Aufbruchstimmung liegt in der Luft. Wer sich der ehemaligen Sparkassenfiliale an der Ecke Forst-, Georg-Fischer-Straße nähert, erlebt eine wuselige Geschäftigkeit. Bis auf die Form ist von dem alten Gebäude aus den 1980er Jahren nicht mehr viel übrig geblieben. Das markante, spitze Glasdach über dem Eingang bietet Ankömmlingen wie Wartenden einen geräumigen Schutz. Im Innern wird kräftigt gebohrt und gehämmert, werden Schränke gewuchtet und Betten gestemmt. Wie viele Handwerker hier gerade am Werk sind, lässt sich in dem großen Haus nicht ausmachen. Ein mächtiger Radiosound versorgt die Vertreter verschiedener Gewerke mit Guter-Laune-Musik. Vom Keller bis zum Dach wird kräftig gearbeitet. Und man möchte nicht glauben, dass das neue Hotel bereits am 21. März die ersten Gäste empfangen will.
Markus Kümmerle, Mitinvestor und künftiger Betreiber des Hotels "Trezor", ist sogar noch optimistischer: "Vielleicht starten wir sogar noch etwas früher", sagt er. Kümmerle hat Erfahrung. Das "Trezor" ist das vierte Hotel in Familienhand, das in nur kurzer Zeit entsteht. Anfangs, so gesteht er beim Rundgang mit dem SÜDKURIER, habe er sich mit dem Haus schwergetan. Heute bezeichnet er Reiner Kupprion, der in dem Bankgebäude gleich das Potential für ein Hotel gesehen hatte, als Visionär. Gemeinsam investieren sie über sechs Millionen Euro in das Hotel.

Besonders angetan haben es dem Hotelier die vielen besonderen Zuschnitte der Zimmer. 60 Zimmer mit insgesamt 124 Betten entstehen gerade in der Forststraße. Um diese Größe zu erreichen, war ein rechteckiger Anbau erforderlich. Im Souterrain wird es zwei Vierbettzimmer geben, im Anbau können zwei Zimmer zu einem Appartement zusammengeschlossen werden. Vier Zimmer werden für Hundebesitzer vorgesehen. Ein barrierefreies Zimmer hat eine breitere Eingangstür und ein größeres Bad für Rollstuhlfahrer. Der Frühstücksraum schließt sich gleich an die Lobby an und im Keller wird es eine Küche mit langem Tisch geben, in der Gäste für sich selber etwas kochen können.
Ein öffentliches Restaurant ist im "Tresor" nicht vorgesehen. "Für Gesellschaften können wir aber kochen", sagt Kümmerle und führt die Besucher in eine große Küche. Mit einem 100 Quadratmeter großen Spielzimmer will Kümmerle Familien ansprechen. Er rechnet aber auch mit zahlreichen Geschäftsreisenden. "Wir haben den Markt beobachtet und wollen so viel Arbeit generieren, dass wir das ganze Jahr über 15 Vollzeitkräfte beschäftigen können", sagt Kümmerle. Dabei setzt er auch auf Tagungsgäste.

Der Geschäftsführer von Kultur Tourismus Singen (KTS), Roland Frank, gibt sich hocherfreut über die zusätzliche Bettenkapazität in Singen. "Das kann für größere Tagungen und Kongresse ein entscheidendes Kriterium sein", sagt er und verweist auf zwei Ärztekongresse im Herbst 2018. Bisher habe man die Besucher im Hegau verteilen und einen Transfer anbieten müssen. "Auch der Tourismus in der Region ist ein wachsender Markt", sagt Frank und erklärt das damit, dass der Hegau für den Aktivurlaub immer mehr entdeckt wird. Nicht verschweigen will er aber auch, dass sich der Wettbewerb im Hotelgewerbe durch die neuen Angebote verschärfen werde.
Auch Markus Kümmerle hat die Aktivurlauber im Blick und will seinen Gästen Fahrräder ebenso wie eine gesicherte Fahrradgarage zur Verfügung stellen. Dass die Lage an einer der meistfrequentierten Verkehrsachsen im Singener Industriegebiet ein Standortnachteil für sein Haus sein könnte, will er so nicht gelten lassen. "Wir sehen uns mit unseren modernen Zimmern eher als Ausgangspunkt für spannende Unternehmungen in der Region", sagt er. In den Zimmern selbst erhalten die Gäste Anregungen durch Bildzitate aus dem Museum Art & Cars (MAC) oder historische Ansichten von Singen aus dem Stadtarchiv. Ein alter Tresor in der Lobby solle an die Vorgeschichte des Hauses erinnern und die Wertschätzung der Gäste symbolisieren.
Das Unternehmen
Keine Kette, sondern individuell geführt sind die Häuser der Ganterfamilie. Das neue Hotel in der Forststraße, das am 21. März eröffnet werden soll, ist das vierte Haus der Ganter-Hotels und wird als Familienunternehmen geführt. Zur Gruppe gehört das Hotel und Restaurant Mohren auf der Insel Reichenau. Als zweites Haus eröffnete das Ehepaar Ganter-Kümmerle das Hotel 47 Grad am Rheinufer in Konstanz. Es folgte das Hotel K99 in Radolfzell in den Kasernenhöfen. Das vierte Haus im Bunde mit dem Namen Trezor entsteht gerade im Singener Süden in einer ehemaligen Sparkassenfiliale.