Schüler der italienischen Schule Liceo Statale Artistico e Linguistico Pablo Picasso in Pomezia, der Partnerstadt Singens, waren im Rahmen des Erasmus+ Programms (siehe Infokasten) mehrere Tage in Singen zu Gast. Sie haben zusammen mit Gleichaltrigen aus den neunten Klassen der Johann-Peter-Hebel-Schule Betriebe in der Hohentwielstadt besucht, um sich über deren Geschäftsaktivitäten und natürlich auch über deren Ausbildungsplatzangebote zu informieren.

Mitte Oktober ist ein mehrtägiger Gegenbesuch in Pomezia geplant. Die Stadt liegt 30 Kilometer südlich von Rom. Die Schüler sollen neben Land und Leuten auch die Arbeitsweisen in italienischen Unternehmen kennenlernen, wie Michaela Benz-Riede erläuterte, die an der Johann-Peter-Hebel-Schule unterrichtet und dort zudem Ansprechpartnerin für Berufsorientierung ist.

Sprache oder Handwerk?

Unter dem griffigen Titel „Kleine Zukunftstour Handwerk Singen“ ging es zu insgesamt vier Betrieben im Singener Industriegebiet, wobei sich die Frage stellte, inwieweit Handwerksberufe für die Gäste aus Pomezia überhaupt interessant sind, da an deren Schule der Schwerpunkt auf Sprachen liegt. Die 16-jährige Giada Malagisi, die später gerne Übersetzerin werden möchte und auch die ein Jahr jüngere Emma Stazzoni, die ihre Zukunft in England sieht, weil ihr die Sprache und die Lebensart dort so gefallen, schienen diesen Zweifel zu bestätigen.

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Als es im Klink Karosserie- und Lackierzentrum dann darum ging, an Autoblechteilen selbst Hand anzulegen, um zu schmirgeln, zu spachteln und mit der Spritzpistole zu lackieren, waren die Schülerinnen dann aber doch ebenso bei der Sache wie ihre männlichen Pendants.

Schnuppern bei Schulprojekten und Praktika

Darius Klink, der Firmeninhaber, erzählte von Schulprojekten. Er berichtete zum Beispiel von einem Projekt mit der Ekkehard-Realschule. Da seien Schüler über mehrere Monate jeden Freitag in den Betrieb gekommen, um einen alten Porsche-Traktor von Grund auf unter fachmännischer Anleitung zu restaurieren.

Selahattin Akkoyun (rechts), Werkstattmeister im Klink Karosserie- und Lackierzentrum, lässt die Schüler beim Schleifen, Spachteln und ...
Selahattin Akkoyun (rechts), Werkstattmeister im Klink Karosserie- und Lackierzentrum, lässt die Schüler beim Schleifen, Spachteln und Lackieren selbst Hand anlegen. | Bild: Elmar Veeser

Wer Interesse an der Ausbildung zum Fahrzeuglackierer habe, so der Inhaber, brauche handwerkliche Begabung, Ausdauer und Spaß im Umgang mit Autos. Bevor der Vertrag unterschrieben werde, sei es sowieso üblich, dass man sich bei einem mehrtägigen Praktikum erst einmal gegenseitig kennenlerne.

Die nächste Station führte die Schüler zu Nauti Sattler, der renommierten Bootssattlerei aus Singen mit 60 Mitarbeitern, die europaweit mit namhaften Werften zusammenarbeitet und Privatkunden individuelle Lösungen anbietet. Axel Pichol-Duchet, der kaufmännische Leiter, führte die Gäste durch den Betrieb und warb dabei für die Ausbildung zum Sattler – Schwerpunkt Bootssattler. Der Beruf sei breit angelegt und abwechslungsreich, wie Axel Pichol-Duchet erklärte, denn das breite Aufgabenspektrum reiche vom ersten Schablonenstrich bis hin zur Montage von Sprayhoods (Spritzschutzaufbauten) über Camperverdecke und Persenningen (Bootsabdeckplanen) und umfasse sogar den Bau von Polstermöbeln für Boote.

Schüler dürfen selbst Hand anlegen

Von Auszubildenden erwarte er Zuverlässigkeit, handwerkliches Geschick, Sorgfalt und Spaß am Sattlerhandwerk. Die Schüler durften auch dort ihr handwerkliches Geschick selbst unter Beweis stellen. Jeder hat unter Anleitung ein Ledermäppchen für Schreibutensilien mit Druckknopfverschluss angefertigt. Alle waren mit Feuereifer bei der Sache.

So sieht das fertige, selbstgebastelte Ledermäppchen mit Druckknöpfen aus.
So sieht das fertige, selbstgebastelte Ledermäppchen mit Druckknöpfen aus. | Bild: Elmar Veeser

Bei der Schreinerei Denzel stellen mit Jürgen, Sebastian und Matthias die Männer der Familie Denzel das Schreinerhandwerk generationenübergreifend sicher. Auch sie haben die Schüler über ihren kreativen Handwerksberuf informiert und betont, dass jeder Auszubildende in allen Bereichen und von jedem lernen könne. Jeder denke, jeder schaffe, jeder habe Kompetenz und müsse auch Verantwortung übernehmen – so laute ihr Credo.

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Der vierte Betrieb, den die Schüler besuchen durften, war die Sauter GmbH. Sie bietet mit ihren 75 Mitarbeitern ein umfassendes Leistungsportfolio in den Bereichen Wärmedämm­Verbundsysteme, Innen- und Außenputzarbeiten, Trockenbau, Malerarbeiten, Gerüstbau und Vermietung von Hocharbeitsbühnen.

Für die Schüler öffnete das Haus seine Pforten und der Betrieb stellte seine Ausbildungsberufe vor, wie etwa den zum Maler und Lackierer, zum Stuckateur und zum Trockenbaumonteur. Im Rahmen des Dualen Studiums bietet das Unternehmen auch den Karriereschritt zum Ausbau-Manager an. Unter der Leitung von Josef Steidle wirbt die Sauter GmbH für sich als Haus mit gutem Betriebsklima, wo sich Familie und Beruf vereinbaren lassen sowie mit Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung.