Nicht nur beim Parkhaus an der Rielasinger Straße stehen Mitarbeiter des kommunalen Ordnungsdienstes mit Polizeibeamten, um vorbei fahrende Radler zu kontrollieren. Solche Schwerpunktkontrollen gibt es in der Regel einmal im Jahr, um die Zahl der Fahrradunfälle zu reduzieren. Wie wichtig das ist, habe sich in den Corona-Jahren gezeigt.

Als im Jahr 2020 diese Aktion pandemiebedingt nicht stattfand, stiegen die Unfallzahlen. „Als dann im Folgejahr wieder intensive Kontroll- und Überwachungsmaßnahmen durchgeführt werden konnten, sank die Anzahl der Unfälle im Vergleich zum Vorjahr“, so Andreas Tast als Leiter des Sachbereichs Verkehr im Polizeipräsidium Konstanz. Dabei sei auch bedenkenswert, dass meist die Radler selbst Verantwortung tragen. „Bei zwei Dritteln der Radunfälle sind die Radler selbst verantwortlich“, erklärt Tast. Auch deshalb schätzt die Polizei die Bedeutung dieser Kontrolle so hoch ein.

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Insgesamt wurden vergangene Woche bei den Kontrollen an verschiedenen Standorten 32 Verstöße festgestellt worden. Die Bilanz: Die Hälfte der Radfahrer kam mit einer mündlichen Verwarnung davon, bei den anderen 16 Radfahrern wurden Ordnungswidrigkeiten im Sinne der Straßenverkehrs-Ordnung festgestellt und angezeigt – wie der Einsatzleiter der Kontrollaktionen bilanziert.

Die erste Verkehrssünderin hat nicht lange auf sich warten lassen. Sie fährt entgegen der Fahrtrichtung von der Bahnhofsstraße kommend um die Ecke. Das ist nicht erlaubt. Deshalb wird sie gestoppt und muss vom Fahrrad absteigen. Da sie einsichtig ist, bleibt es bei einer mündlichen Verwarnung. Weiterfahren geht aber natürlich nicht – sie muss ihr Fahrrad schieben, bis sie die Straße überqueren kann.

Flotter E-Scooter-Fahrer macht alles richtig

Kurz darauf kommt ein E-Scooter flott daher. Der geschulte Blick des Einsatzleiters sieht sofort: alles in Ordnung. Vor allem der Blick auf das kleine grüne Kennzeichen gibt Auskunft darüber, ob der flotte Elektroroller korrekt versichert ist. Wäre dieses Kennzeichen nicht angebracht, hätte es sich bei dem Fahren um eine Straftat gehandelt und diese hätte nach dem Legalitätsprinzip verfolgt werden müssen.

Bei den Verstößen an diesem Vormittag handelt es sich jedoch allesamt um Ordnungswidrigkeiten. Hier habe man etwas Spielraum, wie der Einsatzleiter erklärt. Und diesen Spielraum nutzen die Beamten, viele der gestoppten Radler kommen mit einer mündlichen Verwarnung davon.

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Ein Herr mittleren Alters schiebt sein Fahrrad entgegen der Fahrtrichtung. Auch er wird angehalten und freundlich von einem Polizeioberkommissar gelobt. Der Mann gibt zu, bei einer vorherigen Kontrolle dabei erwischt worden zu sein, weil er sich an genau dieser Stelle nicht korrekt verhalten hatte. Und seitdem schiebt er sein Fahrrad entgegen der Fahrtrichtung, um nicht für ein kurzes Wegstück zweimal die vielbefahrene Rielasinger Straße überqueren zu müssen.

Neue Fahrradstraße sollte besser angebunden werden

Auch Carola Rauh aus Singen schiebt ihr Fahrrad. Sie wohnt in der Nähe und möchte die Fahrradstraße Julius-Bührer-Straße nutzen, die gleich um die Ecke beginnt. „Die Anbindung von der Innenstadt zu dieser Fahrradstraße ist nicht optimal“, findet sie und ergänzt, dass der Platz zwischen Bahnhofstraße und der Fahrradstraße breit genug für zwei Fahrradstreifen wäre. „Ihr Fahrrad ist in einem tipp-topp Zustand und hat sogar Reflektoren an den Speichen“, lobt der Einsatzleiter. Bei einer solchen Kontrolle prüft er unter anderem auch, ob ein Fahrrad mit Licht und Klingel ausgestattet ist.

Der nächste Radler hat es ziemlich eilig. Obwohl er sofort weiß, warum er von der Polizei angehalten wird, meint er, es eilig zu haben. Auch er wird mündlich verwarnt – allerdings mit dem Hinweis, dass eine solche Eile auf der falschen Straßenseite schnell teuer werden könne.

Während eine Radfahrerin über das richtige Verhalten aufgeklärt wird, kommt ein anderer von hinten in rasantem Tempo angefahren und ...
Während eine Radfahrerin über das richtige Verhalten aufgeklärt wird, kommt ein anderer von hinten in rasantem Tempo angefahren und überholt die Gruppe auf dem Gehweg. | Bild: Sandra Bossenmaier

Am Ende verlief der Vormittag ruhig, größere Diskussionen oder Ärgernisse gab es keine. Letztendlich stand bei dieser Aktion die Sicherheit der Radfahrer an oberster Priorität und viele machten alles richtig und reagierten verständnisvoll auf die Kontrolle. Nur einer hatte für einen kurzen Schreckmoment gesorgt. Bei der Kontrolle einer Radlerin fuhr ein anderer Radfahrer in rasantem Tempo aus der falschen Richtung kommend mitten durch die Gruppe und hätte dabei eine Person fast gestreift.