Mehr als 50 Prozent der Bürger in Singen haben einen Migrationshintergrund, über 100 Nationen machen die Hegaustadt bunt und vielfältig. Der Verein inSi (Integration in Singen) ist dabei eine wesentliche Anlaufstelle für Zugewanderte, insbesondere wenn es um Integration geht. Hierfür brauche es Orte des Austausches und der Begegnung. Auch die Eingliederung in die Arbeitswelt sei ein bedeutender Aspekt des Ankommens, weiß Bernhard Grunewald, Vorsitzender von inSi.
Der Wunsch nach Unterstützung besteht schon lange
Gerade die Arbeitssuche stelle für Zugewanderte ein großes Hindernis dar. „Geringe Sprachkenntnisse sowie fehlende Informationen über den deutschen Arbeitsmarkt erschweren den Einstieg in die Berufswelt“, so Grunewald. Hinzu komme, dass diese Menschen oftmals keinen Zugang zu bestehenden Angeboten der Agentur für Arbeit oder des Jobcenters hätten, weil diese nicht bekannt oder ausgelastet seien. Zudem könnten Einige mit den erforderlichen Unterlagen nicht viel anfangen. „Zugewanderte haben uns gegenüber schon oft den Wunsch nach Begegnung und Unterstützung zum Thema Bewerbung geäußert“, sagte er.
Diesem Wunsch soll nun der offene Bewerbungstreff für Zugewanderte erfüllen. „Unser Ziel ist es, einen Begegnungsort zu schaffen, wo Migranten Unterstützung in ungezwungener Atmosphäre zu Themen wie Arbeitssuche oder digitale Kompetenzen erhalten können. Und das niederschwellig und kostenlos.“
In den Räumen des Stadtseniorenrats Singen in der August-Ruf-Straße 13 haben Interessierte nun jeden Mittwoch von 14 bis 17 Uhr die Möglichkeit, sich rund um das Thema Beruf und Bewerbung beraten zu lassen. „Wir sind dem Stadtseniorenrat sehr dankbar, dass dieser uns seine Räume zur Verfügung stellt“, sagte Bernhard Grunewald.
Ergänzung zu bestehenden Angeboten
Das Angebot richte sich an arbeitslose, arbeitssuchende und erwerbstätige Zugewanderte. Der Treff soll dabei nicht in Konkurrenz zu den bestehenden offiziellen Angeboten stehen, sondern vielmehr als Ergänzung und Unterstützung dazu angesehen werden, betonte Grunewald.
Vorteile sehe er auch in der Erweiterung und Anwendung der Sprachpraxis von Geflüchteten. In diesem Zusammenhang sollen auch bald die Sprachkurse von inSi starten, wie Dietmar Vogler, der bei inSi für das Handlungsfeld Sprache zuständig ist, erklärte. „Unsere Prüfungsvorbereitung für B1 und B2 mussten Corona-bedingt pausieren. Dabei profitieren viele Migranten von diesem Angebot. Auch im Bereich der Arbeitssuche. Daher freut es uns, demnächst wieder starten zu können“, so Vogler. Das Angebot ist ebenfalls kostenlos.
Hilfestellung werde bedarfsorientiert an die Kunden angepasst, sagte auch Mona Schramm, hauptamtliche Mitarbeiterin des Bewerbungstreffs. „Von der Erstellung des Lebenslaufs und dem Verfassen des Anschreibens bis hin zum Strategiegespräch für das Vorstellungsgespräch stehen wir beratend zur Seite.“ Die gelernte Verwaltungsfachwirtin mit Weiterbildung zur Arbeitstherapeutin könne den Hilfesuchenden wertvolle Tipps auf diesem Gebiet mitgeben. „Letzte Woche kam ein Kunde hier rein, der nicht wusste, wo es beruflich für ihn hingehen sollte“, erzählte sie.

Also hätten sie sich an den Rechner gesetzt und verschiedene Berufsfelder angeschaut. „Es verging keine Stunde zwischen „ich habe keinen Plan“ bis hin zu „das ist es“, zeigte sich Mona Schramm erfreut. Nach ersten Anlaufschwierigkeiten werde der Bewerbungstreff gut angenommen. „Nachdem sich herumgesprochen hat, was wir hier machen, nehmen bereits einige Zugewanderte das Angebot wahr.“
Das Projekt ist in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk „Bleiben mit Arbeit“ des AWO Kreisverband Konstanz, dem Stadtseniorenrat Singen sowie dem Caritasverband Singen-Hegau entstanden. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) sowie der Caritasverband haben ähnliche Angebote wie das Bewerbungstreff herausgearbeitet, die jedoch der breiten Bevölkerung offenstehen.
Für das Projekt von inSi sei zunächst ein Testlauf bis Ende des Jahres vorgesehen, erzählte Schramm. „Wenn der Bewerbungstreff gut genutzt wird, können wir uns vorstellen, das Angebot langfristig bereitzustellen und vielleicht sogar auszuweiten“, zeigte sich die Arbeitstherapeutin optimistisch.