„Ich habe in Tiefgaragen, in Unterführungen und am Bahnhof übernachtet. Ich habe mich menschlich gedemütigt gefühlt“, sagt Roland (Name von der Redaktion geändert). Der Mann polnischer Abstammung ist 44 Jahre alt und arbeitet seit 14 Jahren in Europa, unter andrem in Großbritannien, Schweiz und Deutschland. Er wurde in einer polnischen Zeitung auf eine Stellungsauschreibung einer Firma aus der Region aufmerksam. „Ich habe mich beworben und kam dann vor etwa vier Monaten hier in die Stadt“, erklärt Roland mit einem leichten Akzent. Denn er habe einen Stapler-Führerschein, spreche fünf Sprachen und habe in Polen eine Technikerschule besucht.

In Tiefgaragen und Unterführungen geschlafen

Doch im Rückblick sagt er, dass die Firma ihn belogen habe. „Denn ich habe gearbeitet und die Firma hat mich nicht bezahlt“. Laut seinen Angaben schulde ihm die Firma das Gehalt von drei Monaten. So sei Roland mit 500 Euro in drei Monaten abgespeist worden, sagt er. „Das war alles.“ Die Firma habe allerdings seine Donaueschinger Wohnung finanziert. „Aber ich gehe nicht arbeiten, wenn ich nicht richtig bezahlt werde“, sagt er. Dann hätten seine Vorgesetzen die Wohnung gekündigt und eins kam zu dem anderen: „Ich wurde aus meinen vier Wänden rausgeschmissen und landete auf der Straße.“ So nächtigte er fünf Nächte am Bahnhof und suchte sich einen Unterschlupf in offenen Tiefgaragen oder Unterführungen. „Ich hatte nichts. Kein Essen, kein Trinken“, sagt Roland.

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Niemand habe ihm geholfen, bis er von dem Wirt des Kulturbahnhofs Bernhard Zipfel entdeckt wurde. „Zipfel hat mir Geld und einen Schlafsack gegeben und mit den Behörden telefoniert. „Er kam als Gast mit einem Koffer zu mir“, erklärt Zipfel. Das Wetter sei schlecht gewesen und Roland habe keinen Schlafplatz gehabt. „Roland war völlig fertig mit den Nerven.“ Zipfel habe auch in Schwenningen angerufen, doch das Zentrum habe keinen kurzfristigen Platz für ihn gehabt. „Das Problem mit Gestrandeten ist akut am Bahnhof“, sagt der Wirt. Betroffene brauchen einen Ort und Hilfe, um wieder auf die Beine zu kommen.

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Doch dann nahm die Geschichte eine dramatische Wendung: „Den fünften Tag bin ich im Schwarzwald-Baar-Klinikum aufgewacht.“ Doch er könne sich nicht erinnern. Laut dem Krankenhaus hätten ihn Passanten bewusstlos am Bahnhof aufgefunden. Roland hatte einen Schwächeanfall erlitten.

Kritik an der Stadt

Die Stadt Donaueschingen hat ihm eine Sozialwohnung in einem Ortsteil bereitgestellt. „Die Wohnung war unter katastrophalen Umständen, alles war demoliert und dreckig“, kritisiert er und zeigt dabei Fotos von einem nüchternen Zimmer. Er kritisiert auch die Unterbringung in Doppelzimmern sowie Hochbetten. „Der Zimmerpartner hat meine Matratze zerschnitten“, denn er sei drogensüchtig gewesen. Deshalb habe er sein Erspartes genutzt und sich für einige Tage in ein Hotel einquartiert. Außerdem will er rechtliche Schritte gegen die Firma einleiten. „Das Schlimme ist, ich bin nicht der Erste“: Denn ein Kollege habe das Gleiche erlebt. Er landete auf der Straße und sitze jetzt im Gefängnis.

Stadt weist Kritik zurück

„Die von dem obdachlosen Mann getätigten Aussagen sind nicht korrekt“, sagt Pressesprecherin Beatrix Grüninger. Um eine unfreiwillige Obdachlosigkeit zu vermeiden, wurde der Mann unter der Auflage, sich eine Arbeit und eine Wohnung zu suchen, unmittelbar in die Notunterkunft der Stadt Donaueschingen eingewiesen. Aus organisatorischen Gründen wurde die Einweisung in ein Zweimann-Zimmer vorgenommen. Der Mann meldete sich daraufhin wegen Problemen mit dem Zimmergenossen, obwohl ausdrücklich auf die Einweisung in ein Zweimann-Zimmer hingewiesen worden sei, sagt sie. Zum Vorwurf einer unwürdigen Unterbringung erklärt Grüninger: „Die städtische Obdachlosenunterbringung wurde 2018 für 220.000 Euro generalsaniert, die Zimmer wurden renoviert und funktional eingerichtet“.

„Obdachlosigkeit ist kein Problem in Donaueschingen“, so Grüninger weiter. Zwar seien derzeit seien zwar einige Plätze in der städtischen Obdachlosenunterkunft belegt. „Es war der Stadt jedoch zu jedem Zeitpunkt möglich, eine Einweisung in die Obdachlosenunterkunft vorzunehmen und eine drohende unfreiwillige Obdachlosigkeit abzuwenden“, erklärt die Pressesprecherin.