Von 70 bis 80 Mitarbeitern könnten aktuell nur acht arbeiten. So drastisch schildert ein Projektleiter (Name der Redaktion bekannt) die Auswirkungen der Corona-Infektionen auf der Baustelle des neuen Singener Einkaufszentrums Cano. Rund 20 seiner Mitarbeiter seien positiv auf Corona getestet worden, viele weitere Kontaktpersonen ersten Grades und daher auch in Quarantäne. Wie sich das Virus verbreitet hat? Einige Bauarbeiter wohnen in Wohngemeinschaften zusammen, einige essen gemeinsam zu Mittag, schildert er. Bereits eine Woche vor dem Massen-Test am vergangenen Mittwoch habe er sich daher auf das Coronavirus testen lassen. Ergebnis: Negativ. Bei einem erneuten Test in der vergangenen Woche war dann klar: Positiv, er hat sich infiziert. Zuvor hatten bereits einige seiner Kollegen Krankheitssymptome gezeigt.
Von rund 800 Getesteten sind bislang 109 mit Corona infiziert
Cano-Leiterin Carolin Faustmann bestätigt inzwischen auf SÜDKURIER-Nachfrage, dass sie zu Beginn der vergangenen Woche über einzelne Corona-Infektionen informiert wurde. Dass ab Mittwoch alle Baubeteiligten auf Corona getestet wurden, sollte demnach einen Überblick über das Infektionsgeschehen auf der Baustelle bringen. Mit dem Ergebnis, dass bislang 109 Infektionen bestätigt sind. Der allergrößte Teil der Tests aller Beschäftigten ist laut Faustmann ausgewertet, getestet wurden vergangene Woche alle Baubeteiligten. Das sind insgesamt bis zu 800 Beschäftigte, wovon laut Faustmann durchschnittlich zwischen 250 und 300 Beschäftigte gleichzeitig auf der Baustelle arbeiten.
Die Herausforderung: Viele Menschen arbeiten für Subunternehmen und deren Subunternehmen, nur ein kleiner Teil direkt für ECE. Deshalb laufen die Informationen über Testergebnisse in Absprache mit dem Gesundheitsamt gebündelt beim Bauherren ECE zusammen, um alle Betroffenen informieren zu können. Wegen der großen Anzahl gingen die meisten Ergebnisse aber erst im Lauf des Wochenendes ein, viele erst am Sonntag.
Mit Grippe-Symptomen zuhause: Baustopp nimmt etwas den Druck
Der positiv getestete Projektleiter erhielt sein Ergebnis am Sonntag, begab sich aber schon zuvor mit seiner Familie in Quarantäne. Nun liegt er mit Grippe-Symptomen zuhause: „Ich habe kein Fieber, fühle mich aber schlapp. Meine Nase ist zu und ich habe Kopfschmerzen.“ Der Termindruck sei gemeinsam mit der Corona-Pandemie schwer zu meistern, deshalb bringe der Baustopp nun ein bisschen Entspannung. Der Projektleiter befürwortet die Entscheidung daher, auch mit Blick auf die betroffenen Familien der Baumitarbeiter. „Das nimmt den Druck raus. Priorität hat erstmal, dass wir wieder gesund werden.“
Einige seiner Mitarbeiter seien nach Hause gefahren, viele aber noch im Hegau in ihren Unterkünften, sagt er. Viele stammen aus Serbien oder Polen und würden nun in Ferienwohnungen oder Hostels darauf warten, dass weiter am Cano gearbeitet werden kann. Schon jetzt ist absehbar, dass es nur eine kurzzeitige Entspannung sein wird. „Wir sind bis nächste Woche erstmal in Quarantäne. Und dann wird weitergearbeitet, so schnell wie möglich. Wir müssen die Baustelle ja trotzdem weiter machen und fertig bekommen.“
Ziel ist eine Eröffnung noch vor Weihnachten. Wann genau, soll schnellstmöglich festgelegt werden
Wann genau das sein wird, ist bislang unklar. „Unser Ziel ist es, die Baustelle nächste Woche schrittweise wieder hochzufahren. Die Planungen dazu laufen mit Hochdruck“, erklärt die Center-Leiterin Carolin Faustmann und vreweist auf die enge Abstimmung mit den zuständigen Gesundheits- und Ordnungsbehörden. Wer bei Google nach dem Cano Singen sucht, dem wird bereits angezeigt: Eröffnet im Dezember. Einen genauen Termin für die verschobene Eröffnung nennt das Cano-Management bisher nicht: „Wir arbeiten weiterhin mit Hochdruck daran, die Eröffnung vor Weihnachten zu ermöglichen. Den genauen Eröffnungstermin werden wir schnellstmöglich festlegen.“