In der letzten Woche im November fallen – angeblich – die Preise. Online-Händler locken Konsumenten mit teilweise sehr hohen Rabatten in ihre Online-Shops. Aber auch lokale Einzelhändler bereiten sich auf den sogenannten Black Friday vor, der in diesem Jahr auf den 29. November fällt, und gehen längst mit den riesigen Online-Anbietern mit. Doch wie stehen die lokalen Einzelhändler eigentlich zur Rabattschlacht?

Wenn man mit Singener Einzelhändlern ins Gespräch kommt, sagt niemand, dass er nicht an der Rabattaktion teilnimmt. Aber es ist auch nicht jeder Händler glücklich damit, dass ausgerechnet kurz vor Weihnachten, wenn viele Menschen Geschenke für ihre Liebsten kaufen, eine Rabattaktion den Umsatz schmälert. Entziehen könne man sich dem Black Friday aber nicht, sagt beispielsweise Thomas Kornmayer, Chef des Modehauses Heikorn in der Singener Innenstadt: „Einige Große springen drauf und die Kleinen müssen mitmachen“, sagt er.

Gewinn für Kunden, Belastung für Händler

Aus Sicht der Kunden seien die Rabatte natürlich attraktiv und auch Heikorn-Kunden würde mitunter darauf warten. Einkäufe, die ohnehin gemacht werden würden, verlagern sich daher in die Rabattwoche Ende November, lautet Kornmayers Einschätzung. Aus Sicht der Händler sei die Aktion daher eher eine Belastung – zumal das Weihnachtsgeschäft dann gleich mit Reduzierungen beginne. Reduzierungen, die früher erst sehr viel später gekommen seien, sagt Kornmayer.

Auch an einem gewöhnlichen Nachmittag unter der Woche ist Ende November viel Betrieb in der Singener Fußgängerzone – im Bild die ...
Auch an einem gewöhnlichen Nachmittag unter der Woche ist Ende November viel Betrieb in der Singener Fußgängerzone – im Bild die August-Ruf-Straße. | Bild: Lara Reinelt

Wobei das Weihnachtsgeschäft im Textilbereich gar nicht mehr so wichtig sei wie früher: „Wir freuen uns alle auf eine besinnliche Zeit, aber das Jahr muss man vorher verdient haben“, sagt Kornmayer. Die Tourismus-Saison im Sommer sei inzwischen wichtiger geworden.

Und die Konkurrenz im Internet? Dabei mache sein Haus nicht mit, sagt der 57-Jährige, der seit mehr als 30 Jahren im Einzelhandel arbeitet. Ein Online-Shop sei mit einem riesigen Aufwand verbunden. Sein Haus habe im Gegensatz dazu die passende Nische gefunden und die Kunden kämen zu Heikorn, weil sie den Service vor Ort wollen. Er zählt etwa Umtäusche oder Änderungen durch eine Schneiderin auf. Und er ist bei Bekleidung überzeugt: „Das muss man anprobieren“, vor allem wenn es um besondere Anlässe geht.

Das könnte Sie auch interessieren

Kunden warten auf die Rabattaktion

Das Warenhaus Karstadt, zwischenzeitlich als Galeria Karstadt Kaufhof benannt und inzwischen als Galeria gelistet, betreibt in Singen ein Warenhaus – und zwar nach wie vor, trotz verschiedener Insolvenzverfahren des Unternehmens und der Konzernmutter Signa. Das Unternehmen wirbt offensiv mit Rabatten zur Black Week, also einem auf die gesamte Woche erweiterten Rabatt-Zeitraum. Doris Lindhorst, Filialgeschäftsleiterin in Singen, beobachtet ebenfalls, dass Kunden teilweise auf die Rabattaktion warten. Und sie betont die Bedeutung der Black Week als Beginn des Weihnachtsgeschäfts.

Das könnte Sie auch interessieren

Außerdem weist sie auf die Spendenaktion des Vereins „Widmann hilft Kindern in der Region“ hin. An mittlerweile drei Wunschbäumen, die in den Räumen des Warenhauses aufgestellt sind, können die Menschen Kindern und Jugendlichen aus sozial schwachen Familien in der Region eine Freude machen.

Auch im Elektronik-Bereich gibt es Ende November immer wieder satte Rabatte. Eines der wenigen inhabergeführten Geschäfte in diesem Bereich in Singen ist Foto Wöhrstein. Auch Inhaber Reiner Wöhrstein berichtet, dass er Rabatte gewährt. Die Rabattaktion habe sich zeitlich zur Black Week ausgebreitet, schreibt er, und auch seine Kunden würden das nutzen. Für ihn sei die Rabattaktion Ende November ein Vorspiel zum Weihnachtsgeschäft.

Wie viel Umsatz gibt es im Weihnachtsgeschäft?

Das Weihnachtsgeschäft sei für ihn nach wie vor die umsatzträchtigste Zeit des Jahres. Und dieses Jahr werde es noch wichtiger, denn der Einzelhandel habe zuerst mit der Corona-Flaute zu kämpfen gehabt und im Jahr 2024 habe es eine „starke Kaufzurückhaltung“ gegeben. Auch das Fotostudio des Geschäfts sei bis Weihnachten stark gebucht.

Das könnte Sie auch interessieren

Auch wenn Foto Wöhrstein seine Waren auch im Internet anbietet, wirbt der Inhaber für das Erlebnis im stationären Einzelhandel – etwa durch die Fachberatung im Geschäft oder das Bummeln im Einkaufszentrum Cano, wo sein Geschäft angesiedelt ist.

Einen Überblick über den Einzelhandel in der Stadt hat die Wirtschaftsförderung der Singener Stadtverwaltung. Wirtschaftsförderer Oliver Rahn sieht es dabei ähnlich wie die Händler: „Der Black Friday hat in den letzten Jahren eine zunehmende Bedeutung bekommen und ist mittlerweile oft eine Black Week geworden. Früher gab es Sommerschluss- und Winterschlussverkauf.“ Solche Rabattaktionen gebe es somit schon lange und sie seien gängige Praxis im Einzelhandel.

Das könnte Sie auch interessieren

„Allerdings drücken die Rabatte auch die Margen. Und die Umsätze an diesen Tagen wachsen laut Handelsverband nicht mehr so stark wie in den Vorjahren“, so Rahn weiter. Er hat auch für Verbraucher einen Tipp: „Die Verbraucherverbände raten dazu, im Einzelfall genau hinzugucken, da nicht jedes vermeintliche Schnäppchen auch wirklich eines ist“, so Rahn weiter.

Was ist besser? Lokal oder übers Internet?

Für Oliver Rahn hätten sowohl der Online- als auch der stationäre Einzelhandel seine Stärken. Der stationäre Einzelhandel habe gegenüber dem Internet den Vorteil, dass der Kunde die Ware vorher sehen, fühlen oder anprobieren könne. Dazu komme eine persönliche Beratung. Allerdings verstehe der Onlinehandel es immer besser, durch technische Innovationen diesen Rückstand aufzuholen. „Deshalb ist es wichtig, dass der stationäre Handel seine Stärken gegenüber den Onlineanbietern ausspielt und stetig durch neue Angebote und innovative Ideen verbessert“, betont Rahn.

Das könnte Sie auch interessieren

Der Black Friday gilt in der Branche als Start des Weihnachtsgeschäftes. So auch in Singen und dem Hegau. „Durch die enge zeitliche Verbindung kaufen viele bereits am Black Friday ihre Weihnachtsgeschenke, so dass dieser das Weihnachtsgeschäft teilweise auch ersetzt. Laut Handelsverband nutzt etwa die Hälfte der Kunden den Black Friday für Weihnachtseinkäufe“, erklärt Rahn. Für den Handel sei der Zeitraum November und Dezember somit eine der umsatzstärksten Zeiten des Jahres. Daher sei deren Bedeutung gerade in diesen Zeiten, in denen der Geldbeutel nicht so locker sitze, für den Handel nicht zu unterschätzen.