Torsten LuchtAutorenzeile

Singen – Ein Auftrag in Höhe von 5 Millionen Euro – das kommt selbst für das weltweit in seinem Bereich konkurrenzlose Singener Maschinenbau-Unternehmen Breyer nicht alle Tage vor. Außergewöhnlich ist aber zudem der Auftraggeber: Die 3A Composites GmbH, nicht minder global aufgestellt, liegt ein paar Straßenzüge entfernt. Die beiden fürs Management der Unternehmen zuständigen Geschäftsführer Jürgen Gulde von der Breyer GmbH und Joachim Werner von 3A Composites werten die Partnerschaft als ein Beispiel, wie in der regionalen Zusammenarbeit der Schlüssel zum Erfolg liegen kann.

Das ließe sich auch in der Redensart zusammenfassen, wonach man nicht erst in die Ferne ziehen muss, wenn das Gute quasi um die Ecke liegt. Voraussetzung dafür freilich ist, dass man überhaupt voneinander weiß – und was das anbelangt, können die beiden Unternehmen auf gemeinsame Erfahrungen bauen. Laut Joachim Werner stammen acht der von 3A Composites eingesetzten Kunststoffverarbeitungsmaschinen aus dem Hause Breyer, das entspricht knapp einem Drittel des gesamten Maschinenparks.

Wobei der Begriff der Maschine irreführend sein kann: Im Fall des Millionen-Auftrags handelt es sich um eine Anlage mit einer Länge von rund 48 Metern. Vor eineinhalb Jahren fanden die ersten Gespräche für den Auftrag statt, nach Klärung der Erwartungen an Qualitäten und Leistungskapazitäten schlug dann die Stunde der Ingenieure. Nach deren Plänen wurde die Anlage in einer der Hallen der Maschinenfabrik an der Bohlinger Straße aufgebaut, dann getestet, schließlich demontiert und in 14 Lastwagen an ihren Bestimmungsort in Irland transportiert.

Dort – in Loch Gowna – unterhält 3A Composites einen Standort, der vor fünf Jahren von einer anderen Firma übernommen worden war. Die Investition hat sich offensichtlich als zweckmäßig erwiesen, von Singen aus wurde für zusätzliche Kapazitäten bei der Plattenproduktion gesorgt. Vor allem neue Anwendungen im Bereich transparenter Kunststoffplatten wie zum Beispiel dekorative Beleuchtungen, Inneneinrichtungen, Beschilderungen oder beim Laden- und Messebau kamen hinzu. Die jetzt angelieferte Konstruktion ist die sechste Produktionsanlage am irischen Standort und soll die Marktposition von 3A Composites weiter stärken.

Anspruchsvoll und robust

Die technischen Anforderungen an die Anlage sind dabei gewaltig. Laut Breyer-Ingenieur und Verkaufsmanager Peter Dietrich kann sie pro Stunde rund eine Tonne Material verarbeiten, die dabei hergestellten Plattenfläche beläuft sich dabei im Durchschnitt auf 500 Quadratmeter. Bei Bedarf läuft die Maschine an 360 Tagen im Jahr und das rund um die Uhr. Erstaunlich dabei ist der geringe Personalbedarf. Pro Schicht sind laut Peter Dietrich drei Fachkräfte erforderlich, bei Vollauslastung samt Urlaubsvertretung komme man somit mit rund 20 Beschäftigten aus.

Erfahrungsgemäß wird die Anlage kaum störungsanfällig sein. "Unsere Maschinen halten viel zu lange", kommentiert Peter Dietrich schmunzelnd die Lebensdauer der Konstruktionen des Unternehmens. Trotz der Nutzungsanforderungen werden die Maschinen aus dem Hause Breyer erst nach 35 und noch mehr Jahren verschrottet. Das schmälert zwar die Aussicht auf neue Aufträge, aber diesbezüglich muss sich Geschäftsführer Jürgen Gulde ohnehin keine Sorgen machen. Im Maschinenbau gilt die Auftragslage mit einem Zeitfenster von sechs Monaten als normal, bei Breyer sind die Bücher für die nächsten acht Monate gut gefüllt.

Durch die lange Lebensdauer ergeben sich außerdem Folgegeschäfte. Im Laufe der Jahre müssen die Maschinen in aller Regel auf neue Anforderungen umgerüstet werden und die Bediener sind entsprechend zu schulen. Das war übrigens auch bei der nach Irland ausgelieferten Anlage der Fall. Die Ausbildung der Beschäftigten gehört zum Service-Geschäft, das seinerseits wiederum zur Entwicklung des technischen Know hows bei Breyer führt.

Über die Unternehmen

Die Breyer GmbH gilt als weltweit führendes Unternehmen in der Entwicklung von Anlagen für die kunststoffverarbeitende Industrie. Bei der Qualität der Verarbeitung ist sie nach Einschätzung von 3a-Composites-Chef Joachim Werner konkurrenzlos. Das Unternehmen ist seit mehr als 60 Jahren international tätig, der Exportanteil liegt laut Geschäftsführer Jürgen Gulde bei weit über 90 Prozent. Bei Breyer sind rund 240 Mitarbeiter beschäftigt, rund 40 davon sind Auszubildende.

Die 3A Composites GmbH stellt unter anderem Kunststoffplatten her, wobei die Nachfrage nach dünnen Platten in einer bestimmten Größe steigt – verwendet werden diese zum Beispiel als Hinweis- beziehungsweise Werbeschilder. 3A Composites benötigte eine Anlage, die solche Kunststoffplatten mit einer Dicke von 0,5 bis 20 Millimeter herstellen kann. 3A Composites verfügt in Europa über elf Standorte mit rund 1300 Mitarbeitern, die europaweiten Aktivitäten werden von Singen aus gesteuert.