Sagen Sie mal, Lukasz Kurmanik, seit einem halben Jahr sind Sie als Pfarrer der neuen Polnischen Katholischen Mission in der Region. Wie erlebten Sie diese Zeit?

Im Moment sammle ich viele neue Erfahrungen. Zuerst möchte ich den deutschen Kirchengemeinden, in denen ich diene, für deren Hilfe und Freundlichkeit danken. Die letzten sechs Monate meiner Arbeit als Pfarrer der Polnischen Katholischen Mission Singen waren eine Zeit intensiver Arbeit, vor allem in Bezug auf die administrativen Aufgaben. So musste ich meinen Arbeitsplatz, die notwendige Büroausstattung, Internet, Computer und viele andere Dinge organisieren, die mit der Arbeit in der Polnischen Mission verbunden sind.

Es ist nicht einfach, all das ohne festes Büro, ohne Sekretärin, ohne Buchhalter oder IT-Spezialist zu erledigen. Doch ich hoffe, bald Hilfe zu bekommen. Dann wird sich dies sicher gut einspielen.

Sie sind Pfarrer für ungefähr 10.000 polnischsprachige Katholiken in den Dekanaten Hegau, Konstanz, Linzgau, Schwarzwald-Baar, Sigmaringen-Messkirch und Zollern. Wie erreichen Sie all diese Menschen?

In der Tat gibt es in diesem Gebiet viele Menschen, die der Polnischen Mission angehören. Ich bin Pfarrer für sie alle und ich möchte ihnen Zeit und Gelegenheit geben, gemeinsam zu beten und Gott näher zu kommen. Es wäre unmöglich, alle in einer Kirche zu versammeln. Allerdings gehen auch nicht alle in die Kirche.

Viele wissen noch gar nicht, dass es eine neue Polnische Gemeinde gibt und dass sie die Möglichkeit haben, in ihrer Muttersprache zu beten. In Rielasingen feiern wir jeden Sonntag einen Gottesdienst, zusätzlich fahre ich für Gottesdienste nach Konstanz, Villingen, Sigmaringen und Stockach.

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Können Sie sich Feste mit den deutschsprachigen Katholiken der Seelsorgeeinheit Aachtal vorstellen?

Ich bin dankbar über einen sehr guten Kontakt mit Pfarrer Arthur Steidle, dem leitenden Pfarrer der Seelsorgeeinheit Aachtal. Unsere Zusammenarbeit ist sehr wichtig und ich kann mir diese nicht besser vorstellen. Ich hoffe, dass wir nach der Pandemie zu gemeinsamen Gebeten und anderen Aktivitäten zusammenkommen können. Wir sind eine Kirche, die auf demselben Glauben beruht.

Gemeinsam können wir viel voneinander lernen und uns gegenseitig mit unserem Glauben und unseren Traditionen bereichern. Unsere gemeinsame Aufgabe als Katholiken ist es, einander zu unterstützen und in Frieden und Freundschaft zu leben.

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Welche Bedeutung hat der Glaube in Ihrer Heimat in Polen?

Der Glaube in meinem Heimatland ist sehr stark und tief in der polnischen Tradition, in der Geschichte und in der Kultur verwurzelt. Schon immer war der Glaube mit der Liebe zum Heimatland verbunden. Wir haben als Nation in der Vergangenheit viel erlebt. Und die Kirche und der Glaube an Gott haben uns immer geeint.

Wie oft beten Sie?

Mein tägliches Gebet ist vor allem mit dem Stundengebet verbunden. Mein priesterliches Leben soll damit verknüpft sein. Und dann ist da noch die Eucharistie, die immer im Mittelpunkt meines priesterlichen Dienstes steht. Es ist ein kostbares und sehr wichtiges Gebet, denn es wird in Gemeinschaft mit anderen Menschen gelebt. Wenn das persönliche Gebet fehlen würde, dann wäre das Priestertum eines jeden Priesters, auch meines, vergeblich.

Was kann ein Gebet bewirken?

Das Gebet ist ein persönliches Gespräch mit Gott. Es ist ein Geist und ein Herz, das in Gottes Liebe eingetaucht ist. Wir können sicher sein, dass unser Gebet gute Früchte tragen wird. Auch wenn die Früchte des Gebets in erster Linie geistig und daher unsichtbar sind. Sicher ist: Gott ignoriert kein Gebet.

Denken Sie, die Pandemie hat Gläubige auf Abstand von der Kirche gehalten oder vielleicht sogar das Gegenteil bewirkt?

Ich fürchte, die Pandemie hat das Ausleben unseres Glaubens erschwert. Viele Menschen haben sich in dieser Zeit von Gott entfernt. Nicht nur wegen geschlossenen Kirchen, auch wegen Einschränkungen beim Gottesdienstbesuch. Hinzu kommen Angst und Sorge um die eigene körperliche Gesundheit. Weil viele Menschen nicht mehr auf die Macht und Hilfe Gottes vertrauen, hat auch die geistige Gesundheit stark gelitten.

Wir stehen vor einer großen Herausforderung: Wir müssen die Menschen neu davon überzeugen, dass der Glaube und das Vertrauen auf Gott Hoffnung und Freude schenken, die durch nichts zu ersetzen sind!

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