30 Jahre lang gibt es die IG Singen Süd und bei allen Herausforderungen, denen Gewerbetreibende derzeit gegenüberstehen, war bei der Mitgliederversammlung auch eine große Portion Optimismus und Anpacken zu spüren. „Wir gucken nicht nach anderen, sondern machen einfach. Wir sind wer und wir können was“, rief der Vorsitzende Dirk Oehle den etwa 40 Mitgliedern und Gästen zu, die zur Versammlung in der Folienfabrik Fora gekommen waren.

Zum 30-jährigen Bestehen würdigte Wirtschaftsförderin Claudia Kessler-Franzen, die in Vertretung von Oberbürgermeister Bernd Häusler und Bürgermeisterin Ute Seifried das Grußwort der Stadt überbrachte, die IG Singen Süd als im besten Sinne nie bequem, sondern in vieler Hinsicht als Antreiber. 1994 sei die IG Singen Süd mit 32 Akteuren gestartet, so Kessler-Franzen. Heute verzeichnet die Interessensgemeinschaft nach eigenen Angaben etwa 90 Betriebe aus dem Singener Süden unter ihren Mitgliedern.

Der Besprechungsraum der Fora-Folienfabrik war gut besucht: Vorsitzender Dirk Oehle begrüßt.
Der Besprechungsraum der Fora-Folienfabrik war gut besucht: Vorsitzender Dirk Oehle begrüßt. | Bild: Freißmann, Stephan

Kessler-Franzen blickte auch auf ein paar Projekte, für die der Zusammenschluss der Südstadt-Betriebe maßgeblich war, etwa den Bau des Volksbank-Kreisels an der Georg-Fischer-Straße, die Einrichtung des Seehas-Haltepunkts Industriegebiet oder den Bau der Mittelspange, die im östlichen Industriegebiet von der Waldheimsiedlung zur Georg-Fischer-Straße führt. Damals sei es um die Infrastruktur im Singener Süden, aber auch ums Zusammenleben gegangen. Und auch die Leistungsschau hob sie hervor.

Durch einen speziellen Klebestreifen lässt sich die Aluminiumfolie leicht entnehmen: Fertigungsleiter Vincenzo Ferraina zeigt das ...
Durch einen speziellen Klebestreifen lässt sich die Aluminiumfolie leicht entnehmen: Fertigungsleiter Vincenzo Ferraina zeigt das Produkt, Gemeinderätin Marion Czajor (Neue Linie) schaut zu. | Bild: Freißmann, Stephan

Leistungsschau soll ihr Konzept behalten

Das neue Konzept, das Singen Süd bei der Leistungsschau im vergangenen Jahr zum ersten Mal angewendet hat, sei der richtige Weg, sagte Dirk Oehle dazu. Damit wurde die Veranstaltung, die alle zwei Jahre stattfindet, nach der Corona-Pandemie neu aufgesetzt. Und in ähnlichem Rahmen soll sie auch 2025 wieder stattfinden, als anvisierten Termin nannte Oehle Sonntag, 4. Mai 2025. Nur etwas mehr Mitmacher hätte man sich gewünscht.

Fora-Geschäftsführerin Jane Enny van Lambalgen begrüßt die IG Singen Süd-Mitglieder.
Fora-Geschäftsführerin Jane Enny van Lambalgen begrüßt die IG Singen Süd-Mitglieder. | Bild: Freißmann, Stephan

Bei Wasserstoff ist noch viel zu tun

Claudia Kessler-Franzen hatte noch weitere Botschaften dabei. Südbaden sei im geplanten Wasserstoff-Kernnetz ein weißer Fleck. Alle Aktivitäten des Standortmarketingvereins Singen aktiv und der Stadtverwaltung würden derzeit auf ein Ergebnis hinauslaufen: „Das Zauberwort ist eine regionale Lösung“, so die Singen-aktiv-Geschäftsführerin. Dass Singen zum grünen Industriestandort werden solle, sei eine Zusage von Gemeinderat und Stadtverwaltung.

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In diesen Zusammenhang passen auch die Informationen, die sie zum Baugebiet Tiefenreute/Bühl mitbrachte. Dort, südlich der Georg-Fischer-Straße, werde es auch in die Höhe gehen müssen, so Kessler-Franzen. Der Gemeinderat solle im Frühjahr den Zeitplan für das Baugebiet festlegen, eine Perspektive für Singener Gewerbebetriebe sei nun da. Die städtische Wirtschaftsförderung lege eine Liste mit Interessenten für die Grundstücke an.

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Beim geplanten Neubau eines Kreiskrankenhauses sei man froh, dass ein Standort in Singen ausgewählt wurde. Doch die Arbeit bei Stadtverwaltung und Gemeinderat würde jetzt erst losgehen, so Kessler-Franzen. Und zur Haushaltssituation nach einem kräftigen Einbruch bei der Gewerbesteuer sagte sie, begonnene Projekte würden weitergehen, andere würden aber überprüft.

Wirtschaftsförderin und Singen aktiv-Geschäftsführerin Claudia Kessler-Franzen bei ihrem Grußwort.
Wirtschaftsförderin und Singen aktiv-Geschäftsführerin Claudia Kessler-Franzen bei ihrem Grußwort. | Bild: Freißmann, Stephan

Wie Alufolie oder Backpapier entstehen

Neu in Singen ist Fora: Das Unternehmen hat seinen Singener Standort erst im Oktober in Betrieb genommen und war von Radolfzell ins Industriegebiet unterm Hohentwiel gezogen. Die Neugier auf das neue Mitglied der IG Singen Süd dürfte ein Faktor beim Publikumsinteresse an dem Abend gewesen sein. Denn im Anschluss an die eigentliche Mitgliederversammlung zeigte die Fora noch, wie sie arbeitet.

Fertigungsleiter Vincenzo Ferraina erklärt der Besuchergruppe eine der Maschinen in der Produktion.
Fertigungsleiter Vincenzo Ferraina erklärt der Besuchergruppe eine der Maschinen in der Produktion. | Bild: Freißmann, Stephan

Da konnten die Besucher die Maschinen bei der Arbeit beobachten, die aus riesigen Alufolien-Rollen Haushaltsgrößen machen. Fertigungsleiter Vincenzo Ferraina zeigte außerdem die Automaten, die aus vorgedruckten Kartons fertige Faltschachteln machen, oder die Maschine, die aus einer Backpapierrolle gebrauchsfertige Zuschnitte macht.

Bei Energie schon mitten in der Transformation

Gleichzeitig stand aber auch das Thema Energieversorgung auf der Tagesordnung. Karl Mohr, Regionalleiter Hegau-Bodensee bei Thüga Energie, hatte dazu Zahlen dabei. Bei den Energiepreisen sei man in der Folge des Kriegs in der Ukraine „unglaublich gebeutelt“, sagte Mohr. Die Entlastungen durch den Bund seien daher gut und richtig gewesen, lautete sein Fazit.

Karl Mohr, Regionalleiter bei der Thüga, hatte einige Zahlen zum Thema Energie dabei.
Karl Mohr, Regionalleiter bei der Thüga, hatte einige Zahlen zum Thema Energie dabei. | Bild: Freißmann, Stephan

Und: Bei der Energieversorgung sei man schon längst mitten in der Transformation, wie die Zahlen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) von 2023 zeigten. So sei der Verbrauch von Primärenergie, also von allen Energieträgern, die in Deutschland eingesetzt werden, im Vergleich zum Vorjahr gesunken, Gasheizungen seien auf dem Rückzug, im Neubau steige die Zahl der Wärmepumpen.

Viel Geld fließe in die Vorbereitung auf Wasserstoff, sagte er mit Blick auf die Investitionen der Unternehmen. Und dass die Stromproduktion in Deutschland zwar gesunken, der Anteil der erneuerbaren Energien daran aber gestiegen sei, zeigte Mohr ebenfalls auf.

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Doch er mahnte auch, dass man Kraftwerke brauche, die permanent Strom erzeugen. Als Beleg führte er die Solarstromerzeugung an. Fast 33 Prozent der installierten Leistung entfallen laut BDEW darauf, damit werden aber nur etwa zwölf Prozent des Stroms erzeugt – weil die Sonne eben nicht permanent scheint. Auch verlässliche Rahmenbedingungen etwa bei Fördermitteln mahnte Mohr an. Zum Beispiel sei ein Wärmenetz, wie es im Masurengebiet geplant ist, deutlich aufwendiger zu errichten als ein Gasnetz.