Sexuelle Bildung und Prävention von sexualisierter Gewalt werden heutzutage immer wichtiger. Deshalb arbeiten Schulen zum Beispiel gern mit der Pro Familia-Beratungsstelle Singen zusammen. An der Beethovenschule lief in den letzten Wochen in den vierten bis sechsten Klassen das Projekt „Hände weg!“ Damit dies finanziert werden kann, hat die Bürgerstiftung Singen nun eine Spende von 1000 Euro übergeben.
Ganz wach und offensichtlich inspiriert kommen Ghazl Ghazi, Hamdi Hassan, Jamie Orlando und Tizian Bader, alle in der Klasse 6a, aus dem Unterricht – der an diesem Tag nicht wirklich Unterricht war, sondern etwas ganz Besonderes. Mit den Pro Familia-Mitarbeitern Julia Cerisuelo Iserte und Daniel Briel sowie Praktikantin Lena Hörner haben sie in vier Schulstunden im Rahmen des Projektes „Hände weg!“ über erste Verliebtheit, körperliche Grenzüberschreitungen von Erwachsenen und die Wahrnehmung des eigenen Körpers mit seinen Veränderungen in der Pubertät gesprochen.
Grundwissen über Sexualität
In Kleingruppen, getrennt nach Mädchen und Jungen und ohne Anwesenheit der Lehrerin waren sie viel offener. „Es hat mir großen Spaß gemacht, aber war zu kurz“, sagt Ghazl Ghazi. Sie habe Vertrauen zu den beiden Frauen gehabt und sich auch getraut, selber etwas zu sagen. Hamdi Hassan stimmt ihr zu, auch sie habe großes Vertrauen gehabt. Jamie Orlando fand das Arbeiten mit der Beziehungsleiter besonders interessant. „Wir haben mit den Jugendlichen ein Seil in Form einer Treppe gelegt, und sie sollten sich Gedanken machen, was alles zum Verliebtsein gehört“, erklärt Julia Cerisuelo Iserte.
In den Präventionseinheiten geht es aber auch um Grundwissen über Sexualität, die eigene Körperwahrnehmung und –akzeptanz, Rollenverhalten und Rollenerwartungen und nicht zuletzt um Missbrauchsprävention nach dem Motto „Finger weg – mein Körper gehört mir!“ „In der Kleingruppe ohne Anwesenheit der Lehrer fassen die Kinder und Jugendliche einfach schneller Vertrauen, wenn es um schwierige Themen geht“, sagt Schulleiter Oliver Schmohl.
Verschiedene Blickwinkel
Die Beethovenschule hat in punkto Prävention und sexueller Bildung mit der Pro Familia-Beratungsstelle Singen schon länger einen Rahmenvertrag. Die Absprachen für die Einheiten erfolgen immer mit den Biologielehrern und dem Schulsozialarbeiter. „Die Präventionskette bedeutet bei uns aber auch, dass wir mit immer wieder neuen Aktionen und aus verschiedenen Blickwinkeln in die Klassen gehen“, sagte Schulsozialarbeiter Martin Lenhart-Höß.
Renate Weißhaar, Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung und ihr Vorstandskollege Thomas Hauser überbrachten die Spende offiziell. „Ich weiß aus eigener Erfahrung als Lehrerin, dass es wichtig ist, dass die Kinder einen geschützten Raum haben, um sich mit solchen Themen auseinanderzusetzen. Sie müssen lernen, dass es Situationen gibt, wo sie Nein sagen dürfen“, so Weißhaar. Gerade beim Missbrauch von Kindern gebe es ja leider eine hohe Dunkelziffer. Thomas Hauser hält derartige Präventionsprogramme für das beste Mittel, um der späteren Gewalt in der Familie vorzubeugen.
Die Bürgerstiftung
Die Stiftung wurde im Jahr 2011 als rechtsfähig anerkannt. Ihre Ziele sind mehr Chancen für Kinder und Jugendliche, die Stärkung des sozialen Zusammenhalts in der Stadt sowie der Austausch zwischen den Kulturen und Religionen. Ein Hauptprojekt ist das Schulfrühstück, das zusammen mit dem Verein Kinderchancen an fünf Schulen und drei Kindertageseinrichtungen unterstützt wird. Der Stiftungsvorstand besteht aus Martin Spitznagel, Renate Weißhaar und Thomas Hauser. Im Stiftungsrat sind Cai A. Boesken, Otto Ruch, Martin Spitznagel, Bernhard Meder, Daniel Hirt, Thomas Hauser, Heiner Holl, Nico Klemann, Renate Weißhaar, Pius Netzhammer, Cornelia Schmidbauer, Walafried Schrott und Udo Klopfer.
Informationen im Internet: www.buergerstiftung-singen.de