Wenn sich Angelika Kohler an die Scheffelhalle erinnert, fällt ihr als erstes die Treppe zur Bühne ein: „Das war für uns Kinder die einzige Möglichkeit, nah am Geschehen zu sein“, erzählt sie. Dicht an dicht hätten sich die Zehn- bis Zwölfjährigen auf den Stufen gedrängt und seien von den Kostümen fasziniert gewesen. Noch enger wurde es für die Kinder dann beim Einzug der Zunftfiguren auf die Bühne: „Wir mussten zur Seite rücken und haben uns an die Treppenränder gequetscht.“
Auch der Macher des Wirtschaftswunders war da
Zahlreiche Fotos auf dem Tisch dokumentieren viele Veranstaltungen in der Scheffelhalle, die auch große Politiker nach Singen brachten. Ihr Vater Wilhelm Grimm hat sie miterlebt und auch als Mitglied der Poppele-Zunft immer darauf hingewiesen, dass die Scheffelhalle nicht nur zu Fasnacht wichtig ist, erinnert sich Angelika Kohler. Auf einem Foto schreitet Ludwig Erhard, der Macher des deutschen Wirtschaftswunders, durch die vollbesetzte Scheffelhalle zur Bühne. Auf einem anderen Bild sind Kurt Georg Kiesinger, Bundeskanzler von 1966 bis 1969, und der damalige Bundesabgeordnete Hermann Biechele zu sehen.
Sie half als einzige Frau beim Dekorieren
Angelika Kohler lernte die Halle als Poppele-Mitglied beim Dekorieren vor Fasnacht auch ungeschmückt kennen. Das sei zwar Männerarbeit gewesen, aber als einzige Frau habe sie es mal probiert. Und mit Erfolg: „Ich habe handwerklich viel dabei gelernt, sogar im Bereich Elektrik, woran ich mich vorher nie gewagt hatte.“ Es blieb nicht beim Dekorieren, sie beteiligte sich auch bei Auftritten und fühlt sich auch hinter der Bühne heimisch.
Auf einem Foto vom Bau der Scheffelhalle 1925 ist ihr Großvater zu sehen, der als Fuhrunternehmer Material anlieferte. Und damit ist für Angelika Kohler klar: „Wenn schon mein Großvater am Bau beteiligt war, dann muss ich den Wiederaufbau unterstützen.“ Und das mit dem guten Gefühl, dass die neue Scheffelhalle zum 100. Geburtstag 2025 auch steht.
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