Marcus Janko gilt als der Vater des Cano, denn er begleitet die Entwicklung des neuen Einkaufszentrums in Singen seit der Entwicklung bis zur Eröffnung. Diese wurde am Sonntagabend verschoben, nachdem klar wurde, dass dutzende Bauarbeiter am Coronavirus erkrankt sind. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER erklärt der Gesamtprojektverantwortliche des Bauherren ECE mit der Center-Leiterin Carolin Faustmann, wie es so weit kommen konnte und wie es nun weitergehen soll.

Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler (links) und Marcus Janko (ECE) bei der Vertragsunterzeichnung vor Baubeginn.
Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler (links) und Marcus Janko (ECE) bei der Vertragsunterzeichnung vor Baubeginn. | Bild: Tesche, Sabine

Wann gab es die ersten Corona-Fälle auf der Baustelle?

Zwischen dem 23. und 26. Oktober haben laut Janko mehrere Unternehmen mitgeteilt, dass beim Cano beschäftigte Mitarbeiter positiv auf das Corona-Virus getestet wurden. „Zu diesem Zeitpunkt wussten wir von ungefähr 20 Infektionen“, sagt der Gesamtprojektverantwortliche. Für Klarheit sollte in Abstimmung mit den Behörden ein Massen-Test am Mittwoch, 28. Oktober, sorgen. Zwischenzeitlich wurden 107 Cano-Bauarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet, also zwei weniger als gestern von ECE vermeldet.

Was ist bei dem Massen-Test schief gelaufen?

Ausgelegt war das Testzentrum für 300 Menschen – Zugangsdaten hätten gezeigt, dass in den Wochen zuvor durchschnittlich 250 bis 300 Menschen auf der Baustelle arbeiteten. Außerdem hätten bereits 40 bis 50 negative Coronatests vorgelegen. Tatsächlich kamen aber rund 700 Bauarbeiter zu dem Massen-Test: „Unternehmen haben nicht nur die Mitarbeiter geschickt, die aktuell auf der Baustelle arbeiten, sondern auch alle, die in nächster Zeit vor Ort sein sollten“, sagt Janko.

Schlange stehen für einen Corona-Test: Anfangs sei der Ablauf nicht optimal gewesen, räumt das Cano-Management ein.
Schlange stehen für einen Corona-Test: Anfangs sei der Ablauf nicht optimal gewesen, räumt das Cano-Management ein. | Bild: privat

Am Mittwoch sei deshalb bis 22, 23 Uhr getestet worden, außerdem auch am Donnerstag. Die Testergebnisse hätten aber nicht wie geplant innerhalb von 24 Stunden vorgelegen. Während von der ersten Gruppe mit 70 bis 80 Menschen nur zwei positiv getestet wurden, hätten die Ergebnisse am Wochenende ein ganz anderes Bild gezeigt. Ein temporärer Lockdown war alternativlos: „Am Montag wieder Fahrt aufzunehmen, war keinesfalls vertretbar“, sagt Janko.

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Wie kam es zu den Coronafällen?

Das ist für die Cano-Macher unklar. Das Anstehen für den Massen-Test sei nicht optimal gewesen, doch ob dadurch Infektionen entstanden, könne man nicht sagen. Die Erkrankungen seien über alle Unternehmen verstreut. ECE gehe es da ähnlich wie der Bundespolitik, sagt Janko: Es sei schwer nachvollziehbar, wo Menschen sich infizieren. Die bisherigen Hygienemaßnahmen hätten aber etwas über den behördlichen Auflagen gelegen, weshalb so ein Ausbruch „mehr als überraschend“ gewesen sei.

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Wann soll der Baubetrieb wieder starten?

Bei einer Baustelle könne man nicht einfach den Schalter aus und dann wieder anmachen, erklärt der Gesamtprojektverantwortliche. Viele der beteiligten Unternehmen hätten aber schon Konzepte erarbeitet, um Ausfälle zu kompensieren und bald wieder starten zu können. Ab Montag soll weiter gebaut werden, allerdings nicht unter Volllast. Eine Woche Pause bedeute also nicht, dass die Eröffnung nur um eine Woche verschoben wird. „Dezember wird es auf jeden Fall“, sagt Janko. Ein neuer Termin soll vermutlich nächste Woche feststehen.

Welche Sicherheitsmaßnahmen gibt es, damit das nicht nochmal passiert?

Oberstes Ziel sei, dass alle Bauarbeiter infektionsfrei sind. Dafür werde gerade an einem neuen Sicherheits- und Hygienekonzept gearbeitet. Das sieht laut Janko zum Beispiel vor, dass vor Betreten der Baustelle die Körpertemperatur eines Bauarbeiters gemessen wird. Außerdem soll es ein engmaschiges System aus Stichproben geben, bei denen Mitarbeiter auf Corona getestet werden. Details würden derzeit noch mit den Behörden abgestimmt.

Wie reagieren die Mieter auf die verschobene Eröffnung?

„Das ist für jeden erstmal ein Schlag“, sagt Marcus Janko. Doch die meisten hätten Verständnis und manche würden es begrüßen, dass am neuen Termin voraussichtlich auch die Gastronomie eröffnen könnte. Denn der Gastro-Anteil im Cano sei hoch, damit verbinden viele auch eine Magnetwirkung für das ganze Center. Einige hätten Ängste, nachdem der Einzelhandel bereits unter dem Lockdown im Frühjahr litt und die Verschiebung das Weihnachtsgeschäft beeinflussen könnte. „Aber wir reden von wenigen Wochen“, sagt Janko und bestärkt das absolute Ziel, noch vor Weihnachten zu eröffnen.

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Wegen der Kosten sei man mit vielen Mietern in Gesprächen. Janko stellt aber klar: „ECE hat das auch gebeutelt. Wir sind aber letztlich nicht verantwortlich für das, was geschehen ist, sondern die Pandemie.“

Wie wird die Eröffnung aussehen?

„Die große Eröffnungssause war nie geplant“, sagt Center-Leiterin Carolin Faustmann nach den Entwicklungen der vergangenen Monate. Zu möglichen Zulassungsbeschränkungen, um dem Andrang einer Eröffnung Herr zu werden, möchte sie sich noch nicht äußern. Klar ist aber, dass Vorgaben der Landesregierung auch im Cano gelten. Das heißt zum Beispiel, dass es keinen privaten Corona-Test braucht, aber dass nur eine begrenzte Zahl von Menschen in ein Geschäft darf. Es gilt Maskenpflicht im gesamten Center, für Desinfektionsmittel sei gesorgt. Zum besseren Einhalten von Abstandsregeln sei zwischenzeitlich beispielsweise der Food-Court nochmal umgebaut worden. „Das wird die stillste Eröffnung, die es in der ECE-Geschichte je gegeben hat“, sagt Marcus Janko.

Wäre das Cano überhaupt zum 19. November fertig geworden?

Ja, sagt Marcus Janko. Als Corona-Infektionen bekannt wurden, sei das Baustellenteam „voll auf Kurs“ gewesen. „Es war alles auf den 19. November ausgelegt“, sagt Janko und bestärkt, dass das Center zu diesem Zeitpunkt mit einem Großteil der Mieter an den Start gegangen wäre. Einige Bereiche wären nicht fertig geworden, beispielsweise Teile der Außenfassade. Doch von den Nachjustierungen, die nach Eröffnung noch nötig gewesen wären, hätten Kunden laut seiner Aussage nichts bemerkt. „Wenn wir Termine kommunizieren, haben wir die bisher unbedingt eingehalten.“

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