Für knapp 20 Milliarden Euro soll ein bundesweites Wasserstoffnetz gebaut werden. Dafür soll ein fast 10.000 Kilometer langes Netz einmal quer durch Deutschland verlegt werden. Vielen Städte und Gemeinde sollen daran angeschlossen werden. Aber eine Region schaut bei den Plänen der Bundesnetzagentur in die Röhre: Südbaden soll von Wasserstofflieferungen ausgeschlossen werden. Für die Stadtverwaltung Singen und das Standortmarketing Singen aktiv ein Umstand, der nicht hinnehmbar ist.
Gegenwind aus dem Singener Rathaus
In einem gemeinsamen Brandbrief haben Oberbürgermeister Bernd Häusler und Wilfried Trah, Vorsitzender von Singen aktiv, ihrem Unmut nun Luft gemacht. Ihre Forderung: Die hiesigen Industriebetriebe im Südwesten Deutschlands müssen mit Vehemenz in das Wasserstoff-Kernnetz aufgenommen werden. „Der wirtschafts- und industriestarke Südwesten, insbesondere die Industriestadt Singen, muss an das Wasserstoff-Kernnetz angeschlossen sein. Die Stadt und die bei uns tätigen Industrieunternehmen benötigen zeitnah unbedingte Planungs- und Investitionssicherheit“, werden Häusler und Trah in dem Schreiben zitiert.
Eine entsprechende Forderung hätte die Stadt und Singen aktiv der Bundesnetzagentur übermittelt. In dieser sei laut Stadtverwaltung auch betont worden, dass eine ausreichende Verfügbarkeit von Wasserstoff am Industriestandort Singen mit dem geplanten Aufbau des Wasserstoff-Kernnetzes als nicht gesichert gelte. Das Schreiben liegt auch den Bundes- und Landtagsabgeordneten der Region vor.
Industrieherz des Hegaus droht in Röhre zu schauen
Die Initiative der Stadt Singen und Singen aktiv sei laut den Verfassern des Brandbriefes notwendig, weil die Unternehmen jetzt die Planungssicherheit für die Energieversorgung von morgen benötigen. „Gerade bei den Konzernbetrieben besteht die Sorge, dass diese bei langfristig zu hohen Energiekosten und fehlenden Zukunftsenergien auch über eine Standortverlagerung nachdenken könnten“, heißt es in dem Brandbrief.
Deshalb dürfe der Wasserstoffhochlauf nicht ohne den Südwesten Deutschlands stattfinden, betonen die Stadt Singen und Singen aktiv nachdrücklich. Mit 33.000 Erwerbstätigen am Standort – davon 27.000 versicherungspflichtig Beschäftigte, über 7.000 in der Singener Industrie –, die einen Umsatz von rund 3,1 Milliarden Euro erwirtschaften, sei Singen ein wichtiger Jobmotor und das Industrieherz der Region.
Details aus dem Brandbrief
Unterstützung gibt es von den Bundestagspolitikern
Der Brandbrief von Singen aktiv und der Singener Stadtverwaltung ist nicht der erste in Richtung Berlin. Auch die Bundestagsabgeordneten Andreas Jung (CDU), Ann-Veruschka Jurisch (FDP) und Lina Seitzl (SPD) haben kürzlich ein gemeinsames Schreiben verfasst. Ihre Forderungen decken sich indes mit denen aus Singen.
„Ein Anschluss der Bodenseeregion an das Wasserstoff-Kernnetz muss sicher gestellt werden. Die Lücke zwischen Lindau und dem Oberrhein muss bereits im Rahmen des Kernnetzes geschlossen werden. Deshalb fordern wir eine Nachbesserung des Entwurfs der Bundesnetzagentur“, heißt es darin. Mit dem sogenannten Wasserstoffkernnetz sollen große Verbrauchs- und Erzeugungsregionen in Deutschland erreicht und so zentrale Wasserstoff-Standorte, beispielsweise große Industriezentren, Speicher, Kraftwerke und Importkorridore, angebunden werden.
Laut Jung, Seitzl und Jurisch sei der Südwesten eines der stärksten wirtschaftlichen Zentren unseres Landes, viele Firmen stünden erfolgreich im internationalen Wettbewerb – und das solle auch so bleiben. „Die Anbindung an die Wasserstoff-Versorgung ist eine wesentliche Voraussetzung dafür. Eine verlässliche Ausbauplanung ist unverzichtbar für die Zukunft unseres Wirtschaftsstandorts und vieler Arbeitsplätze“, betonen sie.