch ein Schritt in die Praxis.

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„Im Bauamt kann ich ein Projekt von der Idee bis zu Realisierung begleiten“, erklärte die Leiterin. Ihr Ziel sei es, Projekte lösungsorientiert und rechtssicher zu realisieren. Sie wünscht sich, dass der Gemeinderat ihr sein Vertrauen schenkt und Fragen sowie Wünsche direkt mit ihr klärt. Als Herausforderung sieht sie, dass die Anforderungen an die Verwaltung, wie zum Beispiel beim Thema Energiemanagement, die Klagebereitschaft und das Anspruchsdenken steigen.