Wie kann die Singener Innenstadt fit für die Zukunft gemacht werden, damit sie trotz vieler Veränderungen zum Beispiel durch den Online-Handel stark und vital bleibt? Auf diese Frage versucht das Innenstadtentwicklungskonzept 2040, das von der Singener Stadtplanung gemeinsam mit vielen Akteuren erarbeitet und vom Bund gefördert wird, eine Antwort zu finden.

Eine erste Diskussionsrunde mit 80 Innenstadtakteuren fand bereits statt. Jetzt war bei einer Umfrage der BBE Handelsberatung GmbH die Stimme des Volkes gefragt. 1000 Besucher nahmen in der Innenstadt live an der Befragung teil, 470 Besucher beantworteten die Fragen online. Die Besucher durften dabei Noten von sehr gut bis ungenügend verteilen. Jörg Lehnerdt von der BBE Handelsberatung stellte die Ergebnisse bei einer öffentlichen Veranstaltung der Stadt vor, zu der rund 30 Bürger gekommen waren.

Wie gut ist die Innenstadt für Besucher erreichbar?

Besonders gut bewertet wurde mit über 80 Prozent sehr gut oder gut die Erreichbarkeit der Stadt mit Bus und Bahn, bei der Erreichbarkeit mit dem Fahrrad sehen die Besucher der Stadt noch Verbesserungspotential. Etwas mehr als 20 Prozent geben dabei die Schulnoten mangelhaft bis ungenügend. Die Online-Befragten sind mit der Erreichbarkeit per Rad eher zufrieden.

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Kritischer wird die Erreichbarkeit mit dem Auto gesehen. Sie wird von den Jüngeren besser beurteilt als von den Besuchern ab 65 Jahren und auch von Auswärtigen besser als von Bewohnern der Stadt und der Ortsteile. 33 Prozent der Befragten finden die Parkmöglichkeiten in Singen nur ausreichend bis mangelhaft. Die Ergebnisse sagten oftmals nichts über die tatsächlichen Parkmöglichkeiten aus, sondern spiegeln das Empfinden der Befragten, erklärte Lehnerdt in seiner Präsentation. Vielleicht gehe es dann darum, auf die Möglichkeiten noch besser aufmerksam zu machen.

Die Befragten wünschen sich beim Thema Mobilität günstige Parkmöglichkeiten, eine größere Anzahl an Parkplätzen und smartes Parken, gleichzeitig aber auch autofreie Zonen, Tempolimits und eine Lärmreduktion, einen Ausbau der Fahrradstraße und sichere Rad-Abstellmöglichkeiten.

Wie fühlen sich Besucher in der Innenstadt?

Die Befragte wurden zu den öffentlichen Plätzen, zum Thema „Grün in der Stadt“ und zu den Sitzgelegenheiten befragt. Besonders gut schnitten mit 69 Prozent sehr gut bis befriedigend die Sitzgelegenheiten ab, Kritik gab es beim Grün in der Stadt, das die Besucher mit über 50 Prozent nur ausreichend bis ungenügend bewerten. Auch die öffentliche Plätze werden insgesamt mit gut bewertet. Kritisch wurde die gefühlte Sicherheit in der Stadt gesehen, nur 20 Prozent bewerten sie sehr gut oder gut. Bei den Punkten Aufenthaltsqualität und Sauberkeit wird überwiegend nur die Note befriedigend vergeben.

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Insgesamt wünschen sich die Besucher mehr Sicherheit, Polizeipräsenz und sogar Videoüberwachung in der Innenstadt. Sie würden gern mehr Grünflächen in der Stadt sehen, auch Sauberkeit und Sitzmöglichkeiten sind ihnen wichtig. Mehr Spielplätze und Aufenthaltsorte für Kinder und Jugendliche und öffentliche Toiletten würden sie ebenfalls begrüßen.

Eine positive Nachricht für alle Geschäftsinhaber: Singen bleibt die Einkaufsstadt in der Region. Das Einkaufen ist mit überragenden 82 Prozent der Grund, warum Besucher nach Singen kommen. Wobei das Einkaufsmotiv bei Besuchern aus der Schweiz mit 94 Prozent besonders ausgeprägt ist. Diese Zahl hat sich im Vergleich zu 2018 fast verdoppelt.

Warum und woher die Besucher kommen

Diese Grafik auf Grundlage der Umfrage der BBE Handelsberatung GmbH zeigt, welches Ziel die Besucher am Tag der Befragung ansteuern. ...
Diese Grafik auf Grundlage der Umfrage der BBE Handelsberatung GmbH zeigt, welches Ziel die Besucher am Tag der Befragung ansteuern. Befragt wurden 1470 Besucher in der Innenstadt und online. | Bild: Kerstan

Danach werden als Gründe Arztbesuch (15 Prozent) und Essen gehen (13 Prozent) genannt. Zehn Prozent gaben an, zum Arbeiten in die Stadt zu kommen. Jüngere Besucher bis 34 Jahre gaben auch öfter als andere Altersgruppen an, Kulturveranstaltungen zu besuchen. „Wir nehmen an, dass sie damit den Kinobesuch meinen“, erklärte Lehnerdt.

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Als Einkaufsziele werden zum Zeitpunkt der Befragung am häufigsten das Sportkaufhaus Decathlon und das Kaufhaus Karstadt genannt. Wobei Decathlon eher von den Besuchern bis 64 Jahre und Karstadt eher von den Besuchern ab 65 Jahren besucht wird. Das Cano allgemein steht an dritter Stelle der Einkaufsziele, der Drogeriemarkt Müller an vierter Stelle. Die Bekleidungsmarktkette H&M an Platz fünf ist eher Anlaufstelle für Besucher bis 34 Jahre. Die Modehäuser Heikorn und Zinser sind eher das Ziel der über 35-Jährigen.

Die Einkaufsmöglichkeiten werden insgesamt von allen Besuchern aus Singen und von außerhalb mit 70 Prozent oder mehr mit sehr gut oder gut bewertet. Die Schweizer bewerten sie sogar mit über 90 Prozent gut. „Die Geschäfte des Cano und die Umgebung mit Karstadt sind eindeutig ein Hotspot, die Scheffelstraße fällt dagegen ab“, erläutert Lehnerdt die Ergebnisse.

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Die Gastronomie in der Stadt wird von den Besuchern insgesamt gut bewertet, sie wünschen sich aber noch mehr Cafés und Bars, mehr regionale Gastronomie und dass die Außengastronomie erweitert wird.

Wie bewerten die Besucher die Entwicklungen?

Die Ansiedlung des Einkaufszentrums Cano, die Umgestaltung des Bahnhofvorplatzes und des Busbahnhofs und die Umgestaltung der Fußgängerzone vor allem im Bereich der August-Ruf- und Hegaustraße bewerten die Besucher zu je über 60 Prozent positiv.

Diese Bewertung freute die Stadtplaner Adam Rosol und Patricia Gräble-Menrad, die vor der Präsentation der Besucherbefragung die Eckpunkte und bisherigen Schritte des Innenstadtentwicklungskonzept 2040 vorstellten. Das Konzept soll nach einer weiteren Veranstaltung Ende Juni, bei der Ziele formuliert werden sollen, dann im Herbst in konkrete Projekte und Maßnahmen münden.