Die Corona-Pandemie hat auch den Stadtwerken Singen herbe Verluste beschert. Dennoch plant Geschäftsführer Markus Schwarz im Wirtschaftsplan 2021 mit ausgeglichenen Zahlen. In der jüngsten Sitzung des Betriebsausschusses der Stadtwerke warf Schwarz einen Ausblick in die Zukunft. Doch dieses fiel nicht in allen Bereichen rosig aus. „Wir wissen aktuell nicht, welche Korrekturen aufgrund von Corona noch vorgenommen werden müssen“, so der Stadtwerke-Chef.
So bleibe der Stadtbus aller Voraussicht nach das Sorgenkind des städtischen Eigenbetriebes, wohingegen die Wasserversorgung auch 2021 der Gewinnbringer bleiben werde. Laut Schwarz denke man auch über eine Gebührenerhöhung in den Parkhäusern und Tiefgaragen der Stadtwerke im zweiten Quartal des aktuellen Jahres nach.
Die schwarze Null soll stehen
Erträge und Aufwendungen sollen sich laut Markus Schwarz die Waage halten. Beide Posten werden im Wirtschaftsplan 2021 mit rund 22 Millionen Euro kalkuliert. „Unser Ziel ist eine schwarze Null“, so der Geschäftsführer der Stadtwerke. Auch Oberbürgermeister Bernd Häusler machte deutlich: „Der Wirtschaftsplan für 2021 ist ein außerordentlich wichtiger.“ Vor allem auf der Wasserversorgung ruhen die Hoffnungen. Aktuell gehen die Stadtwerke davon aus, diesen Bereich im Jahr 2021 mit einem Plus von rund 1,5 Millionen Euro abzuschließen.

Anders sieht es beim Stadtbus aus: Hier droht ein Minus von rund 1,7 Millionen. Auch die Bereiche Industriegleise (Minus von 45.000 Euro) sowie Parkhäuser und Tiefgarage (Minus von 40.000 Euro) könnten defizitär ausfallen. Bei der Energiebeteiligung planen die Stadtwerke mit einem Plus von 315.000 Euro.
8,9 Millionen Euro an Investitionen:
Die Stadtwerke kalkulieren im Jahr 2021 mit Investitionen von rund 8,9 Millionen Euro. Die größten Vorhaben stehen dabei im Bereich Abwasserentsorgung (rund 3,4 Millionen Euro), Parkhäuser und Tiefgaragen (rund 3,3 Millionen Euro) und Straßenbeleuchtung (rund 1,2 Millionen Euro) an.
Alleine für den Neubau des Parkhauses in der Bahnhofstraße werden 5,6 Millionen Euro auf zwei Jahre veranschlagt. „Dieses Projekt stellt ein zukunftsweisendes im laufenden Jahr dar“, so Schwarz. Baubeginn werde seiner Aussage nach 2021 sein.
Hohes Minus beim Stadtbus
Der Verlust beim Stadtbus wird aller Voraussicht nach auch 2021 hoch ausfallen. Markus Schwarz rechnet mit einem Minus von rund 1,7 Millionen Euro. Mit Blick auf die Fahrgastzahlen geht er aktuell im Vergleich zum Vorjahr nicht von einer Besserung aus. Im Gegenteil: „Wir hatten aufgrund von Corona erheblich weniger Fahrgäste.“ Die Pandemie habe viele Menschen wieder dazu gebracht, das Auto oder Fahrrad zu nutzen. Deshalb rechnet Schwarz damit, dass die Fahrgastzahlen 2021 weiter sinken werden.
Dadurch steige die Unterdeckung 2021 noch einmal um 140.000 Euro. Diese belief sich 2020 auf 1,55 Millionen Euro (2021 auf 1,69 Millionen Euro). Aber es gibt auch gute Nachrichten aus diesem Bereich: Denn die Stadtbusse müssen 2021 weniger Kilometer fahren. „Wir haben weniger Umleitungen und durch die Inbetriebnahme des neuen zentralen Busbahnhofes weniger Kilometer im Fahrplan“, sagt Schwarz.
Die Parkhäuser und Tiefgaragen
Nicht Fisch, nicht Fleisch – so könnte man die Situation der Parkhäuser und Tiefgaragen der Stadtwerke bezeichnen. So sind die Parkgastzahlen in der Tiefgarage am Heinrich-Weber-Platz – mit Ausnahme der Lockdown-Zeit – auf hohem Niveau. Auch die neue Tiefgarage unter dem Herz-Jesu-Platz wird gut angenommen. „Die Nutzerzahlen steigen dort stetig an“, betont Markus Schwarz. Aber: „Stark rückläufig waren zuletzt die Nutzerzahlen der Tiefgarage Stadthalle – da diese direkt von den stattfindenden Veranstaltungen abhängen.“ Er hoffe aber, dass das neue Kreisimpfzentrum in der Stadthalle einen positiven Effekt habe.
Gebührenerhöhung im zweiten Quartal?
Schwarz kündigte zudem an, dass im zweiten Quartal des Jahres in Abstimmung mit dem städtischen Mobilitätskonzept eine Tarifanhebung möglich sei, um die Einnahmesituation zu verbessern. Und noch eine Neuerung wartet auf die Nutzer der Parkhäuser und Tiefgaragen: Alle Kassenautomaten sollen bald auf bargeldloses Zahlen umgestellt werden. „Dies ist in Zeiten von Corona ein wichtiger Punkt“, sagt Schwarz. Auf Nachfrage von Stadträtin Silke Stockebrand (SÖS) betont er aber auch, dass Bezahlungen mit Bargeld weiterhin möglich sein werden.
Räte befürchten Bus-Stammkunden zu verlieren
Stadtrat Dirk Oehle (Neue Linie) bezeichnete die finanzielle Situation beim Stadtbus als ärgerlich. Er frage sich langsam, was die Stadt Singen noch tun könne, um Menschen von ihrem ÖPNV-Angebot zu begeistern. „Es kann nicht sein, dass wir den Fahrpreis im Stadtbus noch weiter senken müssen. Vielleicht laufen wir uns mit dem Thema ÖPNV tot“, sagte er. OB Bernd Häusler zeigte sich ob dieser Kritik verständnisvoll, betonte aber auch, dass die vergangenen drei bis vier Jahre wegen den Umleitungen und den Bauarbeiten am Busbahnhof schwierig gewesen seien: „Durch den Lockdown wird es noch schwieriger, dass die Menschen den Stadtbus nutzen.“
Stadtrat Eberhard Röhm (Grüne) machte sich für den Verkauf von FFP2-Masken direkt im Stadtbus stark. „Damit uns die wenigen Fahrgäste nicht auch noch abspringen“, sagte er. Ohnehin werde für die Stadt problematisch, die Stammkundschaft, die durch die Pandemie verloren ging, für den Stadtbus zurückgewinnen zu können. „Wir müssen uns dort Maßnahmen überlegen“, forderte er.
Michael Burzinski von den Freien Wählern kritisierte die Einführung der Parkgebühren zur Martkzeit in der Tiefgarage am Herz-Jesu-Platz. Ins gleiche Horn stieß Markus Weber (Neue Linie): „Wegen den Gebühren in der Herz-Jesu-Tiefgarage fährt dort kaum einer mehr ein, dafür sind alle Seitenstraßen belegt.“ OB Häusler verwies darauf, dass die Gebühren der Wunsch des Gemeinderates gewesen sei.
So würde abgestimmt
Trotz aller Diskussion stimmten die Mitglieder des Betriebsausschusses dem Wirtschaftsplan 2021 der Stadtwerke Singen mit großer Mehrheit zu. Die Stadträte der Grünen enthielten sich allerdings der Abstimmung. Ihre Beweggründe: Laut Eberhard Röhm wolle man erst die Klausurtagung des Gemeinderates abwarten. Am Dienstag, 9. Februar, wird sich der Gemeinderat abschließend mit dem Wirtschaftsplan 2021 befassen.