Von seiner Penthouse-Wohnung aus blickt er direkt auf die Eisenbahnhaltestelle Langwiesen, kurz vor Schaffhausen gelegen. Und das ergänzt sich sehr gut mit Werner Wochers Leidenschaft für Züge: In beinahe jedem Raum spiegelt sich seine Eisenbahnleidenschaft wider – in Form von Eisenbahnmodellen in Wandvitrinen, selbst gestalteten Bildkollagen zum Thema regionaler Schienenverkehr und nicht zuletzt in Eisenbahnminiaturlandschaften. Die hat er selbst mit bemerkenswertem handwerklichen Geschick gebaut und darunter findet sich auch der Maggi-Steg, den ältere Singener noch kennen dürften.

Denn mit Singen ist der 83 Jahre alte Rentner eng verbunden, dort ist er groß geworden – auch wenn er schon mit 24 Jahren in die Schweiz zog. Bis heute ist ervielseitig aktiv: als Co-Präsident des Vereins zur Erhaltung der Bahnlinie Singen-Etzwilen und als Modellbauer.

Seine Züge fahren nicht nur, sondern sind auch mit Licht ausgestattet. Dass alles elektrifiziert ist und zur fast perfekten Illusion mit entsprechender Klangkulisse über die Gleise rattert, versteht sich für den filigranen Modellbauer beinahe von selbst.

Arbeit beim Stadtbauamt hat ihn geprägt

Dieses Talent machte sich bei ihm schon früh bemerkbar, insbesondere während seiner Lehrjahre im Singener Stadtbauamt. Der damalige Stadtbaudirektor Hannes Ott hatte ihn unter seine Fittiche genommen, berichtet Wocher. Er habe seine Ausbildung zum Bauzeichner mit Auszeichnung abgeschlossen. Eines seiner Projekte war das Singener Rathaus: Bei der Planung zum Bau habe er damals schon mitzeichnen dürfen, wie sich Werner Wocher nicht ohne Stolz erinnert.

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Während seiner sich anschließenden Lehre zum Mauerer habe er dann die ein oder andere Wand am neuen Rathaus mit hochgezogen. Doch damit nicht genug: Beim Richtfest des Rathauses sei er es gewesen, der den Richtspruch vom Balkon aus habe aufsagen dürfen.

Werner Wocher vor seinem detailgetreuen Nachbau des Singener Bahnhofs mit Maggi-Steg.
Werner Wocher vor seinem detailgetreuen Nachbau des Singener Bahnhofs mit Maggi-Steg. | Bild: Elmar Veeser

Maggi-Steg wurde 1977 demontiert

Heute baut er Miniaturen, wobei sein jüngstes Werk ein detailgetreuer Nachbau des Singener Bahnhofs mit Maggi-Steg ist. Dieser sei 1977 infolge der Elektrifizierung der Schwarzwaldbahn demontiert worden, wie Werner Wocher erzählt. Der 1898 gebaute Maggi-Steg führte über 14 Gleise und verband die Kernstadt Singen mit der Südstadt.

Zu den Stoßzeiten morgens und abends sei diese 3,60 Meter breite und etwa 110 Meter lange Stahlkonstruktion von 3000 Menschen täglich genutzt worden, insbesondere von den Mitarbeitern der Maggi und von der Georg Fischer AG.