Der Endspurt läuft: In wenigen Wochen soll das Cano in Singen eröffnen. Ab 19. November sollen Kunden aus der gesamten Region im neuen Einkaufszentrum im Herzen der Innenstadt einkaufen können. Der Eröffnungstermin steht „wie eine deutsche Eiche“, erklärt der Projektmanager Eberhardt Sturm auf SÜDKURIER-Nachfrage. Er ist ein Gesicht des Cano, doch da gibt es noch viele weitere, die bei dem Großprojekt beteiligt und beschäftigt sind. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn es gibt noch viele wichtige Beteiligte mehr, stellt der SÜDKURIER einige davon vor.
Eberhardt Sturm, Gesamt-Projektleiter
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Der Baustellen-Verantwortliche: „Jetzt braucht es auch das ein oder andere Wochenende“
Gesamt-Projektleiter Eberhardt Sturm Sturm arbeitet seit 2006 für ECE und hat bereits Center in Saarbrücken oder Frankfurt betreut. Das Cano beschäftigt ihn seit 2016, seit Mai 2019 ist er vor Ort. „Ich habe die Gesamt-Projektleitung und damit alles, was Planung und Bau anbetrifft. Ich arbeite quasi nix, ich gucke nur, dass gearbeitet wird. (lacht) Dafür bin ich ziemlich früh und lang im Büro – morgens hat man noch Ruhe, um die Prozesse auszusteuern. Wir sind 35 Architekten, Planer, Projektleiter, Kaufleute, ... und jeder will betreut werden. Die Bauphasen und der Arbeitstakt sind dabei unterschiedlich. Anfangs ist nur eine Firma für den Rohbau vor Ort und wir haben viel mit Ausschreibungen zu tun. Jetzt geht es darum, die Bauausführung zu überwachen und die Budgetnachverfolgung zu machen. Außerdem bereiten wir das Gebäude für die Übergabe vor, damit Frau Faustmann möglichst reibungslos den Betrieb starten kann. Jetzt braucht es auch das ein oder andere Wochenende. Normalerweise pendle ich da nach Berlin, sonst würde ich zuhause die rote Karte bekommen. Das mache ich eigentlich schon fast mein ganzes berufliches Leben so – die Bauvorhaben kommen nicht dahin, wo man wohnt. Dennoch komme ich viel zu wenig rum: Einmal war ich am Rheinfall, doch sonst bin ich auf der Baustelle. Das beengte Bauen hier in der Innenstadt ist nicht unüblich, aber dass sämtliche Straßenzüge neu erstellt werden, ist neu. Normalerweise haben wir außerdem eine komplette Fläche, doch ich sehe das Café Hanser und Hotel Viktoria als Highlight. Das ist das Salz in der Suppe. Bei einem Center gibt es einen relativen Standard beim Bauen. Doch für das Hotel Viktoria muss man auch mal neue Wege gehen. Und jetzt kann man stolz darauf sein, wie gut es gelungen ist. Aber es kostet natürlich Zeit, Nerven und Personal und ist sehr arbeitsintensiv. Jetzt im Endspurt ist gefühlt alles zu tun. Jetzt kommen die ganzen Mieter und müssen begleitet werden. Außerdem kommen die Allgemeinbereiche und Parkdecks. Jetzt kommt alles zusammen und viele Detailproblematiken. Und auch nach der Übergabe ist noch Einiges zu tun. Der Nachlauf dauert in der Regel drei bis fünf Monate. Und dann hoffen wir, dass Corona nicht allzu tiefe Wunden geschlagen hat: Es wäre schade, wenn sich kaum jemand in so ein schönes Center traut. Allgemein hat Corona einen Mehraufwand bedeutet, weil wir viele Regelungen treffen mussten, damit man uns die Baustelle nicht stilllegt. Wir mussten viel investieren in zusätzliche Lagerflächen und zusätzliches Personal. Quarantäne-Zeiten besonders unserer osteuropäischen Mitarbeiter konnten wir ganz gut auffangen. Es ist nicht spurlos an uns vorbeigegangen, aber baulich haben wir sehr wenig gespürt. Und der Eröffnungstermin steht wie eine deutsche Eiche.“
Jonas Maieron, Fassadenbauer
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Der Fassadenbauer: „Es wird aussehen wie geplant“ Fassadenbau-Bauleiter Jonas Maieron Jonas Maieron ist Bauleiter bei der Firma Ronge aus Alfeld, die für die Fassade verantwortlich ist. Er ist seit Februar in Singen. „Die Fassade wird genau so aussehen wie bei der Musterfassade, die unsere Firma angefertigt hat. Da wurde im Vorfeld geklärt, wie beispielsweise das Streckmetall sitzen soll. Wir setzen das vor Ort dann genau so um. Damit sind wir seit Februar beschäftigt: Sobald der Rohbau fertig war, haben wir die Fassade montiert. Erstmal kommt die Konstruktion an sich, dann das Glas. Gerade sind wir mit der Fertigstellung des Eingangsbereichs beschäftigt. Wir können das dafür nötige Material aber nicht vor Ort lagern, deshalb haben wir ein Zwischenlager im Industriegebiet. Der größte Part, der noch kommt, sind das Streckmetall und die zierenden Faser-Beton-Elemente. Der Termindruck ist hoch, doch das Coronavirus hatte zum Glück keine Auswirkungen. Wir mussten die Arbeiten nicht unterbrechen. Zur Eröffnung müssen die Hauptflächen des Gebäudes dicht sein. Aber wir werden danach noch beschäftigt sein.“
Waldemar Woclaw, Elektriker
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Der Elektriker: „Es erfordert viel Abstimmung mit anderen Gewerken“ Elektro-Bauleiter Waldemar Woclaw Waldemar Woclaw arbeitet für Salvia Elektro mit Sitz in Eislingen bei Stuttgart sowie insgesamt 19 Standorten in ganz Deutschland. Der Bauleiter ist seit Januar auf der Baustelle in Singen. „Wir machen den gesamten Elektro-Bereich: Schwachstrom, Starkstrom und die Energieversorgung. In den einzelnen Shops machen wir die Sicherheitstechnik, doch für den Ausbau dort sind mehrheitlich die Mieter selbst zuständig. An dem aktuellen kritischen Zeitpunkt sind wir mit 60 Leuten hier. Anfangs waren nur zehn bis 15 Leute in Singen, als die Trassen gebaut wurden. Aber je näher die Eröffnung rückt, desto mehr Leute brauchen wir. Wobei wir versuchen, mit 60 auszukommen und einigermaßen pünktlich gegen 18 Uhr Feierabend zu machen. Neulich haben wir ausnahmsweise auch sonntags gearbeitet, um von provisorischen Trafos auf die endgültige Stromversorgung umzustellen. Das geht nur sonntags, damit die anderen Gewerke an den anderen Tagen normal weiter arbeiten können. Denn die müssen ja auch fertig werden. Das erfordert viel Abstimmung mit den anderen Gewerken, aber funktioniert ganz gut. Das ist nicht mein erstes Einkaufszentrum: Ich weiß, dass es in den letzten Tagen immer stressig wird. Alles soll gleichzeitig fertig werden. Dass es da auch mal chaotisch wird, ist für mich also nichts Neues. Auch dass viele Subunternehmer und Sprachen auf der Baustelle sind, ist normal. Ich selbst wohne in Schlesien, Polen, und habe es ein bisschen weit nach Hause. Aber ich versuche alle 14 Tage nach Hause zu kommen und meine Familie zu sehen. Bis Ende des Jahres bin ich aber sicher in Singen beschäftigt, vielleicht auch im Januar dann noch.“
Carolin Faustmann, Center-Leiterin
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Die Leiterin: „Für die Eröffnung ist schon das meiste vorbereitet“ Center-Leiterin Carolin Faustmann Carolin Faustmann leitet das Cano und ist für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. In Singen ist sie seit 1. Januar 2020. „Der Hauptunterschied zu meinen Baukollegen ist, dass ich dort wohne, wo mein Center ist. Im Herbst 2019 hat die ECE mich gefragt, ob ich mir die Centerleitung in Singen vorstellen könnte. Damals war ich in Wien, habe mir einen Flug gebucht und Singen drei Tage lang angeschaut. Ich habe dann zurückgerufen und zugesagt: Es hat mir gut gefallen. Mir war aber wichtig, in Wien eine ordentliche Übergabe zu machen. Seit ich hier wohne, erkunde ich die Region – angefangen mit einem klassischen Touristenprogramm, ich war in Konstanz und auf dem Affenberg. Ich möchte die Stadt und die Region kennen und verstehen lernen, damit man sich auch zuhause fühlt. Das ist auch für meine Arbeit wichtig. Ich habe mir das Einzugsgebiet angesehen und mich mit der Immobilie auseinander gesetzt. Die Pläne waren weitgehend fertig, aber ich kümmere mich zum Beispiel um die optimale Beschilderung. Meine Perspektive ist dabei immer die Kundensicht. Auch nach der Eröffnung ist es mein Job, immer wieder Plan und Realität anzupassen. Das ein oder andere wird nachjustiert werden. Außerdem bin ich im ständigen Austausch mit den Händlern. Neulich hatten wir zum Beispiel in der Stadthalle Singen eine Versammlung, wo sich alle Mieter kennenlernen und wir Themen besprechen konnten. Die Eröffnung ist vorbereitet: Wir werden am Donnerstag, 19. November, morgens um 8 Uhr starten mit dem Banddurchschnitt am Eingang Hegaustraße mit Oberbürgermeister Bernd Häusler. Wegen Corona haben wir mit der Stadt ein Hygienekonzept erarbeitet und Schilder vorbereitet, die Maskenpflicht und Abstand erklären. Gemeinsam einen Sekt zu trinken, wird leider nicht möglich sein. Schon am Wochenende zuvor wird es Flugzeugbanner und einen Promoter geben, der Schilder durch die August-Ruf-Straße balanciert. Einen Tag vor Eröffnung ist auch ein Influencer-Event für die jüngere Zielgruppe geplant. Neben Sonderöffnungszeiten in den ersten drei Tagen haben dann auch Händler verschiedene Aktionen. Und dann geht es Schlag auf Schlag: Danach ist Black Friday mit vielen Rabatten und das Weihnachtsgeschäft beginnt. Wir machen Programm, aber Corona-gerecht: Ein Nikolaus und zwei Engelchen sind möglich, eine größere Bühne aber nicht. Aktuell geht es noch darum, kleinere Dinge zu organisieren wie saubere Toiletten und ausreichend Klopapier – auch das ist wichtig für eine gute Eröffnung. Und dann freue ich mich einfach drauf, in wenigen Wochen zu eröffnen und nach einem Arbeitstag auch mal privat kurz shoppen zu gehen.“
Georg Majstrak, Stadtplaner
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Der städtische Ansprechpartner: „Ich bin fast täglich auf der Baustelle – und schimpfe auch mal“ Stadtplaner und Projektleiter Georg Majstrak Georg Majstrak ist Stadtplaner bei der Stadt Singen und seit September 2014 mit dem Cano beschäftigt. Er ist bis heute städtischer Ansprechpartner für das Großprojekt. „Ich bin von Anfang an dabei. Denn die Stadt wollte mitreden und es sollte etwas kommen, was taugt. Für eine Stadt in dieser Größe ist es ungewöhnlich, sich so einzubringen – bis Anfang dieses Jahres war ich Vollzeit damit beschäftigt. Doch es ist ein Riesenprojekt, das es nur alle Jahrzehnte mal gibt – wenn überhaupt. Uns war die Gestaltung ganz wichtig und da gab es Diskussionen, zum Beispiel um die Transparenz der Schaufenster. Die Stadt wollte, dass man rausgucken kann und sieht, dass es da noch eine Fußgängerzone gibt. Wenn ich nicht hingucken würde, würde manches aber nicht umgesetzt. Firmen waren bei den Verhandlungen nicht dabei und versuchen, ihr Schema umzusetzen. Ich bin daher fast jeden Tag auf der Baustelle – und schimpfe auch mal. Doch das ist wie Flöhe hüten. Ich habe zum Beispiel den strikten Auftrag, auf die drei Platanen aufzupassen, an denen ständig einer mit dem Bagger rumfuhrwerkt. Die beiden Bauleiter der ECE wissen, wie wichtig uns das ist, doch die können nicht immer da sein. Was so ein Projekt im Detail bedeutet, hat keiner von uns gewusst. Und das ist vielleicht auch ganz gut so. Ich wurde Projektleiter seitens der Stadt, weil einer meiner Schwerpunkte als Stadtplaner seit 1992 die Einzelhandel-Steuerung war. Ich habe auch die Bebauungspläne für das Bauhaus und Möbel Braun gemacht, kenne mich mit Großflächen aus. Mein Job war dann, zu koordinieren, sowohl innerhalb der Stadt als auch mit unserem Anwalt, unserem Berater, mit Gutachtern, mit der ECE... Mittlerweile habe ich 24.000 Dateien in meinem Projektordner. Ich bin dann immer die Spinne im Netz, die sehen muss, dass alles ineinandergreift und funktioniert. Ich bin froh, dass ich schon lange im Beruf war und das Netzwerk hatte. Die Projektleitung war bisher aber echt viel Arbeit, auch am Wochenende. Da musste alles Abstriche machen: Meine Familie – die Stadt muss sich fast bei meiner Frau bedanken -, aber auch meine Segelfliegerei. Auch unsere Leute bei der Stadt haben super mitgezogen, vom Baurecht bis zur Wirtschaftsförderung. Jetzt wird es nochmal wild, wenn die Mieter ihre Flächen ausbauen und die Innenstadt mit Sprintern überschwemmt wird. Da müssen die Anwohner sicher Einiges aushalten. Doch es gibt bisher sehr wenige Beschwerden und wenn, dann hat immer Verständnis durchgeschimmert. Ich leite das dann an ECE weiter. Das funktioniert, bis der nächste eine doofe Idee hat und das Dixi-Klo unter ein Wohnzimmer-Fenster stellt. Doch man muss mich nicht bemitleiden: Dieses Projekt hat echt Spaß gemacht.“
Anton Bagavac, Brandschutz
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Der Brandschutz-Bauleiter: „Ich war schon länger nicht mehr zuhause. Keine Zeit“ Brandschutz-Verantwortlicher Anton Bagavac Anton Bagavac ist Bauleiter bei Renke Brandschutztechnik mit verschiedenen Firmensitzen in ganz Deutschland, Bagavac arbeitet von München aus. Der Bauleiter ist seit Ende Januar vor Ort und führt ein Team von 27 Menschen, das sich um Brandschutz im gesamten Gebäude kümmert. „Jetzt beginnt es erst, richtig spannend auf der Baustelle zu werden. Seit Anfang September arbeiten wir in Tag- und Nachtschicht, um fertig zu werden. Wir haben viel zu tun vor der Eröffnung. Ich persönlich fange um 6 Uhr an und das dauert dann meist bis 21 oder 22 Uhr. Das sind lange Arbeitstage. Momentan haben wir dabei aber keine Probleme mit Anwohnern, weil wir keinen großen Lärm machen und unsere Anlagen im Innenbereich sind. Das, was wir außen machen können, machen wir tagsüber, damit es abends nicht zu laut wird. Wir machen alles, was mit Wasser zu tun hat: Sprinkleranlage und Hydrantennetz zum Beispiel. Wir bauen auch die Shops aus und richten uns dabei nach den jeweiligen Wünschen der Mieter. Bei unserer Arbeit kann viel schief laufen, ein beschädigtes Rohr könnte zum Beispiel einen großen Wasserschaden bedeuten. Deshalb muss man vorsichtig sein und alle Prüfungen bestehen, bevor wir die Anlage in Betrieb nehmen. Brandschutz ist sehr wichtig: Die Anlage muss vor Eröffnung in Betrieb sein, sonst wird keine Eröffnung stattfinden, damit es für alle Menschen hier sicher ist. Wir hoffen, dass wir bis Ende Oktober übergeben können. Bisher wurden wir monatlich geprüft, jetzt ist es schon wöchentlich. Wenn alle Zertifikate da sind, ist dann der Großteil erledigt. Und sobald die Anlage läuft, ist es schon viel leichter für uns. Ich habe das Glück, dass ich immer solche Projekte bekomme: Es ist nicht mein erstes und nicht mein letztes Einkaufszentrum, irgendwie bleibe ich da hängen. Auch wenn ich bisher auch schon Büros und Hotels begleitet habe. Wenn ich es schaffe, fahre ich einmal im Monat nach Hause: Ich komme aus Kroatien, das ist ein bisschen weiter weg. Doch da war ich schon länger nicht mehr. Keine Zeit. Wichtig ist momentan nur, zu eröffnen.“
Tobias Wörle, Innenausbau
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Der Innenausbau-Bauleiter: „Wir würden in 24-Stunden-Schichten arbeiten“ Innenausbau-Abteilungsleiter Tobias Wörle Tobias Wörle ist Abteilungsleiter bei der Firma Schlegel aus Bietigheim bei Stuttgart, die den Innenausbau im Kundenbereich betreut. Er ist seit November 2019 auf der Baustelle. „Wir arbeiten seit zehn Jahren mit dem Cano-Bauherren ECE zusammen – vom 1000-Euro-Auftrag hat sich das mit der Zeit gewandelt bis zu diesem Projekt in Singen mit einem zweistelligen Millionenbereich. Das Cano ist das größte Projekt, das unsere Firma bisher realisiert haben. Wir machen Estrich, Fliesen, Böden, Glasgeländer, Trockenbaudecken, Deko-Elemente, Handläufe, Rammschutz am Parkhaus... ich könnte da noch Einiges aufzählen. Wir machen quasi den kompletten Innenausbau für den gesamten Kundenbereich. Dafür sind wir mit 250 Leuten hier – auch wenn wir selbst nicht einmal einen Hammer oder Nagel haben. 14 Projektleiter koordinieren vor Ort rund 40 Firmen, die für uns arbeiten. Wir haben im Keller angefangen, als das erste Obergeschoss des Gebäudes noch gar nicht da war. Wir arbeiten dem Rohbau hinterher und uns nun ins zweite Obergeschoss hoch. Aber das Cano ist schon sehr speziell. Die Lage ist sehr spannend mit Anwohnern und fehlenden Parkmöglichkeiten. 24-Stunden-Schichten sind hier nicht möglich – das würden wir sonst durchgehend machen. Auch das Parken ist schwierig. Weil wir keine Parkplätze nahe der Baustelle haben, mussten wir Busse organisieren, die unsere Mitarbeiter von außerhalb zur Baustelle bringen. Das schwierige ist, dass wir alle zum gleichen Termin rein dürfen und zum gleichen Termin fertig werden müssen. Der Zeitdruck ist sehr hoch. Und es ist auch tägliches Brot, dass man sich mit anderen Gewerken in die Quere kommt – allein wir betreuen 27 Gewerke, dazu gehören zum Beispiel Schlosser, Tischler, Maler, Trockenbau oder Putzarbeiten. Und wir freuen uns alle auf die Eröffnung, auch wenn wir vermutlich noch bis Jahresende beschäftigt sein werden. Und dann mache ich erstmal Urlaub, das ist so was von klar. Sich ein bisschen um Familie und Freunde kümmern, für die ich momentan gar keine Zeit habe.“
Michael Spreitzer, Straßenbau
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Der Straßenbau-Verantwortliche: „Wir werden zusammen mit dem Fassadenbau als letzte fertig“ Städtischer Straßenbau-Verantwortlicher Michael Spreitzer Michael Spreitzer ist für den Straßenbau der Stadt rund ums Cano verantwortlich: Mit 15.000 Quadratmetern ist die Fläche fast so groß wie die des Centers. „Ich habe immer gesagt: Gebt mir Pläne, gebt mir Geld, dann baue ich fast alles. Am Anfang hatte ich besonders mit den Bauabsichten der ECE zu tun, da ging es um Themen wie Anlieferung und Verkehr. Es war zum Beispiel ein Kran geplant am Thurgauer Platz, doch das wäre überhaupt nicht gegangen. Da wäre immer ein Kranfuß in meiner Baustelle gestanden. Ursprünglich sollte das Cano von der Alpenstraße aus in Richtung August-Ruf-Straße gebaut werden. Doch dann hat das Cano umgeplant und von außen nach innen gebaut. Damit waren all unsere ursprünglichen Pläne hinfällig. Die ganzen Bauablaufpläne und Verkehrsführungspläne sind im Prinzip von mir. Das braucht viel Abstimmung untereinander: Der Straßenbau ist von der Fassade abhängig, der Fassadenbauer und wir werden als letzte fertig. Jeden Donnerstag gibt es ein Treffen, bei dem wir gemeinsam ums Gebäude rumlaufen und die nächste Woche besprechen. Dann wird alles eingetaktet. Dieser Termin ist wichtiger als manches Gespräch im Rathaus. Draußen an der Front kann man praktikable Lösungen finden. Das hat bisher ganz gut geklappt, die Zusammenarbeit mit ECE ist gut. Und kleinere Verzögerungen sind auf dem Bau normal – und auch, dass jeder erstmal nach sich schaut. Das kann man gut am Bauzaun beobachten, der immer wieder um ein paar Meter wandert. Da muss man dann mal sagen, dass der Bus nicht mehr durch kommt. Wir haben auch zu kämpfen mit fehlenden Parkplätzen, Ersatz-Haltestellen für Busse oder auch mal mit Leuten, die stolpern. Und Händler oder Gastronom jammern wegen Umsatzeinbußen. Bei Karstadt habe ich zum Beispiel öfters antreten müssen. Doch jetzt ist ein Ende in Sicht. In der Bahnhofstraße werden wir zur Eröffnung des Cano fertig, hinten in der Hegaustraße haben wir aber noch zu tun. Ab 21. Oktober wird der Verkehr über den südlichen Teil beim Kreisverkehr an der Thurgauer Straße geleitet. Am Hotel Viktoria haben wir dann drei Wochen Zeit, den Thurgauer Platz zu gestalten. Und nächstes Jahr bauen wir weiter bis nach dem Hospiz. Die Straßen rund ums Cano sind die größte Baustelle, die ich je geleitet habe – mit einer Auftragssumme von rund zehn Millionen Euro. Doch es ist immer toll als Bauleiter, wenn man später sieht, dass es gut und schön geworden ist. Ich habe schon überlegt, ob ich ins letzte Betonstück meinen Namen rein schreiben soll (lacht).“
Simon-Pascal Ziemann, Automationstechnik
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Der Belüftungs-Bauleiter: „Der Zeitdruck ist groß“ MSR-Bauleiter Simon-Pascal Ziemann Simon-Pascal Ziemann ist als Bauleiter bei Fair Automation für den Bereich Messen, Steuern und Regeln zuständig. „Wir sind für die Lüftungsanlagen zuständig und übernehmen dafür auch Kabelzug und Programmierung. Kurz gesagt übernehmen wir alles, was Meldungen betrifft. Bei Einkaufszentren ist das relativ simpel, weil es überall gleich ist – es unterscheidet sich nur in der Größe eines Gebäudes. Aktuell sind wir mit den Inbetriebnahmen beschäftigt, nach der Eröffnung kommen noch Restarbeiten auf uns zu. Da geht es dann vor allem um Kosmetik, wenn etwas nicht so gut aussieht. Die Terminschiene ist aktuell sehr eng und der Druck groß. Doch wir geben seit Januar mit neun Leuten unser Bestes. Während so einer Bauphase sind wir montags bis freitags vor Ort, nur an den Wochenenden geht es nach Hause. In Singen haben wir zum Glück ein Hotel direkt neben der Baustelle gefunden und einen Festpreis für die gesamte Zeit vereinbart. Und danach geht es für mich weiter nach Stuttgart, zur nächsten Baustelle.“
Nils Hoffmann, Vermietungs-Verantwortlicher ECE
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Der Vermietungs-Experte: „Für unsere Mieter ist die Eröffnung vor Weihnachten massivst wichtig“ Vermietungs-Verantwortlicher Nils Hoffmann Nils Hoffmann arbeitet seit 2002 für die ECE. Vor drei Jahren begann er mit der Vermietung der Flächen, zum Start werden 99 Prozent vergeben sein – das sei sensationell. „Sobald sich so ein Projekt konkretisiert, kommt die Vermietung ins Boot. Wir fangen dann an, uns den Markt anzusehen. Am Ende geht es immer darum, ob wir das Projekt langfristig erfolgreich etabliert bekommen. In Singen haben diverse große Filialisten nach Flächen gesucht, marktübliche Größen zwischen 150 und 300 Quadratmetern gibt es kaum auf der August-Ruf-Straße. Daher waren viele Händler wirklich begeistert vom Cano und man hat gemerkt, dass die Region besonders attraktiv ist. Manche Segmente haben dort die stärksten Umsätze bundesweit. Was mich nach wie vor fasziniert, ist, dass dieses Geschäft nie stehenbleibt. ‚Handel ist Wandel‘ ist ein blöder alter Spruch, aber der stimmt mehr denn je. Es wird immer schnelllebiger, deshalb versuchen wir, ein Marktplatz zu werden. Ein Riesenthema war damals Bekleidung und wir haben lange gerungen, wie viel davon zulässig ist. Das ist drei Jahre später völlig überholt, statt geplant über 50 Prozent sind es nun 36, 37 Prozent der Fläche für Bekleidung. Heute geht es mehr um Dienstleistung und Gastronomie. Wir sind da flexibel, Flächenzuschnitte kann man anpassen. Bei den meisten Mietern haben wir aber einen Vertrag über mindestens fünf, bei den meisten eher zehn Jahre. Man muss auch sehen, dass die Partner viel in ihre Fläche investieren. Corona hat uns auf den letzten Metern die Vermietung massivst erschwert. Außerdem müssen wir uns immer mit den Kollegen vom Bau abstimmen: Der Vertrag mit Müller hat bedeutet, dass wir noch Fahrtreppen einbringen mussten. Manchmal ist das herausfordernd und zeitlich ambitioniert, aber auch das, was mir Spaß macht. Und ich muss eine Lanze brechen für die Kollegen auf der Baustelle: Was jetzt schon erreicht wurde, ist absolut herausragend. Denn die Welt steht Kopf. Das merke ich auch persönlich: Im Frühjahr war ich knapp zehn Wochen im Homeoffice, doch ich habe gemerkt: Ich muss wieder raus. Normalerweise habe ich in Hamburg nur ein oder zwei Bürotage. Denn bei uns sind persönliche Gespräche sehr wichtig, das finde ich auch schön. Aktuell bin ich fast jede Woche in Singen. Nun müssen wir schauen, dass wir mit unseren Händlern gut an den Start gehen. Bei einigen gibt es Lieferengpässe, andere haben Planungsrückstände wegen Kurzarbeit. Doch wir trotzen dem Trend, dass Baustellen liegen bleiben und Eröffnungen verschoben werden. Wir glauben, dass es gerade in diesem Corona-Jahr massivst wichtig ist für die Händler und Gastronomen, dass sie zum Weihnachtsgeschäft starten. Auch wenn manche vielleicht erst eine Woche später öffnen.“