Ein deutsches Atommüll-Endlager im Hegau wird immer unwahrscheinlicher. Grund seien die starken Verwerfungen des Gesteins im Untergrund des Hegau, wie die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) auf Nachfrage mitteilt. Dies geht aus einem Sachstandsbericht der BGE hervor. Im Hegau kommt das Gestein Opalinuston vor, das sich grundsätzlich für eine Lagerung eignet.
Gestein ist im Hegau nicht gleichmäßig
Der Hegau wurde in der aktuellen Phase der Standortauswahl als eher ungeeignetes Gebiet eingestuft. Das bedeute, dass die BGE nicht erwarte, in diesem Gebiet einen geeigneten Gebirgsbereich ausweisen zu können. Das schreibt die BGE in einer Stellungnahme. Grund sei die sogenannte tektonische Überprägung des Hegau.
Das heißt, es gab in vergangenen Erdzeitaltern immer wieder Verschiebungen und Abschiebungen des Gesteins, die dafür sorgten, dass es nicht gleichmäßig aufgebaut ist. Außerdem wurde die Dicke der Gesteinsschicht als weniger günstig eingestuft.
Ein von Störungszonen durchzogenes Gebiet
Im Hegau haben die Experten ihre Methoden für eine Sicherheitsbewertung der möglichen Standorte erprobt. Die Region liegt im tektonischen Großraum Freiburg-Bonndorf-Bodensee-Scherzone (FBBS). Dieses von Bruchzonen durchzogene Gebiet stamme aus der Zeit der kristallinen Gebirgsbildung im Erdaltertum. Das Gebiet habe mehrere Verformungsphasen erlebt. Deshalb hätten die Experten der BGE das Gebiet als ungünstig und in eine Kategorie eingestuft, die nicht weiter betrachtet wird.
Wann der Hegau wirklich raus ist
Endgültig ist diese Entscheidung nicht, wie BGE-Pressesprecherin Monika Hotopp auf Nachfrage betont. Der Hegau sei erst als möglicher Standort raus, wenn die BGE ihren Vorschlag für Standortregionen vorgelegt, das Bundesamt für Sicherheit der nuklearen Entsorgung den Vorschlag geprüft und der Bundesgesetzgeber eine Ausweisung der Standortregionen beschlossen hat.
Aber aufgrund der starken Verwerfungen erwarte die BGE nicht mehr, dass im Hegau der bestmögliche Standort für die Lagerung hochradioaktiver Abfälle ausgewiesen kann. Entschieden werde aber erst, wenn die Standortregionen Gesetz geworden sind.
Es ist die erste Phase von drei
Das Standortauswahlverfahren befindet sich in der ersten Phase. In einem ersten Schritt wurden 90 Teilgebiete ermittelt, die rund 54 Prozent der Gesamtfläche von Deutschland ausmachen. Der derzeit laufende, zweite Schritt ist die Ermittlung von Standortregionen für eine Erkundung an der Oberfläche. In Phase zwei findet eine Erkundung an der Oberfläche statt und es werden Vorschläge für eine Erkundung unter Tage gemacht.
In der dritten Phase findet eine Erkundung unter Tage und ein abschließender Standortvergleich statt, der in einen Standortvorschlag mündet. Eine Standortentscheidung ist 2031 geplant, eine Betriebsaufnahme wird 2050 angestrebt.
Landschaftsschützer ist erleichtert
Der Landschaftsschützer Martin Fehringer aus Gottmadingen hat an der ersten Phase der Öffentlichkeitsbeteiligung zur Standortauswahl teilgenommen. Er sei dabei der einzige Teilnehmer aus dem Kreis Konstanz gewesen, berichtet er. Außer seiner Sicht ist der Hegau raus als Endlagerstandort. Darüber sei er froh und erleichtert. „Jetzt müssen wir alles daran setzen, den grenznahen Schweizer Endlager-Standort Benken zu verhindern“, erklärt er.
Schweiz gibt seinen Standortvorschlag im Herbst bekannt
Die Schweiz ist mit ihrer Suche nach einem Standort für ein Atommüll-Endlager schon weiter. Sie befindet sich in Phase drei, die Tiefbohrungen an den drei möglichen Standorten sind abgeschlossen. Einer der Standorte ist das grenznah gelegene Gebiet Zürich Nordost bei Schaffhausen. Die Nagra (Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle) wird im Herbst ihren Standortvorschlag unterbreiten, 2030 soll der Bundesrat entscheiden.