- Spezielles Verfahren für Fahrbahnbelag soll Stabilität langfristig sichern
- Technologie wird sonst zum Bau von Flughafen-Rollfeldern eingesetzt

Ein Airbus wird hoffentlich nie auf dem Singener Bahnhofsvorplatz landen müssen. Doch die Fahrbahn entspricht der Technologie, mit der auch Rollfelder auf Flughäfen gebaut werden. „Hier könnte sogar ein Jumbojet landen“, scherzt Polier Thilo Mayer. Er ist Bauführer des Tiefbauunternehmens Schleith, das für den soliden Untergrund der künftigen Drehscheibe des öffentlichen Nahverkehrs in Singen sorgt und hat als Polier die Bauarbeiten für den künftigen Bahnhofsvorplatz im Blick.

Eine bis zu 34 Zentimeter dicke Betonschicht soll künftig den besonderen Belastungen standhalten. Doch um Flughafentechnologie handele es sich nicht ganz, schränkt Marc Sengel vom beauftragten Betonbauunternehmen Sengel aus Aach ein. „Bei großen geraden Flächen kommen vollautomatische Fertiger zum Einsatz“, erklärt der Geschäftsführer, dessen Firma als Subunternehmen für die Betonarbeiten zuständig ist. In Singen sei hingegen viel Handarbeit gefordert. Genau deswegen kommt sein Unternehmen zum Einsatz. Bereits in zweiter Generation ist die Firma aus dem Hegaustädtchen Aach in der Fertigung hochwertiger Betonebenen aktiv. Sengel ist Chef des Familienunternehmens, das bundesweit tätig ist – vom fein geschliffenen Industriefußboden bis zur widerstandsfähigen Fahrbahn.
7000 Quadratmeter Betonfahrbahn entstehen zwischen den Kreiseln am östlichen und westlichen Ende des künftigen Bahnhofsvorplatzes. Dafür werde zwar beinah doppelt so viel Geld investiert, als würde die Fahrbahn in Asphalt hergestellt, aber die Haltbarkeit der Betonfahrbahn ist dafür auch vier Mal länger als bei der Herstellung in Asphalt. Von rund 20 Jahren geht Michael Spreitzer von der Bauabteilung der Stadtverwaltung aus. Denn wo Busse bremsen und anfahren entstehen immense Torsionskräfte.
Fahrbahn muss hohen Anforderungen standhalten
Diesen hohen Anforderungen und starken Belastungen muss die Betonfahrbahn über Jahre standhalten. „Durch unsere langjährige Erfahrung sind wir in der Lage für jeden Einsatz ein spezielles, mineralisch gebundenes Fußbodensystem herzustellen. Darüber hinaus arbeiten wir in einem Netzwerk mit ausgewählten Kooperationspartnern, um unseren Kunden auch weiterreichende Konzepte und Lösungen anbieten zu können“, erläutert Sengel. Horizontale Bauteile sind die Spezialität der Firma.

Doch die aktuelle Witterung macht die Arbeiten nicht einfacher. Mit einer speziellen Emulsion wird die Betonoberfläche vor den kalten Temperaturen geschützt, um das ordnungsgemäße Austrocknen zu gewährleisten. Sollte die Feuchtigkeit im Beton zu Eiskristallen werden, beeinträchtigt dies die Festigkeit. Präzise muss auch die Verschalung ausgeführt werden, um die Dehnungsfugen anzupassen. „Spitze Winkel sind dabei möglichst zu vermeiden“, erläutert Mayer.
Die Kosten für die gesamte Betonfahrbahn in der Bahnhofstraße und in der Alpenstraße betragen insgesamt rund 1,35 Millionen Euro. Über 5000 Tonnen Beton werden verarbeitet, sukzessive eingebaut und von Hand an der Oberfläche mit speziellen Rechen optimiert.

Aber auch unter der tonnenschweren Fahrbahndecke verbirgt sich Hochtechnologie. Kilometerweit werden demnächst Leitungen verlegt, um künftig die Daten für das adaptive Informationssystem an die richtigen Stellen zu transportieren. Rund ein Dutzend Bushaltestellen werden nicht nur barrierefrei erreichbar sein, sondern auch durch ein digitales Anzeigen- und Informationssystem vernetzt. Doch bevor die Betondecke kommt, wird bei Gesprächen auf der Baustelle geklärt, wo die Leerrohre verlegt werden sollen.

An vielen Stellen werden spezielle Schächte eingeplant, um später die aufwendige Elektronik installieren und warten zu können, und ein stabiles Fundament soll einmal die künftige Überdachung des Bussteigs am Bahnhofsvorplatz tragen. Das Oberflächenwasser wird in großen Kanälen der Kanalisation zugeführt.
Beton oder nicht Beton
Die Vorteile des Asphalts: Die feinere, fugenfreie Oberfläche ist günstiger herzustellen und garantiert geringere Lärmemissionen. Zudem kann auf größere Erfahrungen mit dem Baustoff zurückgegriffen werden, was die Bauzeit kürzer hält. Auch können notwendige Sanierungen einfacher umgesetzt werden.
Die Vorteile des Betons: Experten gehen von einer Nutzungsdauer von rund 30 Jahren aus. In dieser Zeit sind Unterhaltsaufwendungen – außer gelegentlicher Überprüfung der Fugen – nicht notwendig. Die Fahrbahn soll der belastung standhalten, ohne dass Spurrillen durch die schweren Busse entstehen. (bie)