Der vor Kurzem veröffentlichte Fahrradklima-Test 2022 des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC), bei dem die Radfahrer die Städte bewerten, gibt Singen die Note 3,6. Damit belegt die Stadt im Vergleich mit anderen Städten in der Region den vierten Platz.

Der SPD-Landtagsabgeordnete Hans-Peter Storz zeigt die Defizite auf, die der Test zum Beispiel in der Ampelschaltung für Radfahrer, in der Breite der Radwege und bei Falschparker-Kontrollen auf Radwegen feststellt. Die Stadtverwaltung sei gefordert, bestehende Benachteiligungen des Radverkehrs zu beseitigen. Positiv bewerte der Test die Erreichbarkeit der Singener Innenstadt und die Radförderung der Stadt: Die Radfahrer würden bemerken, dass sich in der Stadt etwas tue und es anerkennen, erklärt Storz.

„Ausreichend dimensionierte Radwege und Fahrradstreifen innerhalb und außerhalb der geschlossenen Bebauung sind notwendige ...
„Ausreichend dimensionierte Radwege und Fahrradstreifen innerhalb und außerhalb der geschlossenen Bebauung sind notwendige Voraussetzung für ein hohes Maß an Verkehrssicherheit. Die Stadt muss sich ständig bemühen, Eng- und Gefahrenstellen zu beseitigen.“ Hans-Peter Storz, Landtagsabgeordneter und Stadtrat (SPD) | Bild: Holle Rauser

Nicht alles schlecht, aber noch einiges zu tun

Ein ähnlich gemischtes Bild ergibt die Nachfrage bei der Radverkehrsbeauftragten Petra Jacobi: Die Stadt Singen sieht sich auch aufgrund der Auszeichnung des Landes als fahrradfreundliche Kommune im vergangenen Jahr auf einem guten Weg. Diese Auszeichnung beruhe laut Jacobi auf objektiven Kriterien, während der Fahrrad-Klima-Test 2022 die Einschätzung relativ weniger Radfahrer wiedergebe. Die Stadt sei aber bestrebt, das Radfahren in Singen stetig zu verbessern und werde auch die Kritikpunkte des ADFC intern aufarbeiten. Schließlich sollen Radfahrer bald 30 Prozent des Verkehrs ausmachen.

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Um Singen noch fahrradfreundlicher zu machen, sei laut Jacobi eine Radfahrkonzeption in Auftrag gegeben worden. Daraus werde sich ein umfassendes Infrastrukturprogramm für den Radverkehr ergeben mit weiteren Verbesserungen im gesamten Stadtgebiet.

Was schon passiert ist

Im Rahmen des kommunalen Bauprogramms, gefördert vom Regierungspräsidium (RP), wurden, so die Radverkehrsbeauftragte, im vergangenen Jahr die Fahrradstraße Randenbahn–Roseneggstraße–Schlachthausstraße sowie die Fahrradstraße Lange Straße–Worblinger Straße eingerichtet. Die Straßen Im Iben, Julius-Bührer-Straße, Maggistraße und Schillerstraße sind bereits Fahrradstraßen. Im Zuge der Sanierung der Güterstraße sollen auch dort die Radwege neu gestaltet werden, das sei vom Ausschuss einstimmig beschlossen worden. Auch beim Neubau der Hohenkrähenstraße solle die Situation für Radfahrer verbessert werden.

Bei der Einweihung 2021 war die Freude groß über die neue Fahrradabstellanlage am Hauptbahnhof, (von links) die damalige Cano-Managerin ...
Bei der Einweihung 2021 war die Freude groß über die neue Fahrradabstellanlage am Hauptbahnhof, (von links) die damalige Cano-Managerin Carolin Faustmann mit Mobilitätsmanager Axel Huber, Fahrradbeauftragter Petra Jacobi sowie Oberbürgermeister Bernd Häulser. | Bild: Stadt Singen

Was noch passieren soll: Abstellboxen und Wege

Der Bau von zwölf Doppelstockfahrradboxen am Bahnhofsvorplatz in Singen sei aktuell in Ausschreibungsvorbereitung. Weitere Fahrradabstellanlagen im Stadtgebiet fänden sich ebenfalls bereits im laufenden kommunalen Bauprogramm. Die Montage von weiteren 115 Anlehnbügeln und drei Reihenanlagen mit über 180 Einstellhaltern, die ebenfalls im Förderprogramm des RP sind, solle voraussichtlich im Mai erfolgen. Über 400 Anlehnbügel gebe es bereits in der Kernstadt sowie 170 überdachte Radabstellplätze am Bahnhof.

Neu ins Bauprogramm 2023 des RP-Förderprogramms aufgenommen wurde der Radweg Aachuferweg zwischen Anschluss Schlachthausstraße und Homberger Brücke. Außerhalb der Stadt wird auch der Neubau eines Radwegs von Schlatt unter Krähen bis Volkertshausen gefördert. Außerdem ist im Hegau der Neubau des Radwegs Gailingen-Landesgrenze Ramsen im Programm vorgesehen. Die Zuständigkeit hierfür liege beim Landratsamt Konstanz.

Infrastruktur profitiert von Fördergeldern

Die Stadt sei froh um die Förderungen durch Land und Bund, denn Investitionen in die Radfahrinfrastruktur könnten wenige Kommunen allein stemmen, so Jacobi. Die Stadt Singen sei sehr erfolgreich in der Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Fördergeldgebern. In diesem Jahr würden Fahrradstraßen, Radabstellanlagen und barrierefreie Bushaltestellen umfangreich durch Kostenzuschüsse finanziert.

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Ziel sind deutlich mehr Radfahrer

Das Ziel des Klimaschutzkonzeptes der Stadt sei es, den Anteil des Radfahrens am gesamten Verkehr auf 30 Prozent zu erhöhen. Dies könne durch einen kombinierten Ansatz aus Vermeidung, Verlagerung und Verbesserung des Verkehrs erreicht werden, so Jacobi. Außerdem könne man auf eine Verhaltensänderung hinarbeiten, indem man zum Beispiel die Attraktivität des Autoverkehrs reduziere und Verkehrsmittel des Umweltverbunds und Radwege attraktiver mache.

Dorothea Wehinger ist Landtagsabgeordnete für die Grünen und begrüßt den Ausbau des Radnetzes: „Baden-Württemberg gilt ...
Dorothea Wehinger ist Landtagsabgeordnete für die Grünen und begrüßt den Ausbau des Radnetzes: „Baden-Württemberg gilt mittlerweile als Vorbild bei der Radverkehrsförderung.“ | Bild: Lena Lux

Das Land möchte erreichen, dass 20 Prozent aller Wege bis 2030 mit dem Rad zurückgelegt werden. Die grüne Landtagsabgeordnete Dorothea Wehinger sieht das Land dabei auf einem guten Weg: „Der Ausbau des Radnetzes geht voran. Baden-Württemberg gilt mittlerweile als Vorbild bei der Radverkehrsförderung.“ Der Hegau profitiere vom Bedarfsplan für Radwege an Bundes- und Landesstraßen sowie vom Förderprogramm für kommunale Rad- und Fußverkehrsinfrastruktur.

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Diese Radwege finden sich laut der Landtagsabgeordneten Dorothea Wehinger im neuen Landesbedarfsplan im vordringlichen Bedarf: Radwege an der B 34 in Gottmadingen, an der L 190 zwischen Welschingen und Weiterdingen, der L 191 in Engen und der L 191 Engen-Hegaublick, der L 191 Rielasingen-Worblingen und nach Singen und an der L 191 zwischen Rielasingen und Ramsen.