Auf Wunsch einer Bewohnerin wurden im Pflegezentrum St. Verena in Rielasingen-Worblingen saure Kartoffeln gekocht. Das Projekt kam bei allen gut an.

Schnipp, schnapp. Jetzt ist auch die letzte Kartoffel geachtelt. Bewohnerin Erna Salevski schiebt sie mit dem Messer vom Schneidebrett in den Kochtopf. Und schon bald wird es aus dem Kochtopf blubbern und den Wohnbereich St. Klara des Pflegezentrums St. Verena in Rielasingen-Worblingen mit dem Duft nach sauren Kartoffeln erfüllen. „Suuri Härdöpfel“ zu kochen und zu essen, das war ein Herzenswunsch von Frieda Ehinger, die ebenfalls in diesem Wohnbereich lebt.

Eigentlich wird im Pflegezentrum ja in der Großküche gekocht. Aber um diese Aktion möglich zu machen, habe man das Kochen an diesem Morgen auf den Wohnbereich verlegt, schildert Vera Zinsmayer-Keller, stellvertretende Einrichtungsleitung. Bewusst habe man sich für ein naheliegendes Rezept entschieden.

Vera Zinsmayer-Keller
Vera Zinsmayer-Keller | Bild: Uli Zeller

14 Menschen leben in diesem Wohnbereich, wie Einrichtungsleitung Gisela Meßmer erläutert. Menschen ohne und mit Demenz. Menschen, die mehr oder weniger Hilfestellung bei der täglichen Pflege und Versorgung benötigen. Vorwiegend Frauen. „Schon lange wollten wir in dieser Runde gemeinsam kochen. Durch die Corona-Regeln musste das gemeinsame Kochen jedoch mehrmals verschoben werden“, erklärt Gisela Meßmer, die Einrichtungsleiterin des Pflegezentrums St. Verena.

Gisela Meßmer
Gisela Meßmer | Bild: Uli Zeller

Während das Essen im Kochtopf blubbert, drehen sich die Gespräche der Heimbewohner um früher. Hier zeigt sich, was wohl jeder schon erlebt hat, der mit Senioren mit und ohne Demenz zu tun hat: Der Duft aus dem Kochtopf dockt direkt an die entsprechenden Rezeptoren im Gehirn an und fördert den Gesprächsfluss.

Erinnerung an frühere Zeiten

Früher habe man eben das gekocht, was es gerade im Garten gegeben habe, sagt eine der Damen am Tisch. Fleisch habe es vor allem am Sonntag gegeben – außer man habe gerade frisch geschlachtet. Und dann geht es noch um die verschiedenen Finessen, die man zu beachten hat, wenn man Sauerkraut einlegt. Hin und wieder zieht auch eine Redensart vorbei, die dann schnell aus der Gruppe heraus ergänzt wird: „Viele Köche verderben den Brei“, „Liebe geht durch den Magen“ – oder auch „Hunger ist der beste Koch“.

Vielfach verwendete Sprüche haben sich tief ins Gedächtnis eingegraben und werden sogar von Menschen mit mittelschwerer Demenz noch ergänzt. Dazu zählt natürlich auch das gemeinsame Tischgebet, das von allen Beteiligten an diesem Tag kräftig mitgesprochen wird.

Weitere Kochaktionen geplant

Patrick Dilla, Koch im Pflegezentrum St. Verena, erläutert: „Wir überlegen, ob künftig immer eine Komponente des Essens direkt von den Bewohnern zubereitet werden kann.“ Sprich: Die Bewohner schnippeln das Gemüse oder den Salat, schaben die Spätzle oder braten die Wurst an. Der Rest der Mahlzeit werde weiterhin aus der hausinternen Großküche geliefert, die die entsprechende Infrastruktur biete.

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Denn beim Kochen und Essen, so weiß Koch Dilla, gehe es nicht nur um Nahrungsaufnahme – sondern im Pflegezentrum St. Verena auch ganz besonders um die Mobilisation der betagten Bewohner, damit deren Eigenständigkeit möglichst lange bewahrt werden kann. Und wer die strahlenden Gesichter der Bewohner beim Essen sieht, merkt schnell, dass dies an diesem Morgen gelungen ist und so auch über den Herbst diesen Jahres hinaus in Zukunft immer wieder in den Alltag der Einrichtung integriert werden soll.