Die Grünen haben sich zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung getroffen und sich klar gegen das 120-Millionen-Euro-Vorhaben ausgesprochen, auch wenn die Mehrheit der Fraktion dafür stimmen wird. Bei der CDU-Fraktion stehen die Zeichen auf Zustimmung, berichten Gemeinderäte. Acht der zehn CDU-Stadträte sprechen sich aktuell für das Center-Vorhaben aus. Die FDP Singen hatte sich längst für das Center ausgesprochen, ist aber in der dreiköpfigen Fraktion noch gespalten. Die Neue Linie zeigte sich bisher geschlossen pro ECE. Bei den Freien Wählern ist das Bild uneinheitlich. Bei vier Räten waren bislang zwei gegen ECE, ein Mitglied dafür und eines noch unentschlossen. Bei der SPD ist ein klares Ja noch nicht zu hören, sie hält sich weiterhin bedeckt. Unterm Strich dürfte aber eine Mehrheit für das neue Center im Gemeinderat stehen.
Rund 50 Interessierte hatten sich nun am Montagabend zur öffentlichen Fraktionssitzung der SPD in den Räumen der Naturfreunde in der Hadwigstraße eingefunden. Regina Brütsch als Fraktionsvorsitzende sagte, dass die Sozialdemokraten der Idee eines Bürgerentscheids grundsätzlich positiv gegenüberstehen würden. Adam Rosol erklärte als Stadtplaner die Grundzüge der ECE-Planung. Thomas Mügge, als Leiter der Abteilung Baurecht sagte, das Center stehe „funktional an der richtigen Stelle“. Die Thurgauer Straße sei ohne Probleme zu überbauen, sollte aber im Center innen weiterhin fußläufig „zu erleben“ sein. Erich Müller vom Straßenbauamt der Stadt erklärte, dass sich der Verkehr rund um das Center um 20 Prozent erhöhen würde.
30 Lastwagen würden pro Tag das Center einfahren, plus kleinere Lieferfahrzeuge. Es gebe Rückstaus, aber entlang der Knoten in der Bahnhofstraße würde der Verkehr auch mit ECE fließen. Sinnvoll sei aber eine Modifikation des Parkleitsystems.
Valentin Hadelich von ECE betonte, es sei reichlich Arbeit in die Planung gesteckt worden. Es habe zahlreiche Knackpunkte gegeben, die man mit der Stadt ausräumen musste. Im Untergeschoss, im Erdgeschoss und in der ersten Etage sei Handel geplant. Die oberen beiden Stockwerke seien für Geschäftsräume, Parken und Lager vorgesehen. Zur Belegung erklärte er: „Wir haben noch keine Mieter, die fest sind“. Die Commerzbank habe Interesse, am jetzigen Standort zu bleiben. Stadträtin Christel Höpfner fragte, weshalb keine Tiefgarage geplant sei. Es gebe an dieser Stelle Grundwasserprobleme, erklärte Hadelich. Auch aus Kostengründen sei diese Idee verworfen worden.Uli Mangold, freier Architekt, hielt ein „Plädoyer für eine offene Stadt“. Die Architektur sei „prima, da kann ich mitgehen, aber der Baukörper ist viel zu groß“. „Muss ich öffentlichen Raum privatisieren, um Shoppen zu ermöglichen?“, fragte er zur Überbauung der Thurgaur Straße. Seine Antwort: „Das Ding ist einfach zu groß. Geht es nicht eine Nummer kleiner?“
Nächste Demo
Die Gegner des Einkaufszentrums von ECE am Bahnhof rufen zur zweiten Kundgebung gegen das Projekt auf. Die Demo soll am Donnerstag, 28. April, um 19 Uhr wieder am Hauser-Brunnen in der Fußgängerzone stattfinden. Christoph Drewnick, leitender Mitarbeiter der Firma Mode Zinser, berichtet in einem Redebeitrag über seine Berufserfahrungen in Shoppingcentern. Anschließend bewegen sich die Teilnehmer der Kundgebung wieder entlang des geplanten Centers, um die Dimensionen des Gebäudes aufzuzeigen.Bei der ersten Demo vor zwei Wochen hatten rund 250 Bürger zugeschaut und rund 200 waren mitmarschiert. (jöb)