Laut sind die Forderungen nach schnelleren Internetverbindungen im Hegau. Und auch in Singen ist eine flächendeckende Glasfaserversorgung noch Zukunftsmusik. Aber eine Zukunftsmusik mit Aussicht auf Realisierung. „Die ersten Schritte für den Ausbau des Glasfasernetzes im Singener Norden sind gemacht – und das im wahrsten Sinne des Wortes“, schreibt jetzt Carolin Klyk-Bauer, Pressesprecherin für das beauftragte Unternehmen Lila-Connect.
Monatelang hat Lila-Connect nach künftigen Kunden für Glasfaser-Verbindungen gesucht. Dabei seien im Innenstadtbereich auch Bewohner angesprochen worden, die als Mieter wenig Einfluss auf die Wahl des Online-Netzbetreibers haben. Vorwürfe, dass dabei an den Wohnungstüren Mitarbeiter manchmal auch zu fordernd aufgetreten seien, weist Klyk-Bauer zurück. „Wir verfolgen eine transparente Vorgehensweise.“ Die Besuche der Lila-Connect-Mitarbeiter würden zuvor angekündigt und die Bewohner vollumfassend über die Vorteile eines Glasfaseranschlusses, aber auch über die verschiedenen Produkte und das Vorgehen bei einem möglichen Vertragsabschluss mit Lila-Connect informiert. „Im direkten Austausch können Fragen gezielt und schnell beantwortet werden“, so Carolin Klyk-Bauer gegenüber dem SÜDKURIER.
Vor vorschnellen Entscheidungen schreckt Beispielsweise Thomas Feneberg, Geschäftsführer der Baugenossenschaft Oberzellerhau (BGO), zurück. „Wir stehen mit allen Anbietern im Kontakt“, erklärt er. Neben Lila-Connect bieten auch Thüga-Energie sowie die bundesweiten Anbieter Vodafone und Telekom Verbindung – jedoch nicht flächendeckend. „Aber Klein-Klein bringt nichts“, sagt er. Die BGO-Mieter seien über Koaxiallösungen schon sehr gut versorgt. Schnell gehen soll nun der anstehende Ausbau. Gemeinsam mit Vertretern der Stadtverwaltung konnten Lila-Connect-Experten eine erste Trassenbegehung absolvieren. Knapp neun Kilometer Strecke wurden abgesteckt, um Singen samt der Stadtteile Beuren, Schlatt und Friedingen an das Glasfasernetz anzuschließen. Insgesamt sind zwölf Begehungen in dem Bereich vorgesehen.
Die Planung der Trasse ist die eine Sache, die Verlegung eine andere. Deshalb wurden auch die Oberflächen untersucht. Denn je nachdem, ob es sich um Asphalt, Kopfsteinpflaster, Schotter oder Grünflächen handelt, kommen unterschiedliche Verlegemethoden in Frage. Sie reichen von der offenen Verlegung in tiefen Gräben, über die Mitverlegung mit den Stadtwerken und anderen Bauträgern, bis hin zum Fräsen und anderen Methoden. „In unserem Interesse ist es, die bestmögliche Trasse für die Glasfaserleitungen zu finden und festzulegen, sowie einen nachhaltigen Ausbau zu betreiben“, sagt Christian Rocabado vom Straßenbauamt Singen.
„Deshalb ist diese Felduntersuchung so wichtig.“
Technische Lösungen mit vielfältigen Angeboten
- Das Unternehmen: LilaConnect verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung im Aufbau und Betrieb von Open-Access-Glasfasernetzen und betreibt mit der Stadt Singen den Glasfaser-Vollausbau eigenwirtschaftlich und ohne staatliche Zuschüsse. Von Schweden ausgehend agiere das Unternehmen mittlerweile globales über Europa hinaus auch in Südafrika und Südostasien und darüber hinaus. Als Investor und Partner wird der Infrastrukturfond AMP Capital genannt.
- Das Vorgehen: Die topografische Vermessung sei Voraussetzung, um das Leitungsnetz optimal planen zu können. „Wir identifizieren und vermessen alle Objekte auf und neben der geplanten Baustrecke. Dazu gehören Gebäude und Strommasten ebenso wie Bäche und Bäume“, erklärt Lila-Connect-Bauleiter Cengiz Temur. Ziel sei, die Trasse so zu planen, dass sie die Hindernisse umgeht oder ihnen folgt, damit das Netz sowohl sicher als auch praktisch ist.
- Das Umfeld: Auch das Versorgungsunternehmen Thüga-Energie bietet Glasfaserleitungen in Singen an. Jedoch noch nicht in der Fläche. „Aber man kann sich immer an uns wenden, und wir prüfen, was möglich ist“, erklärt Regionalvertreter Karl Mohr von Thüga Energie. Die Internetversorgung der Region sei ein Geschäftsfeld von Bedeutung, das weiter ausgebaut werden soll.
- Das Verfahren: Neben der Glasfasertechnologie, die auf Datenübertragung per Lichtwellen setzt, bieten auch kabelgebundene Lösungen hohe Übertragungsraten. Beispielsweise die Koaxialleitungen der Kabel-TV-Sender. Doch können Übertragungsraten zu Stoßzeiten drastisch heruntergehen, weil sich aufgrund der Architektur des Kabelnetzes viele Teilnehmer die Gesamtbandbreite teilen müssen.